Trauer um Rostocker Kirchenmusikdirektor Hartwig Eschenburg
In der Rostocker St. Johannis-Kirche war Hartwig Eschenburg rund vier Jahrzehnte lang Kantor. Mit der Gründung des Rostocker Motettenchors machte er sich über die Hansestadt hinaus einen Namen. Nun ist er im Alter von 91 Jahren gestorben.
Hartwig Eschenburg blieb ein Leben lang seiner Mecklenburger Heimat treu. Sogar das Angebot, Anfang der 1970er-Jahre, den Dresdner Kreuzchor zu leiten, schlug der Kirchenmusiker aus. "Ich bin glücklich und froh, dass ich in Rostock geblieben bin. Das erfüllt mich", sagte der Kirchenmusiker vor Jahren. "Ich habe hier in all den Jahren so viel wunderbare musikalisch und menschliche Erlebnisse haben dürfen, dass ich sagen muss, dass wäre woanders nicht besser gewesen."
Nach seinem Studium an der Evangelischen Kirchenmusikschule in Halle an der Saale wurde Eschenburg 1957 zunächst Kantor der Stiftskirche in Bützow - drei Jahre später kam er nach Rostock: "Ich habe wirklich gedacht, ich würde vor allen Dingen Organist werden und Konzerte geben. Das habe ich auch gemacht, aber es kamen immer mehr Leute. Angefangen habe ich mit diesen 15 bis 20 Kindern und mit einem kleinen Kirchenchor von 17 Leuten. Nachher wuchs und wuchs er, so dass ich so gefordert wurde, dass ich mein letztes öffentliches Orgelkonzert 1975 gegeben habe."
Wichtiger Kirchenmusiker mit bedeutenden Impulsen
An der St. Johannis-Kirche leitete Eschenburg vier Chöre, von denen der Motettenchor der bekannteste wurde. "Wir waren der einzige Kirchenchor, der zu Schallplattenaufnahmen zugelassen wurde", erinnert sich der ehemalige Chorleiter. "Es hat in der DDR eine ganze Reihe hervorragender Kirchenchöre gegeben. Wir hatten auf einem Bachfest in Schwerin die doppelchörigen Motetten von Johann Sebastian Bach aufgeführt. Da war man im Vorfeld des Bach-Jahres 1985 auf uns aufmerksam geworden."
Und so erschien bei der DDR-Plattenfirma "Eterna" die Schallplatte mit dem Titel "Abendstille". Neben dem Motettenchor leitete Eschenburg auch den Choralchor, mit dem er jährlich einmal im Sommer auf Chorwanderschaft ging: "Ein Chor braucht ein gemeinsames Groß-Erlebnis, und das war diese Wanderung. Wir haben den Choralchor gegründet - da waren 28 Jugendliche dabei. Als wir dann im nächsten Jahr die erste Wanderung gemacht hatten, da waren es schon mehr. Und jeden Abend in einer anderen Kirche zu singen, das ist was Schönes und schweißt zusammen."
Eschenburg: Zeit seines Lebens ein Warnemünder
Schon als Zwölfjähriger wusste Eschenburg, was er einmal werden wollte: "Mein Großvater war in Warnemünde Lehrer und Küster, der aber auch Orgel spielte. Ich habe ihn nicht mehr erlebt, aber dieses Fluidum - wir wohnten ja in Warnemünde im Küsterhaus. Ich bekam Klavierunterricht und musste zum Unterricht immer an der Warnemünder Kirche in der Anastasia Straße vorbei. Eines Tages ging ich da lang und wusste plötzlich, was ich werden würde."
Zwischen 1960 und 2000 war Eschenburg Kantor der St. Johannis-Kirche in Rostock - 1974 wurde er zum Kirchenmusikdirektor ernannte. Zeit seines Lebens sah er sich immer als Warnemünder, da er 1934 dort zur Welt kam.
Bundesverdienstkreuz 1998
Für sein Wirken erhielt Eschenburg zahlreiche Auszeichnungen: 1988 den Kulturpreis der Hansestadt Rostock, 1995 den Kulturpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern und 1998 das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik. Nach wie vor ist die Kantorei der Rostocker St. Johannis-Kirche eine der größten im Bundesland. Und der von Eschenburg gegründete Motettenchor hat auch nach seinem Ausscheiden als Chorleiter nichts von seinem Klang und Ansehen verloren.