Strawinskys Le Sacre du Printemps - eine Woche, vier Konzertformate
Das Sacre gehört zu Strawinskys bekanntesten Werken. Andrew Manze bringt es gemeinsam mit der NDR Radiophilharmonie in Hannover auf die Bühne
Die Uraufführung von Le Sacre du Printemps, also das Frühlingsopfer im Jahr 1913, löste im Publikum Pfiffe, laute Rufe aus und es folgten Ausschreitungen. Bei mir im Studio begrüße ich Bettina Paul, sie ist Redakteurin von Discover Music der NDR Radiophilharmonie und Paul Schumacher und Jonte Bauermeister aus der 7b der Bismarckschule Hannover, schön, dass ihr hier seid, herzlich willkommen.
Was ist das Besondere an diesem Werk von Strawinsky?
Bettina Paul: Das kann man mit einem Satz gar nicht so sagen. Dafür haben wir ja einen Radioworkshop mit diesen Schülerinnen und Schülern gemacht. Aber es ist ein opulentes Werk, das auch 110 Jahre nach der Uraufführung wirklich noch aufregend ist. Ganz besonders ist zum Beispiel allein die Größe der Orchesterbesetzung. Wir sind, wenn ich richtig gezählt habe, diese Woche 102 Personen auf der Bühne.
Ihr wart mit dabei Paul und Jonte, habt einen Radioworkshop mitgemacht? Am 1. Mai hat der stattgefunden, vier Jugendliche waren dabei, auch Isabella und Selina von der IGS Lilienthal. Ihr habt einen Radiobeitrag gemacht. Wie war das?
Jonte: Es hat Spaß gemacht, erst die Informationen rauszusuchen, nun danach das Aufnehmen.
Ihr habt dann aber ein bisschen Hilfe bekommen. Oder?
Paul: Ja, wir hatten Anleitung. Wir haben uns Informationen rausgesucht, haben noch mal das Stück angehört. Was das in uns auslöste, was wir dabei fühlen, die ganzen Informationen haben wir dann in einen Text verpackt und aufgenommen.
Ich muss sagen, dass auf der echt total super gemacht Yaltah Worlitzsch von NDR Kultur hat das Ganze gemeinsam mit euch gemacht. Wie war denn das Thema für euch?
Jonte: Es war ein bisschen merkwürdig, wegen der ganzen Taktwechsel und der Polyrhythmik. Ich fand das Stück auch ein bisschen abstrakt, wenn man sich zum Beispiel die Stelle nimmt, in der, der alte Mann den Boden küsst, dort wird es leise. Und dann kommt ein Beckenschlag.
Es ist schon eine ganz spannende Sache Kultur, und man ist so mittendrin wie was für dich, Paul?
Paul: Ic habe das Ballett mir danach noch mal angeguckt. Aber als ich das dann das erste Mal so wirklich durchgehört habe, das war, glaube ich, sogar dann an dem Tag, als wir uns das dann gemeinsam angehört haben. Man braucht gar kein Ballett, um da reinzukommen. Es ist wirklich wie ein Film, der vor deinen Augen abläuft. Das ist total verrückt. Wenn man es gerade so mit anderen klassischen Stücken vergleicht, aus der Zeit vorher, das ist ganz anders. Das ist total verrückt und war super.
Ihr liebt Klassik. Ich habe so ein bisschen das Gefühl, ihr seid hier voll im Thema. Spielt ihr selber Instrumente, wie ist das bei dir, Paul?
Paul: Wir beide. Wir sind in einer Bläser-Klasse, das heißt, wir spielen in der Klasse alle ein Instrument. Ich spiele die Posaune und Jonte?
Jonte: Ich spiele die Querflöte.
Ihr habt das in der Schule durchgenommen und dann seid ihr zur NDR Radiophilharmonie gegangen und durftet einen Radiobeitrag machen. Eine klasse Sache. Heute findet übrigens ein NDR Thementag statt: "Trotz Inflation - Viel Kultur für wenig Geld". Bettina es finden zu Strawinskys Le Sacre du Printemps noch weitere tolle Aktionen und auch Konzerte statt. Am Donnerstag gibt es dazu auch wieder eine Spurensuche für das jüngere Publikum. Wie macht da die NDR Radiophilharmonie mit, viel Kultur zu bieten ohne, das es den Menschen zu sehr ans Portemonnaie geht?
Bettina Paul: Für die Schulklassen, bei diesem Format Spurensuche ist es so, dass jede Schülerin, jeder Schüler fünf Euro zahlt. Bei den anderen Konzerten, auch bei den Abendveranstaltungen, gibt es jede Menge Ermäßigungen, sowohl für junges als auch für das normale Publikum je nach Geldbeutel. Schülerinnen und alle in Ausbildung und Studium haben zum Beispiel jetzt ab heute für Donnerstag die Möglichkeit, ein fünf Euro-Ticket zu erwerben und damit ins Konzert zu gehen. Aber es gibt zum Beispiel auch in Hannover die Hausmarke für Studierende. Die können einmal pro Saison sogar kostenfrei bei uns in eine Veranstaltung gehen. Wer sich jetzt dieses Konzert aussuchen möchte, hätte Gelegenheit.
Spurensuche habe ich eben gerade schon angesprochen. Wie läuft so eine Spurensuche ab?
Bettina Paul: Die besteht eigentlich aus zwei Teilen. Der erste Teil ist eine Art Gesprächsveranstaltung, in der wir versuchen, das Werk, um das es geht, der Altersgruppe, die da sitzt, zu erklären. Also in diesem Falle haben wir Le Sacre du Printemps für Schulklassen ab Klasse neun angeboten. Da wird dieses Werk interaktiv erklärt, sodass man Ankerpunkte findet, die man dann hinterher, wenn man im Rahmen der Generalprobe des Orchesters das gesamte Werk anhört, wieder findet und das Konzert verfolgen kann.
Das heißt, man bekommt auch als Schüler, als Schülerin, Unterrichtsmaterial. Die Lehrer bereiten das schon so ein bisschen vor?
Bettina Paul: Das gibt es sogar schon im Vorwege. Einige Wochen vor der Veranstaltung bieten wir den Schulklassen Unterrichtsmaterial zur Vorbereitung an. Das eignet sich aber genauso gut, wer das nicht schafft, zur Nachbereitung. Und man erlebt dann ein Orchesterkonzert. Aber auf ganz unkomplizierte Art und Weise, denn es handelt sich um eine Generalprobe. Das Orchester sitzt da noch nicht im Frack oder in Konzertkleidung sondern in Zivil. Natürlich gibt es schon Applaus und es sollte auch alles perfekt sein, so wie es dann am Abend aufgeführt wird. Trotzdem ist es noch eine andere Atmosphäre.
Warum ist es Euch denn so wichtig, als NDR Radiophilharmonie, gerade auch Kinder und Jugendliche für Kultur zu begeistern? Und das auch so, dass es nicht viel kostet?
Bettina Paul: Es ist ganz wichtig, dass wir auch in 20 Jahren Publikum haben, das gerne auch in klassische Konzerte geht. Im Moment leidet der Kulturbereich an sowieso ein bisschen, das wissen wir ja alle, nach der Corona-Zeit hat sich manches geändert. Ich glaube, es erholt sich jetzt auch gerade vieles wieder. Aber das junge Publikum ist uns ein riesen Anliegen. Es ist ganz, ganz wichtig, dass junge Leute in Konzerte gehen und dass diese Kultur eben auch am Leben erhalten wird.
Aber nicht nur Kinder und Jugendliche. Ihr habt noch ein besonderes Angebot für alle, die unter 30 sind.
Bettina Paul: Rein kostenmäßig auf jeden Fall. Alle unter 30 zahlen 50 Prozent des Ticketpreises. Es ist egal, ob man jetzt noch im Studium oder in einer Ausbildung ist oder nicht. U-dreißig zahlt 50 Prozent.
Jeder hat im Grunde die Möglichkeit, auch doch kostengünstig Kultur zu erleben. Und es darf natürlich auch nicht auf Kosten der Künstlerinnen und Künstler gehen. Da muss es ja dann auch Möglichkeiten geben, dass das irgendwie finanziert wird. Sie können natürlich nicht auf ihre Gagen verzichten. Das ist auch ein ganz wichtiges Thema. Bettina wie geht es denn musikalisch mit Strawinskys Werk weiter am Donnerstagabend, dem 11. Mai 2023?
Bettina Paul: Donnerstagabend haben wir ein Sinfoniekonzert aus der Reihe C. Die C Konzerte sind in der Regel vom Chefdirigenten dirigiert, und das ist auch in dieser Woche der Fall. Bei den C Konzerten ist besonders, dass es auch vorher eine Einführung gibt, also Musikvermittlung. Das ist ganz wichtig, und das merkt man in dieser Woche auch besonders, findet sie bei der NDR Radiophilharmonie für jede Altersgruppe statt, für die Jugendlichen oder Kinder, aber eben auch für das erwachsene Publikum. In diesen Konzerten wird sich der Cellist Christian Edelmann um 19 Uhr vor das Publikum stellen und auch das Programm, unter anderem Strawinsky, dann erläutern und vorstellen.
Für das junge Publikum ist der Freitag, der 12. Mai 2023, der Tag, den man sich vielleicht in den Kalender eintragen sollte.
Bettina Paul: Phil und Chill ist ein Format für wirklich junges Publikum allerdings nicht unbedingt unter 18, weil es nämlich bis tief in die Nacht hinein geht. Junge Erwachsene, sprechen wir damit auf jeden Fall an. Es handelt sich eigentlich um eine Partynacht, in der man wirklich durchfeiern kann, in der wir eine DJ-Party anbieten, aber auf dieser Party auch ein Live-Act haben. In diesem Falle wird das Zoe Wees sein. Aber man erlebt in dieser Nacht mittendrin auch ein Orchesterkonzert. Also hier treffen zwei Welten aufeinander. Das ist auch das Spannende bei dieser Veranstaltung. Zwischendurch geht man also dann mal in den großen Sendesaal und erlebt eine Stunde ein Konzert mit der NDR Radiophilharmonie. Und auch das wird natürlich in dieser Woche das Le Sacre du Printemps.
Am Sonntag endet eine Woche vier Konzertformate zu Igor Strawinskys Le Sacre du Printemps.
Bettina Paul: Am Sonntag haben wir dann noch mal zwei Konzerte aus der Reihe Klassik Extra. Klassik Extra ist auch eigentlich eine Art Musikvermittlungsformat wiederum für ein erwachsenes Publikum, das eben auch wirklich gerne ein bisschen was darüber erfahren möchte, was es zu hören bekommt. Und auch da wird wieder das Le Sacre du Printemps auf dem Programm stehen und Andrew Menze wird vor den Konzerten ein bisschen was über das Werk erzählen im Gespräch mit Friederike Westerhaus von NDR Kultur.
Ich freue mich sehr, dass ihr drei hier gewesen seid. Informationen zu Konzerten finden Sie online bei uns auf ndr.de/ndradiophilharmonie. Vielen Dank, Bettina Pohl, vielen Dank Paul vielen Dank Jonte, dass er hier gewesen seid. Wir haben für Sie ein großes Angebot über kostengünstige und auch kostenlose Kulturangebote vorbereitet zu "Trotz Inflation - viel Kultur für wenig Geld".
Das Gespräch führte Matina Galica.