Mit viel schwarzem Humor - eine Hommage an Georg Kreisler
Die Sängerin Maja Hilke und die Pianistin Carolin Hlusiak aus Göttingen widmen sich in einem besonderen szenisch-musikalischen Programm dem Komponisten und Sänger Georg Kreisler.
"Die Bäume sind grün und der Himmel ist blau, geh'n wir Tauben vergiften im Park!" Der im Juli 1922 geborene Georg Kreisler ist bekannt für seine makabren Lieder. Weniger bekannt ist wahrscheinlich, dass der österreichische Musiker und Autor aus einer jüdischen Familie kam, 1938 in die USA emigrierte und später als amerikanischer Staatsbürger nach Europa zurückkehrte. Von seinem Leben erzählen die beiden Musikerinnen.
Maja Hilke steht neben dem Flügel und wiegt sich im Takt. "Den meine ich", sagt sie, "wie so ein Hüftschwung beim Rumbatanzen." Die Lieder hat sie schon als Kind gehört. Nun singt sie diese selbst: "Der Mensch, der muss weg", lautet der Liedtext, "lediglich der Mensch hat keinen Zweck. Denn der Mensch bleibt ein Mensch, der muss weg." Dieser Text bringt sie zum Lachen.
Versteckter Tiefsinn im Humor
Das Programm ist eine Hommage an den österreichischen Komponisten, Sänger und Dichter Georg Kreisler. Deshalb heißt der Konzertabend auch: Der Mensch muss weg! Über diesen Titel schmunzelt Maja Hilke: "Es ist natürlich ein etwas reißerischer Titel, der andeutet, dass es lustig sein kann. Aber, dass das Lachen einem manchmal auch im Halse stecken bleibt, weil man sich ertappt fühlen könnte."
Kreislers Lieder sind auch heute noch dicht am Leben. Viele hat der begabte Musiker vor über 60 Jahren geschrieben, wie die "Die Augen von meiner Maschine" - ein Vorgeschmack auf das Smartphone. Oder: "Gnädige Frau".
"In diesem Lied geht es darum, dass eine wohlsituierte Dame angesprochen wird, wie sie zu bestimmten Themen steht, wie zum Beispiel Kinderarbeit", erklärt die Pianistin Carolin Hlusiak. "Dass man natürlich ein schönes Leben haben kann, aber dass dieses Leben auf dem Rücken von anderen entsteht.
Bewusst keine Evergreens im Programm
Ernst, tiefgründig, traurig und musikalisch vielseitig. Das mag Carolin Hlusiak. Auf Gassenhauer oder die berühmten "Everblacks" haben die beiden in ihrem Programm überwiegend verzichtet. Für Maja Hilke zählt etwas anderes für den Kreisler-Abend: "Eigentlich wollen die Leute lieber 'Die Tauben vergiften' hören oder die 'Zwei alten Tanten' als dieses Stück. Das ist eben auch repräsentativ für das Repertoire von Kreisler. Wir haben andere Dinge ausgesucht, weil sie eben seltener gespielt werden."
Kreislers Liedtexte - Verweise auf eine nicht leichte Biografie
Leicht und beschwingt, mit viel schwarzem Humor - das ist typisch für Kreisler. Als Sechzehnjähriger floh er mit seinen Eltern von Wien nach Hollywood. Auf der Suche nach Heimat und Erfolg kehrte er 1955 zurück. Von der Familie lebte hier keiner mehr. Wie es war, dieselben Gassen von damals entlangzugehen hat er in seinem Liedtext "Weg zur Arbeit" festgehalten, den Maja Hilke singt:
"Und ich grüße freundlich die Verkäuferin meiner Zeitung. Sie hat es schwer heut', seit jenem grausigen Prozess. Ihr Mann ist eingesperrt wegen so mancher Überschreitung. Sie wurde freigesprochen, denn sie war nicht in der SS." Auszug aus Georg Kreislers Lied "Weg zur Arbeit"
"Ich finde da gar keine Worte für", sagt Maja Hilke bewundernd, "dass man das schafft, und dass man sich das auch zutraut, und wie man damit umgeht, sogar dieselben Menschen zu treffen. Möglicherweise sogar die Nachbarn von früher, die zugeschaut haben." Und Carolin Hlusiak ergänzt: "Er hat gesagt, dass es egal ist, in welchem Land man lebt, weil im Grunde überall ein Hitler sprießen kann."
Carolin Hlusiak und Maja Hilke präsentieren ihren szenisch-musikalischen Abend am Sonntag, 28. April, in Herzberg am Harz, im Rittersaal des ehemaligen Welfenschlosses. Weitere Auftritte sind geplant.