Leon Gurvitch komponiert Ukraine-Konzert für die Elphi
Leon Gurvitch flüchtete in jungen Jahren aus Belarus. Mittlerweile ist er erfolgreicher Pianist und Komponist. Im März wird er mit geflüchteten Musikerinnen und Musikern aus der Ukraine in der Elbphilharmonie seine Stück "Silentium" präsentieren.
Mitten im Grünen, mit Blick aus dem Fenster arbeitet Leon Gurvitch in seinem Wohnhaus in Neu Wulmstorf. Zentral im Wohnzimmer stehen auf einem Podest sein Flügel und zwei Schreibtische. Komponieren kann er am besten direkt am Klavier, ganz klassisch mit Bleistift und Papier, erklärt er: "Das ist diese direkte Verbindung mit dem Bleistift. Das, was in meinen Kopf kommt, kann ich schnell auf Papier bringen. Am Computer habe ich kaum Ideen. Ich kann danach am Computer korrigieren, das ist heutzutage sehr gut, und für Komponisten viel einfacher als früher."
Der Pianist, Komponist und Dirigent hat bereits über 300 Stücke kreiert. Sein aktuelles Projekt "Silentium" - also Stille - begann er während der Corona-Pandemie und wurde von dem russischen Angriffskrieg unterbrochen. "Als Komponisten leben wir nicht auf einem anderen Planeten, wir reflektieren unsere Zeiten", sagt Gurvitch. "Das hört man in diesem Stück, dieser Bruch, wo ich angefangen habe, die Kriegsereignisse zu protokollieren."
Flucht als 20-Jähriger aus Belarus
In Belarus geboren und aufgewachsen, musste Leon Gurvitch mit Anfang 20 in den 1990er Jahren selbst flüchten und kam eher zufällig nach Hamburg: "Meine ersten Monate habe ich mit anderen Flüchtlingen auf einem Schiff verbracht. Da war keine Rede von Musik, da war die Rede vom Überleben, mit schönem Blick auf die zukünftige Elbphilharmonie, wo ich 15 Jahre später mein Solokonzert spielen würde."
Er weiß, wie schwer es ist, in einem fremden Land ohne Sprachkenntnisse wieder bei Null anzufangen: "Ich habe einfach immer wieder Ideen gehabt, Projekte angeboten. Mal wurden sie abgelehnt, mal wurde zugesagt. Die Leute haben mich erst mal misstrauisch angeschaut. Aber auf der anderen Seite waren da auch Leute, die an mich geglaubt haben."
Einflüsse aus Jazz, Klezmer, Tango und Klassik
Der Weg zum erfolgreichen klassischen Musiker war hart, erzählt Leon Gurvitch. Mittlerweile spielte der Pianist schon Solokonzerte in der New Yorker Carnegie Hall oder der Elbphilharmonie. Er experimentiert mit den Genres, nutzt Einflüsse aus Jazz, Klezmer, Tango und Klassik. Mit dem Ukraine-Konzert in der Elbphilharmonie möchte Gurvitch etwas zurückgeben, sich solidarisch zeigen, weiter auf den Krieg und die Menschen aus der Ukraine aufmerksam machen: "Diese schrecklichen Ereignisse, diese dramatischen Bilder, die wir immer hören und sehen - ich habe das als Komponist auf die Musik transportiert und übersetzt. Ich werde auch selber auf der Bühne sein und am Klavier spielen."
Mit zehn Musikerinnen und Musikern, darunter Geflüchtete aus Kiew und Odessa, spielt er im März seine Komposition über den Krieg in der Elbphilharmonie. Mit dem Konzert möchte Leon Gurvitch die musikalische Zusammenarbeit von deutschen und ukrainischen Musikern fördert und ein Zeichen für Frieden setzen.
"Silentium" von Leon Gurvitch mit Ensemble feiert unter dem Motto "Musik verbindet" am 31. März um 19.30 Uhr seine Uraufführung in der Elbphilharmonie.