Album der Woche: Céline Moinet spielt Mozart und Gatti
Schon mit Anfang 20 wurde Céline Moinet Solo-Oboistin der Staatskappelle Dresden und mit knapp 30 Professorin an der Dresdner Musikhochschule. Nach dem letzten Album mit Klavier und französischen Meistern widmet sie sich nun erneut der Kammermusik.
Mozart verfolgte interessiert die Entwicklungen des Instruments und schrieb eines der ersten ernstzunehmenden Stücke für die Oboe: Nicht nur sein Oboenkonzert, sondern auch das Oboenquartett KV 370 gehören zu den wichtigsten Werken für das Blasinstrument. Es entstand in München - einer Stadt, in der sich Mozart gerne aufhielt. Wie immer, wenn ihm gute Bläser zur Verfügung standen, kostete Mozart alles technisch Mögliche aus. Er betonte die Sanftheit der Oboe ebenso wie ihren Tonumfang.
Für Friedrich Ramm komponierte Mozart das Quartett - übrigens auch das (einzige!) Oboenkonzert. Ramm, den Mozart noch aus Mannheim kannte, war berühmt für sein "schmetterndes Forte" und dafür, dass hohe, dreigestrichene F spielen zu können, was damals eine Seltenheit war.
Einer, der Mozarts Werke gut kannte und schätzte, war Luigi Gatti. Der 14-jährige Mozart und er waren sich auf einer Italienreise begegnet. Gatti bat darum, eine seiner Messen abschreiben zu dürfen.
Wunderbar austariertes Zusammenspiel
Anders als in Mozarts schnellen Ecksätzen, beginnt in Gattis Werken - zwei haben Céline Moinet und ihr Ensemble ausgewählt - nicht die Oboe, sondern fangen die Streicher an. Eine schöne Abwechslung, die Gelegenheit bietet, den strahlenden Geigenton von Mohamed Hiber, den wunderbar warmen Klang des Cellos, gespielt von Tim Park, und den vollen, rund zwischen diesen Polen federnden Bratschenklang von Sindy Mohamed zu würdigen. Ein wunderbar austariertes Zusammenspiel, das Leichtigkeit ausstrahlt.
Gatti übernahm später eine wichtige Rolle in Salzburg, war dort Hofkapellmeister und führte Mozarts Werke regelmäßig auf. Nur dessen Vater Leopold war nicht ganz glücklich: Er selbst hätte diesen Posten gerne ausgeübt. Auf dieser CD fügen sich die beiden Komponisten wunderbar zusammen. Auch Gatti war als Opernkomponist erfolgreich, man merkt es am Sanglichen und am Pingpong-Spiel zwischen den Instrumentalstimmen, wie verschiedene Charaktere auf der Bühne.
Und Gatti ging sogar bis in die höchsten Töne, bis zum hohen dreigestrichenen G, höher als Mozart - eine der frühesten Zeugnisse für die weiterentwickelte Oboe.
Nicht nur für Oboen-Fans ein Muss
Es sind virtuose und klanglich sehr abwechslungsreiche Stücke, die Céline Moinet mit vielen Nuancen in Ausdruck und Klangfarbe in Szene setzt in lebendigem Miteinander mit ihren Streicherkolleginnen und -kollegen.
Zwei Bearbeitungen von Mozarts Repertoire, einmal dieses Adagio und ein langsamer Satz aus einer seiner Klaviersonaten, sind betörend schöne Ergänzungen dieses Mozart-/Gatti-Programms, die besonders Céline Moinets wandelbaren Ton unterstreichen und sie auch als Englischhorn-Interpretin zeigen. Nicht nur für Fans der Oboe ein Muss. Das Album trägt einen beschwingt in den Frühling.
Mozart & Gatti - Oboenquartette
- Zusatzinfo:
- Céline Moinet, Oboe
- Label:
- Berlin Classics
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Klassik
