Klarinette & Co. mit Daniel Ottensamer und Christoph Traxler
Daniel Ottensamer hat auf sieben CDs fast alle Klarinettentrios eingespielt, die jemals komponiert worden sind. Das Album hat er unter anderem mit Pianist Christoph Traxler aufgenommen.
Viele kennen ihn als Spross einer berühmten Wiener Klarinettisten-Familie und als künstlerischen Kopf des Ensembles "Philharmonix": Daniel Ottensamer. Er zählt zu den besten Klarinettisten seines Fachs. Seit 2009 ist er Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker. Neben dieser Tätigkeit gibt er zahlreiche Konzerte als Solist und Kammermusiker. So ist er zum Beispiel im Trio aufgetreten mit seinem Vater Ernst und seinem Bruder Andreas, dem Soloklarinettisten der Berliner Philharmoniker. Zudem hat Daniel Ottensamer auf sieben CDs fast alle Klarinettentrios eingespielt, die jemals komponiert worden sind. Bei diesem Mammutwerk, das im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde, wirken seine Kammermusikpartner Stephan Koncz und Christoph Traxler mit. Der Pianist Traxler wird Ottensamer in seinem Duokonzert bei NDR Kultur EXTRA begleiten.
Christoph, auf Eurem neuen Album habt Ihr einige Lyrische Stücke von Edvard Grieg aufgenommen. Da ist auch das Klarinettenkonzert von Carl Nielsen drauf. Das hast Du mit Deinen Kolleginnen und Kollegen aufgenommen, mit den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Adam Fischer. Es ist eine Live-Aufnahme. Zwei Österreicher, die sich mit nordischer Musik beschäftigen: Nielsen und Grieg. Was fasziniert Euch denn so an den nordischen Klängen?
Christoph Traxler: Mich persönlich hat schon als Kind und Jugendlicher die Musik und auch die Volksmusik aus dem Norden sehr fasziniert. Es ist meistens eine sehr simple, aber intime Musik, die bei mir sofort ins Herz geht. Man hat sofort das Gefühl, die erzählt etwas sehr Berührendes. Deswegen war es schon lange ein Wunsch von mir, mich mit der Musik auseinanderzusetzen. Es gibt für Klarinette nicht allzu viel, das muss man sagen, aber es gibt das große Klarinetten-Konzert von Carl Nielsen. Und da war dann lange die Frage, was packt man mit dazu? Wir hatten gemeinsam die Idee, dass wir diese Lyrischen Stücke, die diese Simplizität widerspiegeln, dass wir die gemeinsam für unsere beiden Instrumente bearbeiten. Ich glaube, der Kontrast ist ganz nett.
Das Nielsen-Konzert ist relativ komplex. Die Lyrischen Stücke sind eigentlich für Klavier geschrieben, da bist Du der Experte. Das sind 66 kleine Charakterstücke.
Traxler: Es sind sehr viele und die begleiten einen Pianisten natürlich von klein an, weil es auch Stücke in einem Schwierigkeitsgrad gibt, die man als Kind oder als Anfänger schon sehr gut spielen kann. Es entsteht sofort tolle Musik, auch wenn es noch nicht so kompliziert geschrieben ist. Daniel verschweigt es gerne, aber eines der ersten Male, wo ich ihn besucht habe, saß er an seinem Klavier und hat die Lyrischen Stücke von Grieg am Klavier gespielt. Das war schon vor vielen Jahrzehnten. Er kann Klavier spielen, aber er möchte das natürlich nicht öffentlich machen.
Daniel Ottensamer: Es reicht nicht für die Lyrischen Stücke.
Traxler: Das war wirklich ein Herzensprojekt von uns beiden, das gemeinsam zu erforschen, daran sind wir gewachsen.
Die Arrangements für Klarinette und Klavier habt Ihr selber angefertigt. Wie habt Ihr das ausgewählt, was sich besonders gut eignet?
Ottensamer: Das war ein großer Punkt, für uns zu erkennen, welches Stück könnte tatsächlich - sehr hypothetisch - von Grieg für diese beiden Instrumente komponiert worden sein. Wir haben versucht herauszufinden, was sich besonders für Klarinette eignet. Wo fehlt nicht so viel? Wo kann das Klavier ergänzend mitwirken? Wir haben uns auch die Freiheit raus genommen, da und dort ein paar Gegenmelodien hinein zu komponieren. Wir haben Grieg auch da verändert, wo wir das Gefühl hatten, das könnte passen. Da war das Auswahlverfahren schon sehr darauf bezogen, welche Stücke tatsächlich für Klarinette und Klavier passen könnten. Ich glaube, es passt ganz gut mit dem Kontrast zum Klarinetten-Konzert, das doch sehr komplex ist. Das Hörgefühl mit dieser simplen, sehr intimen Melodik und Harmonik passt ganz gut zusammen.
Traxler: Den Klang der Klarinette finde ich wahnsinnig spannend und sehr gut für Grieg - einfach, weil dieser intensive, expressive Klang, aber gleichzeitig auch dieser weiche Klang ein großer Gewinn für viele seiner Lyrischen Stücke ist. Es ist was, was man sich am Klavier immer wünscht. Dieses perfekte Legato, wo jeder Pianist ein Leben lang hinträumt und hinarbeitet. Das ist mit der Klarinette eine tolle Ergänzung.
Ihr habt euch ein echtes Mammutprojekt vorgenommen und habt das vor einem Jahr veröffentlicht: "The Clarinette Trio Anthology". Es sind sieben CDs, also wirklich sehr umfangreich mit einer Menge Repertoire. Wie schafft man sich denn das Repertoire von sieben CDs drauf?
Ottensamer: Stefan kommt mit Cello noch dazu, ein langjähriger Sandkastenfreund von uns. Wir drei sind einfach wahnsinnig gut befreundet und wir haben uns das einfach in den Kopf gesetzt. Wir wollten das machen. Da war keine Hürde zu groß, um das zu meistern. Die größte Hürde für mich war, dieses ganze Monster-Repertoire zu lernen. Meine beiden Freunde haben mich mit der Peitsche in den Keller getrieben, um zu üben. Sie haben mir immer wieder neue Deadlines gesetzt. Wir wussten, wir hatten jetzt ein Jahr - ich möchte nicht sagen: geschenkt bekommen, aber es wurde uns aufoktroyiert. Ein Jahr, wo wir fast keine Konzerte gespielt haben. In diesem Jahr sind wir so zusammengewachsen und wollten das einfach unbedingt machen. Es ist ein Riesenwunsch in uns herangewachsen, und wir haben ihn dann einfach verwirklicht.
Das Gespräch führte Friederike Westerhaus.