Album der Woche: Ottensamer spielt Carl Nielsen und Edvard Grieg
Mit den Wiener Philharmonikern hat Daniel Ottensamer Carl Nielsens Klarinettenkonzert aufgenommen. Um den Charakter des Nordischen abzurunden, hat er außerdem Musik von Edvard Grieg dazugestellt.
Es ist ein sanfter, verhalten-fröhlicher Beginn: Nur kurz dauert das orchestrale Vorspiel in Carl Nielsens Klarinettenkonzert, bis sich auch das Soloinstrument erstmals einschaltet.
Vor etwas mehr als hundert Jahren, 1921, hörte der Däne Carl Nielsen eine Probe mit dem Bläserquintett von Kopenhagen und war hingerissen - so viel Klangschönheit! Also beschloss Nielsen, für jeden der Solisten ein eigenes Konzert zu schreiben. Doch der Plan ging nur teilweise auf. Immerhin: Für zwei Konzerte, für Flöte und für die Klarinette, hat es gereicht.
Wie ein klingendes Kaleidoskop
Daniel Ottensamer kennt dieses Klarinettenkonzert seit Studienzeiten, doch mangelte es oft an Gelegenheiten für eine Aufführung. Denn Carl Nielsen ist immer noch nicht flächendeckend im Konzert-Repertoire verankert.
Nielsens Klarinettenkonzert wirkt mit den ständig wechselnden Anforderungen wie ein klingendes Kaleidoskop. Daniel Ottensamer wird diesem Charakter in jedem der vier Sätze gerecht, und das auf staunenswert souveräne, fast spielerische Weise. Mühelos wechselt er die Farben, mal samtig, mal glühend, mal humorvoll, mal elegisch.
Auch die Wiener Philharmoniker und Adam Fischer sind mit der breiten Farbskala Nielsens sehr vertraut. Beim Hören hilft das natürlich, denn diese Musik ist nicht für jede, für jeden von uns geläufig; beim ersten Mal wirkt sie vielleicht sogar etwas sperrig in ihrer dichten Abfolge. Doch Fischer als Dirigent und Ottensamer als Solist sind sichere Führer durch diese Klangwelten, ob bei ungewöhnlichen Harmonien oder bei schnellen, girlandenhaften Läufen.
Edvard Griegs Musik bekommt einen neuen Reiz
Neben Nielsens Fantasie für Klarinette und Klavier bilden Bearbeitungen einiger "Lyrischer Stücke" von Edvard Grieg den zweiten Teil dieses Albums. Arrangiert wurden sie von den beiden Solisten Daniel Ottensamer und Christoph Traxler.
Eigentlich sind diese Stücke ja für Klavier solo komponiert. Umso mehr erstaunt es, wie natürlich die Klarinettenstimme hier ihren Platz findet - als wäre sie von Anfang an da gewesen. So bekommt Griegs Musik einen eigenen, neuen Reiz.
Daniel Ottensamers Repertoire-Ausflug in den europäischen Norden ist eine lohnende Reise. Denn sie ist offenbar minutiös geplant worden und wird hier mit der nötigen Spontaneität und Spielfreude umgesetzt.
Nielsen / Grieg
- Genre:
- Klassik
- Label:
- Sony Classical