Junge Stimmen für die Bühne: Hamel Opernwettbewerb geht ins Finale
Wie gut bin ich, was gefällt dem Publikum, was machen die anderen vielleicht besser? Beim Walter und Charlotte Hamel Opernwettbewerb messen sich Gesangs-Studierende aus Hannover und Würzburg. Am Mittwoch findet das Finale an der Musikhochschule Hannover statt.
Darf es ein nachdenklicher Rodrigo aus Verdis "Don Carlos" aus dem 19. Jahrhundert sein, wie ihn der Südkoreaner Juhyeon Kim aus Hannover präsentiert? Oder lieber die Arie des Trommlers aus "Der Kaiser von Atlantis" aus den 1940er-Jahren von Victor Ullmann, kraftvoll gesungen von Mezzosopranistin Isabel Grübl von der Hochschule für Musik Würzburg?
Nicht mehr nur "dastehen und singen"
Es sind zwei Arien der insgesamt 16 Teilnehmer im Halbfinale des Wettbewerbs. Jeder und jede musste dafür jeweils fünf Opern- und Operetten-Stücke aus drei Epochen vorbereiten. Doch singen ist nicht alles, was beim Wettbewerb gefragt ist, sagt Paul Weigold, Juryvorsitzender und Professor an der Musikhochschule Hannover. "Man muss sich gut bewegen können heutzutage - das Äußerliche wird immer wichtiger", so Weingold. "Dann muss man heute auch viel mehr sprechen als früher. Außerdem sind die szenische Darstellung und die Regie sehr ausgefeilt. Das verlangt oft ausgefallene Dinge - und bedeutet, dass man eben nicht mehr nur dasteht und singt."
Sichtbar Spaß am Szenischen hat Viola Westhues in ihrer Arie "Nun eilt herbei" aus "Die lustigen Weiber von Windsor". Die Sopranistin im fünften Semester steht im schlichten grünen Konzertkleid neben dem Flügel, gestikuliert mit den Händen, lächelt schelmisch ins Publikum. Vermutlich ist es leichter, eine Jury mit einem munteren Stück von sich zu überzeugen als mit einem düsteren, sagt die gebürtige Paderbornerin.
"Ewig viele Leute bewerben sich auf eine Handvoll Stellen"
"Ich sehe, dass man sehr hart arbeiten und sehr sicher in seiner Technik und in seinem Auftreten sein muss", erklärt die 23-Jährige. Man müsse sich zu verkaufen wissen, da es einen Überhang an Sängerinnen und Sängern gebe. "Es bewerben sich ewig viele Leute auf eine Handvoll Stellen an Opernhäusern - deswegen muss man früh seine Nische finden."
Für welche Rolle Westhues am Besten passen würde, darüber will Jurymitglied Juliane Piontek nicht spekulieren. Dass muntere Inszenierungen ihr Publikum finden, zeigte allerdings in ihrem Haus in Osnabrück die umjubelte Musical-Produktion "Tootsie" im Frühjahr. Zudem brächten junge Kolleginnen und Kollegen frischen Wind ins Ensemble, weshalb sich die Operndirektorin in Hannover gern den Nachwuchs ansieht.
Stadttheater als Sprungbrett für junge Sängerinnen und Sänger
"Ich komme vom Theater Osnabrück, und das ist ja ein sogenanntes Stadttheater", erzählt Piontek. "In dieser Größenordnung sind wir für viele junge Sängerinnen und Sänger das Sprungbrett, um an größere Häuser zu kommen. Insofern rekrutieren wir gerade auch bei solchen Hochschul-Vorsingen - natürlich nicht nur, denn es liegt ja auch an den Partien, die man sucht, aber durchaus auch."
Die Qualität der Teilnehmer beim Walter und Charlotte Hamel Opernwettbewerb ist hoch, was das Publikum in der Musikhochschule Hannover zum Teil mit begeisterten Applaus quittiert. Beim Finale am Mittwoch wird sich entscheiden, wer den ersten Preis über 3.000 Euro erhält. Viola Westhues und Juhyeon Kim jedenfalls sind unter den Finalisten.