"Four Hands": Erfrischendes Album mit vierhändiger Klaviermusik
Der Pianist Alexandre Tharaud hat befreundete Pianistinnen und Pianisten um sich versammelt und eine CD mit vierhändiger Klaviermusik eingespielt. Herausgekommen ist ein frisches und kurzweiliges Album.
Charmant und elegant zelebrieren Alexandre Tharaud und Víkingur Ólafsson den norwegischen Tanz von Edvard Grieg. Musik, die gut zu dem Isländer passt. Er gilt als delikater Klanggestalter, kann aber auch mal virtuos in die Tasten greifen.
Egal, wen sich Tharaud als Partnerin oder Partner erwählt hat, es vermittelt sich einfach eine große Freude. Das ist eine Sache, die der französische Pianist mit diesem Album zeigen will: den puren Spaß am gemeinsamen Musizieren. Etwas, das beim manchmal schon eigenbrödlerischen Leben eines Solisten zu kurz kommt.
Ein Streifzug vom 18. Jahrhundert bis heute
Munter spielen Tharaud und Michel Dalberto einen Marsch von Franz Schubert. Das doch erstaunlich breite Repertoire der vierhändigen Klavier-Literatur steht im Schatten der zweihändigen Klaviermusik. Ein weiterer Grund für Tharaud, einmal einen Streifzug zu wagen, vom 18. Jahrhundert bis heute. Mit David Fray, dessen Herz bekanntermaßen für Johann Sebastian Bach schlägt, gibt es ein Bach-Kantaten-Arrangement von György Kurtág.
Kurzweiliger kann ein Album kaum sein. Bei den 22 Titeln hat Tharaud vor allem auf Abwechslung geachtet, auf Kontrast von Tempo und Stimmung, aber auch der Epochen. Mit der Italienerin Beatrice Rana gibt es einen ziemlich wilden argentinischen Tango von Astor Piazzolla.
Ein Album voller Spitzen-Solisten
Es ist sehr sympathisch, dass Tharaud die Musik immer gut passend zu seinen jeweiligen Partnern ausgesucht hat. Berührend, dass auch eine Berceuse von Gabriel Fauré mit dem 2022 gestorbenen Nicolas Angelich auf dem Album ist.
Hervorragende Pianistinnen und Pianisten gibt es wie Sand am Meer. Aber die professionellen Klavierduos kann man an einer Hand abzählen: Yaara Tal und Andreas Groethuysen wäre eins, das Duo GrauSchumacher (Andreas Grau und Götz Schumacher) ein anderes. Ein Grund sicher: Der "Egotrip" als Solist funktioniert im Duo nicht, man muss die eigene Persönlichkeit zurücknehmen und kooperieren. Das liegt vielen nicht. Alle der hier versammelten Kollegen von Tharaud sind als Spitzen-Solisten in der Klassikwelt unterwegs. Sympathisch, dass sie bei diesem Album mitgemacht haben.
Von Mozart, Haydn und Brahms bis hin zu Ravel
Tharaud belebt mit diesem Album vierhändiger Klaviermusik auch eine wichtige Tradition im 19. Jahrhundert. In der Hausmusik wurden vierhändig Opern, Sinfonien und mehr rauf und runter gespielt. So lernte man neues Repertoire kennen. Streaming-Anbieter gab es schließlich nicht. Von Mozart, Haydn, Brahms bis hin zu Ravel oder Philip Glass - viel unbekannte, aber spannende Musik kann man auf diesem erfrischenden Album kennenlernen. Und es macht Lust, sich auch selbst einmal mit Freunden ans Klavier zu setzen.
Four Hands
- Genre:
- Klassik
- Label:
- Erato