Festival in Helmstedt: "Übergänge" macht neue Musik erlebbar
In Helmstedt hat das "Musik 21 Festival" begonnen, ein Festival für zeitgenössische Musik. Unter dem Motto "Übergänge" werden bis Sonntag verschiedene Gebäude in der Stadt zum Raum für besondere Klangerlebnisse.
Auf einer Anhöhe in Helmstedt steht das Kloster St. Marienberg. Dort, in der Kirche, wurde das "Musik 21 Festival" eröffnet: "Ein sehr bewegter Ort, 800 Jahre alt, der auch die verschiedensten Übergänge in der Geschichte Helmstedts zur Hansestadt, zur Universitätsstadt, zur Braunkohlestadt, zur Grenzübergangsstadt mitgemacht hat", erzählt Eloain Lovis Hübner, Leiter*in des Festivals.
Zwei komplett ausgebaute Orgeln stehen in dieser Kirche: eine neo-barocke und eine romantische: "Wir haben Stücke für diese Situation in Auftrag gegeben. Im Rahmen eines Kompositionswettbewerbs wurden zwei junge Komponistinnen ausgewählt, dafür zu komponieren. Ich selber habe ein weiteres Stück beigetragen, wo auch noch ein drittes Orgel-Instrument, nämlich eine Truhen-Orgel, zum Einsatz kommt", so Hübner.
Immersives Klangerlebnis in C&A-Gebäude
Unter Hübners Leitung werden nicht nur Kirchenräume, sondern auch Kinosäle und leerstehende Ladenlokale neu erfahrbar gemacht. Da ist zum Beispiel die intermediale Raumbespielung "The Face of the Other" in einer ehemaligen C&A-Filiale, mitten in der Fußgängerzone. Video- und Klanginstallationen, die Raumausstattung und ein intermediales Konzertformat verwandeln die sonst nüchterne Architektur: "Man muss quasi nur einen Schritt aus dieser Fußgängerzone hinein machen, in das Haus, und steht mittendrin in diesem tollen, immersiven Klang- und Bilderlebnis", sagt Hübner.
"Sound Boxes" laden zum musizieren ein
Nur wenige Meter weiter hat der Londoner Komponist Samuel Loveless seine "Sound Boxes" aufgebaut: "Das ist eine Klanginstallation, die interaktiv funktioniert. Das heißt, das Publikum kann dort selber aktiv werden an den Klang-Apparaturen, sie selbst bauen, damit selber Musik machen und in Dialog mit der Installation treten", beschreibt Hübner das Klang-Erlebnis.
Tanzperformance bringt Pferdestall zum Schwingen
Auch auf dem Programm steht eine musikalische Tanzperformance, die den Pferdestall Helmstedt selbst zum schwingenden Instrument werden lässt. Bei einem Konzert des Ensembles Via Nova spielen Stipendiatinnen Werke zweier junger Komponistinnen, stellen die Stücke vor und schaffen einen Raum für Gespräche.
Musiktheater über Wohnraumentwicklung
Ein Musiktheater des Frankfurter Kollektivs "Untere Reklamationsbehörde" wurde extra für Helmstedt neu adaptiert: "Da geht es um Wohnraumentwicklung aus einer feministischen Perspektive, Wohnraumknappheit - auch mit Blick auf die Frankfurter Hausbesetzungsszene der 80er-Jahre, weil das Stück das erste Mal in Frankfurt gezeigt wurde. In dem Stück wird aufgezeigt, wie aus einer Zivilgesellschaft politische Entwicklungen oder Übergänge gestaltet werden können und zu neuen Diskursen, zu einem neuen Denken über gesellschaftliches Zusammenleben und über gesellschaftliche Fragestellungen führen", so Hübner.
Helmstedter Jugendchor in Projekt involviert
Bei einer Produktion wirkt auch der Jugendchor der Kreismusikschule Helmstedt mit, denn das ist ein weiteres Anliegen von Eloain Lovis Hübner: Neue Musik nicht nur erfahrbar zu machen, sondern mit den Menschen vor Ort gemeinsam zu entwickeln, sie "mit zu verstricken", sei das über Konzertbeteiligungen oder Workshops. "Da werden ganz niedrigschwellig Zugänge geebnet, die hoffentlich nachhaltig wirken."