Elbphilharmonie: Klimaaktivisten kleben sich ans Dirigentenpult
Zwei Mitglieder der Gruppe "Letzte Generation" haben sich am Mittwochabend vor einem Konzert der Sächsischen Staatskapelle in der Elbphilharmonie am Geländer des Dirigentenpults festgeklebt. Die Polizei bestätigte den Vorfall.
Kurz vor Konzertbeginn betreten zwei mit Warnwesten bekleidete Aktivisten der "Letzten Generation" die Bühne im Großen Saal der Elbphilharmonie. In einem Video, das die Gruppe auf Twitter verbreitet, ist zu sehen, wie sie sich dann am Dirigentenpult festkleben. Mehrere Zuschauer protestieren laut und rufen im Chor: "Raus". Es werde keine Elbphilharmonie mehr geben, um Beethoven zu genießen, wenn Hamburg unter Wasser stehe, sagt eine der Klimaaktivistinnen. Sie fordern zum Widerstand gegen die ihrer Meinung nach "unentschlossene Klimapolitik" der Bundesregierung auf.
Die ganze Aktion dauerte nur wenige Minuten. Ein Mitarbeiter des Orchesters löste eine Verbindungsstange im Dirigentenpult und beförderte die beiden Aktivistinnen aus dem Saal. Vor der Tür wurden sie von der Polizei in Gewahrsam genommen. Im Anschluss spielte das Orchester der Sächsischen Staatskapelle Dresden wie geplant das Programm mit Musik von Ludwig van Beethoven und Johannes Brahms.
Hamburgs Kultursenator Brosda: "Miteinander arbeiten, nicht aneinander vorbei"
Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) reagierte am Donnerstag auf den Vorfall mit den Aktivisten in der Elbphilharmonie: "Ich würde mir sehr wünschen, dass sie die Kunst und auch Kulturorte nicht bloß als Resonanzräume für die Lautstärke ihrer eigenen Botschaft gebrauchen würden, sondern tatsächlich begreifen würden, welchen Verbündeten sie in der Kunst in der Kultur für ihr Anliegen - der Bekämpfung des menschengemachten Klimawandels - haben. Da wäre so viel mehr möglich, wenn wir miteinander arbeiten würden und nicht nur aneinander vorbei."
Die Elbphilharmonie sieht derartige Aktionen gelassen. "Selbstverständlich wünschen wir uns störungsfreie Konzerterlebnisse für unser Publikum. Wir verstehen aber auch die von den jungen Protestierenden friedlich zum Ausdruck gebrachte Sorge um unsere natürlichen Lebensgrundlagen", heißt es in einer offiziellen schriftlichen Stellungnahme.
"Letzte Generation": Kultureinrichtungen beliebter Ort für Aktionen
Der Klimaaktivismus der "Letzten Generation" stößt auch auf Unterstützung. Eine Solidaritätsbekundung mit dem Titel: "Klimaschutz ist kein Verbrechen" haben bereits mehrere Hundert Kulturschaffende unterzeichnet - darunter der Schriftsteller Christian Baron, die Schauspielerin Lina Beckmann und der Regisseur Milo Rau.
Mitglieder der Gruppe "Letzte Generation" hatten in den vergangenen Wochen bereits mehrfach in Kultureinrichtungen protestiert, um ein stärkeres Engagement gegen die Erderhitzung einzufordern. Sie blockierten Straßen und attackierten Gemälde, unter anderem von Vincent van Gogh, Claude Monet und Francisco Goya. Damit wollen die Aktivisten ein stärkeres Engagement gegen die Erderhitzung einfordern.