Elbphilharmonie: Ensemble Resonanz startet in die neue Saison
Das Ensemble Resonanz startet in die neue Saison. Mit einem Konzert in der Elbphilharmonie unter Leitung von Riccardo Minasi, in dem das Kammerorchester seine stilistische Bandbreite demonstriert.
"Ich muss diesmal ganz viel spielen. Als Pauker ist man das normalerweise nicht gewöhnt, da hat man eigentlich den besten Platz im Orchester, weil man so viel zuhören darf. Das Spielen ist aber auch schön und herausfordernd und einfach eine gute Sache", sagt Bao-Tin Van Cong. Der Pauker ist eine der Hauptpersonen bei der Saisoneröffnung vom Ensemble Resonanz. Denn das Programm beginnt buchstäblich mit einem Paukenschlag, beziehungsweise mit einer ganzen Salve an Schlägen und zwar im Stück "boxen!" von Gordon Kampe. Ein Auftragswerk des Hamburger Komponisten, das heute in der Elbphilharmonie seine Uraufführung erlebt.
Das Stück "boxen" hat mit Beethoven zu tun
"Dieses Stück ist mit der Idee konzipiert, dass es der 'Nullte Satz' von Beethovens Violinkonzert ist.", erklärt Pauker Bao-Tin Van Cong. Kampes "boxen!" leitet zu Beethoven hin, lässt gegen Ende schon einige Schnipsel und Bruchstücke aus dem Violinkonzert anklingen. Umgekehrt scheint die perkussive Wucht aus dem neuen Werk von Kampe auf die Beethoven-Interpretation abzustrahlen. In der Probe vom Violinkonzert gestern Vormittag donnert die Pauke auch da ordentlich rein. Das bebt schön auf dem Zwerchfell, gerade, wenn man direkt hinter dem Instrument sitzt.
Riccardo Minasi ist mit 110 Prozent dabei
Die Musik bekommt eine physisch spürbare Kraft. Riccardo Minasi boxt manche Akzente mit geballter Faust in die Luft, er dirigiert sehr körperlich, gibt 110 Prozent und noch ein bisschen mehr, und das in jedem Moment der Probe. Genau diese Starkstrom-Mentalität verbindet ihn mit dem Ensemble Resonanz. "Er bringt einfach unglaubliche Energie mit", sagt die Cellistin Saerom Park. "Aber er bringt nicht nur die Energie mit, sondern er kann wirklich die Menschen anstecken.
Spektrum reicht vom kantigen Fortissimo bis zum innigsten Gesang
Auch die Solistin lässt sich anstecken. Die Geigerin Alena Baeva macht alles mit, sie nutzt den Freiraum im Tempo, den Minasi ihr gibt und stürzt sich in die Kontraste, die er fordert. Das Spektrum reicht vom kantigen Fortissimo bis zum innigsten Gesang. Manchmal wünscht sich Minasi, dass Baeva so streicht, als würde sie nur für sich spielen. Wunderbar leise und zart sind solche Momente. Aber der nächste Ausbruch kommt bestimmt. Minasi ruft ins Orchester rein, er scheint fast auf dem Podium zu platzen. Aber das ist keine Show, er brennt einfach für das, was er tut und hat eine ganz klare Idee von der Musik, vom Komponisten und seiner Persönlichkeit. "Für Riccardo ist Beethoven ein Mensch, der einfach der Mensch für Revolution ist", meint Saerom Park. Und diese revolutionäre Kraft der Musik springt einen förmlich an.