Schleswig-Holstein-Haus: Mit Volker Tiemann ins Jubiläumsjahr
Seit drei Jahrzehnten fungiert der Flügelbau in der Schweriner Puschkinstraße 12 als Schleswig-Holstein-Haus. Zum 30. Jubiläum plant das Kulturforum 30 Veranstaltungen - den Anfang macht der Kieler Künstler Volker Tiemann.
"Schöne Stücke und andere Gegenstände" heißt die Ausstellung. Gleich im zweiten Raum steht eine kleine Figur, ein Mann. "Selbst mit Hocker" heißt die Plastik. Zeigt sie den Bildhauer Volker Tiemann als Möbelpacker? Der Künstler lacht und erklärt: "Wenn man durch die Ausstellung läuft, gibt es so ein paar Stellen, wo dieser Hocker auf unterschiedliche Weisen vorkommt. Das ist so ein Gegenstand, der in vielen Arbeiten eine Rolle spielt." In der Ausstellung fänden sich viele Alltagsgegenstände, "die irgendwie nachgebaut, vergrößert oder verkleinert sind", so Tiemann. Zu sehen sind unter anderem ein paar Schuhe auf einem Tisch, ein Arm neben einem Frühstücksteller und eine kleine Frau neben einer großen Leiter mit Vase obendrauf.
Volker Tiemanns Schleifen: Illusion von Schwerelosigkeit
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Tiemann arbeitet fast ausschließlich mit Holz. Auch seine beiden großen ausgestellten Lackschleifen sind aus Holz, selbst wenn diesen Objekten das gar nicht anzusehen ist: "Die Schleifen sind aus Sperrholz gebaut und dann aufwendig geschliffen", erklärt der Künstler. "Ich wollte, dass am Ende eine weitestgehend makellose Form im Raum steht, bei der es eigentlich überhaupt nicht nachvollziehbar ist, woraus die Arbeit besteht." Ihm sei wichtig, das Material in eine Form zu bringen, die so leicht wie möglich daherkommt, so dass die Schwerkraft vermeintlich keine Rolle zu spielen scheine. "Am Ende hat man vielleicht das Gefühl, dass diese große blaue Schleife einfach so durch den Raum weht."
Ein Kieler Künstler im Schleswig-Holstein-Haus in Schwerin - für die Leiterin des Kulturforums, Dörte Ahrens, ist das im Jubiläumsjahr einerseits Zufall, andererseits aber auch nicht. "Es steht im Vertrag der Landeshauptstadt, den sie damals abgeschlossen hat mit dem Bundesland Schleswig-Holstein, dass die Vernetzung dieser beiden Kultursphären befördert werden soll", so Ahrens. "Insofern ist es kein glücklicher Zufall, sondern folgerichtig, dass Volker Tiemann hier den Auftakt macht."
Schleswig-Holstein-Haus: Björn Engholm über die Anfänge

Dass dieses Kulturforum überhaupt den Namen des Nachbarbundeslandes trägt, ist der Landesregierung von Ministerpräsident Björn Engholm zu verdanken. Der SPD-Politiker regierte bis Anfang der 90er-Jahre. "Wir hatten schon vor der Wende Kontakt mit den Widerständigen hier in der DDR", erzählt Engholm. "Es gab die Initiative 'Rettet die Schelfstadt', zu der es Kontakte gab. Wir haben gesagt: Massig Geld haben wir nicht in Schleswig-Holstein, aber ein signifikantes Projekt fördern, das Auswirkungen hat für die Zukunft, das machen wir." So sei es zur Sanierung des Gebäudes in der Schweriner Puschkinstraße gekommen - und es habe sich bis heute hervorragend gehalten. "Auch wenn die Leute nicht wissen, warum das Ding so heißt."
Für "das Ding", das spätere Schleswig-Holstein-Haus, steuerte die schleswig-holsteinische Landesregierung unter Engholm 3,5 Millionen D-Mark bei. 1995 konnte das sanierte Gebäude wieder eröffnet werden. "Es ging damals darum, für ein Land, dessen Bevölkerung bei der Wende einen Identitätsverlust erlitten hat, einen Anker für Identität herzustellen - wenn es geht, eine grenzübergreifende", so Engholm.
Ausstellungen zu Weimarer Malerschule und Anke Feuchtenberger
Für das Jubiläumsjahr möchte die Leiterin des Kulturforums, Dörte Ahrens, auf zwei Ausstellungen hinweisen. Zum einen eine Schau zur Sammlung Rasmus: "Da haben wir die Weimarer Malerschule mit einem Schwerpunkt auf den frühen Impressionisten Paul Baum", so Ahrens. Für den Herbst sei eine Ausstellung zu Anke Feuchtenberger geplant. "Das ist eine Künstlerin, die in den letzten Jahren sehr mit ihren Graphic Novels bekannt geworden ist und die ihr Atelier in der Nähe von Anklam hat." Es sind nur zwei von insgesamt 30 Veranstaltungen in dem Jahr, in dem das Schleswig-Holstein-Haus in Schwerin als Kulturforum 30. Geburtstag feiert.
Die Ausstellung "Schöne Stücke und andere Gegenstände" des Kieler Bildhauers Volker Tiemann ist im Schweriner Schleswig-Holstein-Haus bis zum 18. Mai zu sehen.
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