Women in Music: Clara Schumann
Vor 125 Jahren, am 20. Mai 1896, starb Clara Schumann. Sie schrieb bereits als Kind innovative Klavierkonzerte. Nach dem Tod ihres Mannes Robert Schumann zog sie sich vom Komponieren zurück.
Sie spielt wie ein Teufel, sagen manche. Sie komponiert wie ein Mann, sagen andere. Wenn sie spielt, ist sie frei. Frei von dem Notenblatt vor ihr, frei von Familienstreitigkeiten oder den Tagebüchern, die ihr Vater herausgibt. Wenn Clara Schumann spielt, spielt sie einfach. Schon mit 9 Jahren fängt sie an, auf Konzertreisen das Publikum zu beeindrucken. Und sie spielt für ihre Mutter, die sie nicht sehen darf. Mit dem Orchester hinter sich gibt sie alles, was sie kann, weil sie ihren Panzer angezogen hat. Ihren mentalen Panzer, der sie Zeit ihres Lebens begleiten wird.
Virtuose Klavierkonzerte mit 13 Jahren
Schon früh ist Clara Schumann als Wunderkind bezeichnet worden - ihr Kompositionsstil als abenteuerlich. Mit ihrer rhythmischen Freiheit, den plötzlichen Wechseln der Tonarten, war sie dem vorherrschenden Klang der Romantik voraus. Gerade ihr Klavierkonzert, das sie bereits mit 13 Jahren geschrieben hat, ist ein sehr innovatives Werk, in dem Schumanns Virtuosität und unabhängiges Denken zum Ausdruck kommen. Ein Kritiker schrieb über ihr Klavierkonzert sogar: "Wenn der Name der Komponistin nicht auf der Titelseite gestanden hätte, hätte man nie geglaubt, dass das von einer Frau geschrieben worden ist!" Im Gegensatz dazu war für einen anderen Rezensenten der Tonartenwechsel ein völliges Chaos. Er rechtfertigte seine Kritik damit, dass "Frauen launische Wesen seien".
Als Clara Wieck wurde Clara Schumann 1819 in Leipzig geboren. Ihre Mutter Mariane verließ ihren Vater für einen anderen Mann. Zu dieser Zeit war Clara noch ein Kind. Ihrem Vater Friedrich wurde das Sorgerecht gewährt und er war besessen von Claras unübersehbarem Talent am Klavier. So war Claras Kindheit geprägt von dem Willen ihres Vaters.
Clara lernt Robert Schumann früh kennen
Ihre Kindheit war zudem geprägt von ihrem späteren Ehemann Robert Schumann, dem sie bereits mit acht Jahren begegnete. Erst war er ihr Mentor, den sie über ihre Fortschritte informierte - wie zum Beispiel in diesem Brief: "Sie werden jetzt sicher vor sich hin kichern, aber es ist wahr. Ich habe die Partitur abgeschlossen. Ich habe alles selbst geschrieben und innerhalb von zwei Tagen fertiggestellt. Ich habe angefangen das Konzert zu orchestrieren, es aber noch nicht übertragen. Und ich habe das tutti ein wenig verändert." Später heirateten sie und vieles, was wir über Clara Schumann wissen, hängt mit ihrer Bewältigung des sich verschlechternden psychischen Zustandes ihres Mannes, seinem Tod, als sie gerade mal in den Dreißigern war, und dem Tod einiger ihrer Kinder zusammen.
Rückzug vom Komponieren nach Robert Schumanns Tod
Nach dem Tod ihres Mannes zog sich zurück und fokussierte sich auf das Unterrichten. Das sind zwar alles vertraute Geschichten, aber sie sind wichtig, weil sie das schildern, was so viele Komponistinnen erlebt haben. So schreibt Robert Schumann über seine Frau: "Ich bin oft beunruhigt darüber, wie viele tiefgreifende Ideen verloren gehen, weil sie nicht regelmäßig die Möglichkeit bekommt, daran zu arbeiten."
Oder wie Clara selbst schrieb: "Ich habe einmal geglaubt, ich hätte kreatives Talent, aber ich habe die Idee aufgegeben. Eine Frau darf nicht danach streben zu komponieren - es hat noch nie eine gegeben, die dazu in der Lage war. Sollte ich etwa annehmen, diejenige zu sein, die das könnte?" Dabei war Clara schon eine Komponistin. Mit 76 Jahren starb sie am 20. Mai 1896 an einem Schlaganfall. Von 1989 bis 2002 war sie sogar das Gesicht auf dem 100 D-Mark-Schein.
Im Rahmen der Reihe "Women in Music" stellt NDR Kultur Komponistinnen vor, die in der Geschichte viel zu wenig Beachtung gefunden haben.