Christoph Eschenbach: Auch mit 85 immer noch im Takt
Christoph Eschenbach feiert heute seinen 85. Geburtstag. Der Pianist und Dirigent musiziert mit den großen Orchestern der Welt - und hat nun die musikalische Leitung des Neuen Forums für Musik in seiner Geburtsstadt Breslau (Wrocław) übernommen.
Ob beim SHMF im beschaulichen Schleswig-Holstein oder auf den großen Konzerthausbühnen in Zürich, Paris oder Philadelphia: Christoph Eschenbach lebt für die Musik, die auch mit nun 85 Jahren immer noch sein Leben bestimmt. Zu seinem großen Jubiläum kehrt Eschenbach zurück nach Berlin. Dort wird der ehemalige Chefdirigent des Konzerthausorchesters am 28. Februar sein Geburtstagskonzert dirigieren.
Musik heilte den jungen Eschenbach
Bei Eschenbach sind Körper und Seele im Einklang mit der Musik, sie durchdringt ihn, das spürt man sofort. Er hat es selbst gespürt - schon als Sechsjähriger. 1940 in Breslau geboren, hatte er bei seiner Geburt seine Mutter, im Krieg seinen Vater und auf der Flucht seine Großmutter verloren. Eine Tante nahm ihn zu sich, sie war Sängerin und Pianistin. Während der kleine Christoph schwer krank im Nebenzimmer lag, spielte sie Musik, Abend für Abend.
"Das hat mich gesunden lassen, in einer langen Phase. Ich sprach nicht mehr, weil ich zu war von zu vielen Eindrücken. Und dann wurde ich überwältigt von dieser Musik, die ich hörte, und wollte selber Musik machen. Ich ahnte in mir, dass da eine Explosion passieren könnte", erzählte der leidenschaftliche Musiker.
Chefdirigent des NDR Elbphilharmonie Orchesters
Musik wurde das Ausdrucksmittel schlechthin für ihn. Eschenbach lernte Klavier, studierte später in Hamburg auch Dirigieren. Er etablierte sich als Pianist und zunehmend als Dirigent - ein Weltklasse-Musiker. Viele Orchester führte er als Chef, von 1998 bis 2004 das NDR Elbphilharmonie Orchester, dem er nach wie vor eng verbunden ist.
Wenn er von seinen Musikerkollegen spricht, gerät er ins schwärmen: "Ich betrachte diese Musiker wirklich als Künstler. Und ich will auch etwas nehmen, nicht nur geben. Und das bekomme ich hier sehr, sehr stark." Auch bei seiner neuesten Station in Breslau geht es dem großen Dirigenten erst einmal ums Miteinander: "Es ist sehr viel Psychologie darin natürlich und es ist einfach eine schöne menschliche Sache. Es geht alles auf Menschlichkeit hinaus. Die Musik hat mit Menschen zu tun und die Menschen machen die Musik", erklärte er gegenüber dem RBB.
Nachwuchsförderung bei der SHMF-Orchesterakademie
Sein musikalisches Wissen weiterzugeben, ist Christoph Eschenbach immer schon ein großes Anliegen gewesen. Seit 2004 ist er musikalischer Leiter der Orchesterakademie des Schleswig-Holstein Musik Festivals, einem internationalen Orchester von Musikstudenten aus aller Welt. Er selbst bezeichnet Herbert von Karajan und George Szell als seine Lehrmeister, die einen nachhaltigen Einfluss auf ihn ausgeübt haben.
Nun also das polnische Wrocław, die Stadt, die Christoph Eschenbach als Kind verlassen musste. Mit großem Elan und Neugierde auf die Menschen und die Musik ist der 85-Jährige in dieses neue Kapitel gestartet.
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