CD der Woche: Veronika Eberle spielt Beethovens Violinkonzert
Die Geigerin Veronika Eberle füllt jeden Ton ihres neuen Albums mit Leben und Bedeutung. Und die Musiker des London Symphony Orchestra unter Simon Rattle sind ihr wunderbare Partner.
Veronika Eberle gehört zu den besten Geigerinnen der jüngeren Generation. Mit Simon Rattle und dem London Symphony Orchestra hat sie Beethovens Violinkonzert aufgenommen. Da es von diesem Klassiker unzählige Aufnahmen gibt, hat sich Eberle eine besondere Note ausgedacht: Sie ließ sich von dem Komponisten Jörg Widmann neue Kadenzen schreiben, und sie hat auch ein Fragment eines frühen Violinkonzerts von Beethoven aufgenommen.
Veronika Eberle und Simon Rattle: Wunderbare Harmonie
Fünf Paukenschläge, ein paar Holzbläser-Akkorde, noch dazu im Pianissimo - nie zuvor hatte ein Komponist die Idee, ein Violinkonzert oder ein anderes Werk so beginnen zu lassen. "Letztendlich ist es wahnsinnig einfach und simpel gehalten, dadurch ist es so radikal", sagt Veronika Eberle. "Mit wenigen Noten alles zu sagen, ein Universum zu schaffen, das ist schon bahnbrechend."
Man spürt bei Veronika Eberle vom ersten Ton an, dass ihr Beethovens Violinkonzert besonders am Herzen liegt. Und man spürt auch, dass sie einfach unglaublich gut mit dem Dirigenten Simon Rattle harmoniert. Kein Wunder, schon als Teenager spielte sie Beethovens Konzert mit ihm.
Neue Kadenzen von Jörg Widmann
Warm, aber auch schlank ist der immer delikat gehaltene Geigenton von Veronika Eberle, ohne aufdringliches Vibrato. Besonders ist bei dieser Debüt-CD, dass sich die Solistin von dem Komponisten Jörg Widmann neue Kadenzen für jeden der drei Sätze hat schreiben lassen. Also die Stellen, wo die Solo-Geige frei mit dem thematischen Material des Komponisten improvisieren kann. "Ich find es extrem beeindruckend, wie feinfühlig und intelligent er da rangegangen ist." Bei Jörg Widmann, so Veronika Eberle, nehme sie eine große Verehrung für Beethoven wahr: "Ich hatte nie das Gefühl, er wird übergriffig, oder die Kadenzen stellen sich in den Vordergrund."
Jörg Widmann lässt mit der Solo-Violine auch Kontrabass und Pauke spielen. Rhythmen, Melodik und Harmonik stammen von Beethoven, aber Widmann bringt eine eigene Note mit ungewöhnlichen Techniken, ein knallendes Pizzicato, Geräusche, oder er lässt es etwas jazzig klingen.
Veronika Eberles natürliche Musikalität
Die neuen Kadenzen von Jörg Widmann sind auf jeden Fall eine reizvolle Alternative zu den sonst gespielten, klassischer klingenden Kadenzen. Vor allem aber ist diese Neueinspielung lohnend durch die so natürliche Musikalität von Veronika Eberle. Sie spürt dem schlichten Charakter des Konzertes nach. Die Geigerin ist technisch makellos, aber immer seelenvoll. Jeden Ton füllt Eberle mit Leben und Bedeutung. Und die Musiker des London Symphony Orchestra unter Simon Rattle sind ihr wunderbare Partner.
Beethoven: Violinkonzert
- Label:
- Lso Live