Balsamischer Wohlklang: Matthias Goerne singt Schubert
Die Werke von Franz Schubert liegen Matthias Goerne besonders am Herzen. Auf dem neuen Album "Schubert Revisited" präsentiert er ausgewählte Lieder in Arrangements für Bariton und Orchester.
Seit Jahrzehnten singt Matthias Goerne Lieder von Schubert, er hat sie schon zigfach aufgeführt und auch auf CD eingespielt. Jetzt wirft er noch einmal einen neuen Blick auf die Musik. "Schubert Revisited", also etwa "Schubert erneut besucht" heißt das aktuelle Album von Goerne, das er zusammen mit der Kammerphilharmonie Bremen aufgenommen hat.
Goerne und die Kammerphilharmonie verströmen balsamischen Wohlklang
Das neue Album taucht den Klageton des Stücks "Wer nie sein Brot mit Tränen aß" - im Original mit Klavier - in ein anderes Licht. Das Orchester besitzt eine breitere Klangpalette als ein Flügel. Und die setzt Alexander Schmalcz sehr gekonnt ein. Er hat die Schubert-Lieder auf dem Album arrangiert und dafür die Stimmen aus dem Klavierpart auf die größere Besetzung übertragen.
Die Bearbeitungen eröffnen eine ganz neue Vielfalt an Farben. Aber Schmalcz verteilt sie nicht verschwenderisch, sondern dosiert sensibel. Es geht ihm immer darum, die Stimmung der Musik zu beleuchten. Das gelingt auch deshalb so anrührend, weil die Kammerphilharmonie Bremen den Emotionen feinsinnig nachspürt. Wie im Lied "An Silvia", eine sanfte Hymne auf das Verliebtsein. Dort scheinen die Streicher die Saiten zu streicheln.
Matthias Goerne nimmt die Einladung gerne an. Er nutzt den Freiraum, den ihm das Orchester lässt, um seinerseits ganz zarte Nuancen zu formen. Der Bariton verbindet die Töne zu weichen Linien, etwa im Klagelied eines einsamen Schäfers. Hier verströmen Goerne und die Kammerphilharmonie einen balsamischen Wohlklang.
"Schubert Revisited": Bereicherndes Album - nicht nur für Schubert-Fans
Das Klima von bittersüßer Wehmut ist eine von vielen Facetten im Gefühlsspektrum der Lieder. Es reicht von Melancholie und Schmerz über schwärmerische Liebe bis zur fiebrigen Angst und Düsternis im "Erlkönig". Da packt das Orchester geräuschhaft zu. Und Matthias Goerne gibt seinem Timbre eine dunkle und bedrohliche Farbe. Goerne verleiht den verschiedenen Figuren und Erzählebenen des Gedichts jeweils eine eigene Stimme. Zusammen mit der Kammerphilharmonie bestärkt er die Dramatik der Musik - vor allem, wenn er die Todesangst des Kindes darstellt. Das finde ich mitreißend und fast schon beklemmend intensiv. Es wirkt für kurze Zeit etwas opernhaft, aber das ist eine Ausnahme.
Grundsätzlich wahren die Interpretationen den intimen Charakter der Lieder, die größere Besetzung eröffnet neue Möglichkeiten des Ausdrucks. Deshalb ist das Album sehr bereichernd, nicht nur für eingefleischte Schubert-Fans.
Schubert Revisited
- Label:
- Deutsche Grammophon