Mediathektipps: "Professor T", "Verbotene Liebe" und "Anthropozän"
In den Mediathektipps geht es um die englische Krimiserie "Professor T", eine Doku über queere Menschen in der NS-Diktatur und um eine Doku über jüngste Forschungen zum Erdzeitalter Anthropozän.
"Professor T": Ein bisschen trutschige, sehr britische Krimiserie
Im Umgang mit Menschen ist er, gelinde gesagt, schwierig. Der geniale Kriminologie-Professor Jasper Tempest leidet unter Zwangsstörungen und obendrein an einer übergriffigen Mutter. Wie in den ersten beiden Staffeln der britischen Serie Professor T löst der Kriminologe auch in den sechs neuen Episoden verzwickte Fälle - allerdings unter veränderten Vorzeichen:
"Professor Tempest, da Sie sich weigern, sich zu Ihrer Verteidigung zu äußern, bin ich gezwungen Sie bis zur Festsetzung des Verhandlungstermins in Untersuchungshaft zu behalten." Filmzitat
Für den von Phobien geplagten Feingeist ist der Knast der blanke Horror - und ein Brutalo, den er hinter Gitter gebracht hat, setzt ihm schwer zu:
"Wir können Sie in den Schutztrakt verlegen, für gefährdete Häftlinge."
"Nein. Gewiss hätte das seinen Reiz. Aus Kriminologen-Sicht ist das aber eine einzigartige Gelegenheit. Ich werde im Bauch der Bestie bleiben."
Filmzitat
Auch vom Gefängnis aus ist Professor Tempest der Polizistin Lisa Donckers und ihrem Kollegen durchaus eine Hilfe. Immer noch quält ihn lang Verdrängtes. Als Junge hat er erleben müssen, wie sein Vater starb. Die neue Staffel lüftet das Geheimnis, was damals wirklich geschah. Mit viel Muße und melancholischem Unterton erzählt, ein bisschen trutschig, sehr britisch - das ist die Krimiserie "Professor T". ONE strahlt jede Woche eine neue Folge aus, die dann für 30 Tage in der ARD Mediathek zu finden ist.
"Verbotene Liebe - Queere Schicksale in der NS-Diktatur": Berührende Doku
"Paris ist in den 1930er-Jahren. Eine pulsierende Metropole und ein Zentrum der queeren Kultur. In der Stadt treffen sich Künstler, Intellektuelle und Freigeister." Filmzitat
Die chinesische Pilotin und Lebefrau Nadine Hwang ist Teil der lebhaften und frei agierenden lesbischen Szene - bis zum Einmarsch der Nazis im Juni 1940. Nadine geht in den Widerstand, wird inhaftiert und verliebt sich im KZ Ravensbrück in eine Mitgefangene, die Opernsängerin Nelly. Rund 80 Jahre später verabredet sich Aktivistin Kerstin Thost in der Nähe von Paris mit Nellys Enkelin.
"Ich hoffe, dass Sie uns Einblick in das Archiv Ihrer Großmutter geben kann und ich erhoffe mir davon, mehr zu verstehen, was Nelly und Nadine zum Widerstand bewogen hat und wie ihre Liebe ihnen geholfen hat, diese Schwierige Zeit im KZ und in Gefangenschaft zu durchleben." Filmzitat
Die Doku "Verbotene Liebe - Queere Schicksale in der NS-Diktatur" erzählt von der berührenden Liebesgeschichte der beiden widerständigen Frauen und von den unfassbaren Lebensumständen im KZ. Transfrau Julia Monro folgt den Spuren von Transmann Ernst Kubbe, der hartnäckig für seine Rechte kämpfte, und Schauspieler Jannik Schümann begibt sich auf die Spuren des homosexuellen Wehrmachtssoldaten Fritz Spangenberg. Das ist informativ und sehenswert, aber für den effekthascherischen Einsatz der Musik gibt es einen dicken Minuspunkt. Die Doku "Verbotene Liebe - Queere Schicksale in der NS-Diktatur" steht ab dem 18. Januar in der ZDF-Mediathek.
"Anthropozän: Der Beginn eines neuen Zeitalters?": Doku über das aktuelle geologische Zeitalter
Der Strand Tunel Boca im spanischen Baskenland: 40 Millionen Jahre alte weiße Felsen überragen dunkle, horizontal verlaufende Formationen.
"Das ist zwar eine natürliche Ablagerung, aber die Materialien sind fast ausschließlich menschlichen Ursprungs."
"Da türmen sich orangefarbene Ziegel und andere Techno-Fossilien aus unserer Kultur."
"Das dunkle Gestein hat sich aus Hochofenschlacke gebildet. Sie stammt aus der Stahlindustrie, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts der Stolz der spanischen Wirtschaft war."
"Dass der Mensch in der Lage ist, die Geologie zu verändern und seine Handschrift zu hinterlassen, wird hier offensichtlich."
Filmzitat
Klimawandel, Artensterben, gestörte Naturkreisläufe, Bodenerosion und Umweltverschmutzung: Die Erde hat sich durch den Eingriff des Menschen rapide verändert. Der Begriff Anthropozän ist in aller Munde. Dabei ist dieses Zeitalter des Menschen von den Geologen noch nicht klar definiert worden. Die offizielle Aufnahme des Anthropozäns in die geologische Zeitrechnung steht noch aus. Fünf Jahre lang hat ein internationales Forschungsteam an zwölf Orten dieser Welt nach einem globalen Marker gesucht, der den Beginn des neuen Erdzeitalters definieren würde. Die einstündige Doku "Anthropozän: Der Beginn eines neuen Zeitalters?" begleitet die Forscher und gibt Einblicke in die gesellschaftliche Debatte rund um den Begriff. Sie ist noch bis 17. März in der Arte-Mediathek zu sehen.