Brigitte Fassbaender wird 85: Weltstar mit vielen Karrieren
Brigitte Fassbaender war ein Weltstar der Oper und des Liedgesangs, bis zu jenem Tag an dem Sie ihre Gesangskarriere beendete. Danach wurde sie erfolgreiche Intendantin und ist bis heute Gesangspädagogin und Regisseurin. Am Mittwoch feierte sie ihren 85. Geburtstag.
Brigitte Fassbaender zählt zu den größten Sängerinnen Ihrer Generation. Geboren wurde sie 1939 in Berlin. Aufgewachsen ist sie in einer Künstlerfamilie: ihre Mutter, Sabine Peters, Schauspielerin - ihr Vater, Kammersänger Willi Domgraf Fassbaender, ihr erster Lehrer. Mit 21 begann ihre Karriere an der Staatsoper in München, der Start einer großen Karriere.
Sie sang an allen führenden Opernhäusern der Welt und verkörperte alle bedeutenden Partien ihres Fachs in Oper, Operette und Lied. Lange Zeit war Brigitte Fassbaender der führende Oktavian in Richard Strauss' "Rosenkavalier", sie erhielt den Kammersängerinnen-Titel der Bayerischen und der Wiener Staatsoper. Unzählige Einspielungen dokumentieren ihre Bedeutung als Sängerin, ein Großteil davon zeigt neben den Opern-Partien auch ihre Kunst in Lied und Konzert. Ein Meilenstein darunter die Aufnahmen der großen Schubert-Zyklen. Schubert ist ihre große Liebe.
Nach Weltkarriere folgt große Zweitkarriere
"Es ist ein ganz bestimmtest Lebensgefühl, was es vermittelt und was es in mir auslöst", sagt die Sängerin. "Das hat mit Melancholie zu tun, das hat aber auch sehr oft mit großer Versunkenheit und Lebensfreude zu tun. Es ist eine Welt, die nicht aufhört für mich interessant zu sein."
Als die Mezzosopranistin Brigitte Fassbaender vor rund 30 Jahren ihre Gesangskarriere beendete, weil sie ihren eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden konnte, warteten neue Aufgaben auf sie: eine Zweit-Karriere als Regisseurin, Operndirektion in Braunschweig, Intendanz in Innsbruck, und natürlich vermehrt das Unterrichten sowie Meisterkurse in aller Welt.
Große Liebe gilt Schubert und Strauss
Die Regiearbeit und die Arbeit mit dem sängerischen Nachwuchs erfüllt sie bis heute. In den vergangenen Jahren hat sie in Österreich Richard Wagners "Ring" inszeniert, 2025 kommt sie für die Inszenierung des "Parsifal" nach Frankfurt. Im Herbst stehen wieder neue Meisterkurse an. Von Ruhestand keine Spur. Sie fühlt sich am wohlsten, wenn sie arbeitet. Bis 2017 war Brigitte Fassbaender künstlerische Leiterin des Richard-Strauss-Festivals in Garmisch-Partenkirchen.
Nicht nur Schubert galt ihre große Liebe. Brigitte Fassbaender ist eine Straussianerin, sagt sie: "Er hat herrliche Partien für den Mezzosopran geschrieben. Ich liebe seine Musik. Sie ist für mich ein körperliches Ereignis. Wenn ich Strauss höre, dann fange ich irgendwie innerlich an zu tanzen oder abzuheben. Es ist eine unglaubliche Kunst der Instrumentierung. Er ist für mich einer der größten Könner von allen Komponisten."
Reiches Leben mit Glanz und Elend des Sängerberufs
2019 hat Brigitte Fassbaender ihre Memoiren veröffentlicht, und erzählt von ihrem bisherigen reichen Leben, von großen Künstlern, aber auch von Glanz und Elend des Sängerberufs. Ihr künstlerisches Schaffen ist bis heute von Demut geprägt. "Vor der Musik sind wir alle gleich“, sagt sie.
Dankbar schaut sie auf das, was bisher war, zurück: "Das ich so gesund bin und hoffentlich noch länger bleibe, dass ich den Beruf, das Sich-Beschäftigen mit Musik, klaren Geistes noch möglichst lange fortführen kann. Dafür bin ich unendlich dankbar und natürlich bin ich dankbar für das reiche Leben, was ich leben durfte - auch wenn es sehr oft schwierig war. Und dass man immer wieder auftauchen darf, wie Phönix aus der Asche - das ist doch auch ein gutes Gefühl."