Berührendes Solidaritätskonzert für Israel in Hamburg
Bei einem Solidaritätskonzert in der Hamburger Laeiszhalle gedachten die Menschen am Dienstag der Opfer des Terrorangriffs vom 7. Oktober. Neben Musik gab es auch Poesie, unter anderem vorgetragen von Schauspielerin Iris Berben.
Solidarität für Israel - darum ging es gestern Abend in der Hamburger Laeiszhalle. Daniel Kühnel, geboren in Jerusalem und Intendant der Symphoniker Hamburg, hatte das Programm in gerade mal zehn Tagen auf die Beine gestellt. "Hineni": diesen Titel hat Initiator Daniel Kühnel für diesen Konzertabend ausgewählt. "Hineni ist ein hebräisches Wort. ("hebräisch für "Hier bin ich", Anm. d. Red.) Wir wollten genau dieses Zeichen setzen", erklärt Kühnel.
Mit dabei sind Musikerinnen und Musiker sowie Iris Berben, die sich Israel eng verbunden fühlt und sich seit Jahrzehnten gegen Antisemitismus engagiert. Der Cellist Mischa Maiskysitzt mit seinem Instrument auf der Bühne und spielt Bach. Dann tritt Iris Berben ans Mikrofon. Sie trägt Gedichte von Selma Merbaum vor, die 1942 als damals 18-Jährige in einem Zwangsarbeitslager starb.
Sehnsucht hab ich. Wohl nach dem Glück. Fragen möchte ich, kommt es zurück? Aus einem Gedicht von Selma Merbaum
Draußen, vor der Laeiszhalle, haben Hamburgerinnen und Hamburger Fotos von israelischen Opfern der Hamas aufs Pflaster geklebt. Drinnen ist der Saal ausverkauft bis auf den letzten Platz. Den Besucherinnen und Besuchern ist es ein Anliegen, ihre Solidarität mit Israel zum Ausdruck zu bringen.
Künstlerinnen verzichten auf Gage
Alle Künstlerinnen und Künstler verzichten auf ihre Gage zugunsten der Initiative "Keren Hayesod Berlin - Notfallkampagne Oktober 2023", die Spenden für medizinische Ausrüstung und Medikamente, geschützte Unterkünfte und psychologische Betreuung für die Betroffenen der Terrorangriffe des 7. Oktobers sammelt.
Kultursenator Brosda: 'Nie wieder' ist jetzt
Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda hatte kurzentschlossen die Schirmherrschaft übernommen. Die Morde der Hamas, sagt er, seien ein Angriff auf Israel und seine jüdische Bevölkerung gewesen. "Sie sollten die Gewissheit erschüttern, dass Israel ein sicherer Ort für Jüdinnen und Juden ist", so Brosda. Gerade auch bei uns in Deutschland gehe es jetzt um ein klares Bekenntnis zur Vielfalt und zum Schutz jüdischen Lebens.
"Antisemitismus und Menschenhass geschehen. Auch heute, jeden Tag. Deshalb muss aus dem Bekenntnis 'Nie wieder' ganz praktische Solidarität werden. Diese Aussage ist nichts wert, wenn wir nicht begreifen, vor welcher Aufgabe wir nicht erst seit dem furchtbaren Verbrechen des 7. Oktober stehen. 'Nie wieder' ist jetzt", betonte Brosda.
Musik und Poesie sollen Gefühlen Ausdruck geben
Zum Programm des Abends gehören Choräle auf hebräische Gebetstexte. Auch Chansons, die nach Gedichten entstanden sind, erklingen, ebenso wie Variationen über die israelische Nationalhymne. Daniel Kühnel und alle Beteiligten lassen die Musik und die Poesie sprechen. "Wir wollen dort ansetzen, wo die Alltagssprache aufhört. Da fängt die poetische Sprache an, um etwas zu sagen, was sich sonst nicht sagen lässt", meint Kühnel.
Was gerade in Israel passiert - wie alle im Saal wünscht sich auch Cellist Mischa Maisky, dass das alles gar nicht wahr wäre. "Ich will mich wecken von diesem Alptraum. Aber leider das ist Wirklichkeit. Man kann nicht leise bleiben. Man muss irgendetwas tun, was man kann - und in meinem Fall ist das Musik", sagt Maisky.
Berührender Abend schafft Hoffnung und Optimismus
Bei allem Schrecken über die aktuellen Ereignisse hat der Abend trotz allem auch etwas Hoffnungsvolles. "Die Hoffnung hört nicht auf, dass wir es schaffen, diese Welt zu stemmen mit unseren verschiedenen Bedürfnissen und Vorstellungen, dass wir das gemeinsam meistern können", sagt Iris Berben. Ein Abend wie dieser sei wichtig, sagt Schauspieler Armin Mueller-Stahl, der im Publikum dabei war: "Wir sehen wieder, dass Musik so wichtig ist für die Seele. Sie schafft auch wieder Optimismus. Es war ein berührender Abend."
Ein Solidaritätskonzert wie dieses wird den Terror nicht beenden. Aber es kann ein Zeichen setzen. Tief bewegt gehen die Konzertbesucherinnen und -besucher nach Hause.