Album der Woche: "Wonder Women" von Christina Pluhar
Christina Pluhar, die fantasievolle Theorbe-Spielerin und Leiterin des Ensembles L’Arpeggiata, lässt uns eintauchen ins 17. Jahrhundert, als hochbegabte Frauen sehr viel Mut und Kraft brauchten, um sich durchzusetzen.
Wenn Christina Pluhar mit ihrem Ensemble L’Arpeggiata ein neues Album herausbringt, dann ist längst vorher schon klar - sie wird uns wieder eine bewegende Geschichte erzählen, sie wird uns in eine uns kaum bekannte Welt entführen mit ihrem fantastischen Ensemble. Und so ist es auch diesmal: Wir werden vom ersten Takt an hineingezogen in diesen wogenden Rhythmus, diesen Groove, der einen bis zum Schluss nicht loslässt.
Hommage an talentierte Musikerinnen
Als Motto stellt Christina Pluhar den Satz einer Komponistin des 16. Jahrhunderts voran: "Ich möchte", sagt Maddalena Casulana, "so gut ich dies in meinem Beruf als Musikerin kann, der Welt den Irrtum aufzeigen, den Männer begehen, wenn sie meinen, dass nur sie allein Talent und Intelligenz besitzen und dass Frauen diese Gaben nicht hätten."
Heute möchten wir uns das hierzulande jedenfalls eigentlich nicht mehr vorstellen: Das Schicksal einer Frau war vorgegeben - durch Heirat oder Kloster. Ein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben nahezu ausgeschlossen. Jahrhunderte mussten vergehen, bis sich daran etwas änderte. Eine wirkliche Gleichstellung sei noch längst nicht erreicht, so Christina Pluhar. Deshalb möchte sie "Wonder Women" als eine Hommage nicht nur für die Komponistinnen des 17. Jahrhunderts, Barbara Strozzi und Francesca Caccini, verstanden wissen, sondern für hochbegabte Musikerinnen zu allen Zeiten, die ihre Kunst, wenn überhaupt, nur unter erschwerten Bedingungen leben konnten.
Album "Wonder Women": Einfach gute Musik
Aus dem reichen Fundus hat Christina Pluhar einmal mehr ein Programm zusammengestellt, das einnimmt und die Frage, ob nun eine Frau oder ein Mann das komponiert hat, irrelevant erscheinen lässt. Es ist schlicht gute Musik, gespielt von einem mit Zink und Schlagwerk originell zusammengestellten Ensemble und gesungen von verführerischen Stimmen, einmal auch im Terzett - faszinierend.
Wonder Women
- Genre:
- Klassik
- Zusatzinfo:
- Céline Scheen, Sopran / Luciana Mancini, Mezzosopran / Vincenzo Cappezuto, Alt / Benedetta Mazzucato, Kontra-Alt / Christina Pluhar, Theorbe und Leitung / L’Arpeggiata
- Label:
- Erato