Album der Woche: Sitkovetsky Trio vollendet Beethoven-Zyklus
Das vielfach ausgezeichnete Sitkovetsky Trio hat den Zyklus der Klaviertrios von Beethoven vollendet - gerade ist das dritte Album erschienen - mit dem op. 1,1 und mit dem berühmten "Geistertrio".
Was für eine Intensität, was für eine Präzision, was für eine bemerkenswerte Flexibilität in der Tongebung: Das Sitkovetsky Trio spielt Beethovens "Geistertrio" mitreißend - im wahrsten Sinn des Wortes. Man kann sich dem Sog, den die drei von Anfang an entfachen, nicht entziehen. Da ist eine große Leidenschaftlichkeit, die aber immer fokussiert bleibt - das macht diese Interpretation so anrührend. Als wollten die drei sagen: Ihr, die ihr uns zuhört, dürft gern überrascht aus dem Sitz springen. Wir bleiben höchst diszipliniert, lassen uns nicht ablenken. Cellist Isang Enders drückt es so aus: "Wir suchen den maximalen Ausdruck in Kommunikation mit dem sehr strengen Text - und das ist für alle Musiker, egal mit welchem Anspruch man da herangeht, sehr schwer."
Mit traumwandlerischer Sicherheit zum "maximalen Ausdruck"
Die Kommunikation mit dem Notentext ist das eine - der Dialog untereinander für das Gelingen die Voraussetzung. In dieser herausragenden Aufnahme kann man einmal beispielhaft hören, wie Pianistin Qian Wu, Geiger Alexander Sitkovetsky und Cellist Isang Enders sich die motivischen Bälle traumwandlerisch sicher zuwerfen. Den "maximalen Ausdruck" zu suchen, erfordert hohes Risiko, besteht doch immer die Gefahr, zu überreizen, aus der Kurve zu fliegen. Diese Gratwanderung scheint hier wie spielerisch zu gelingen, es macht großes Vergnügen, ihnen zu folgen. Alle drei verbinden solistische Virtuosität, wo sie gefordert ist, mit der Anpassungsfähigkeit, die für die Kammermusik so wesentlich bleibt.
Eine stimmige Interpretation
Beethoven zu spielen, bedeutet, von einer Sekunde auf die andere changieren zu können zwischen geisterhafter Wut und schelmischer Freude, munterem Tanz und tiefstem Ernst. Das Sitkovetsky Trio ist sich der großen Tradition bewusst, in der es steht - umso beeindruckender, wie es zu der so stimmigen Interpretation findet. Da wird nicht mit anderen verglichen - sie müssen sich ja zu dritt schon einigen: "Wenn man versucht, einen Kompromiss zu finden aus den drei individuellen Meinungen und den Einflüssen von gefühlt fünf Millionen weiteren Einspielungen und Interpretationen, dann kommt der Spruch zur Geltung: Viele Köche verderben den Brei. Da sind wir dann doch zu puristisch. Ich glaube, wir möchten schon am Ende dastehen und sagen, das ist aus uns erwachsen", sagt Enders.
Beethoven und das Sitkovetsky Trio: "Letztlich ist es eine Partnerschaft"
Der Beethoven des Sitkovetsky Trios ist von einer einnehmenden lyrischen Kraft geprägt - Isang Enders spricht von Respekt und Demut in der Herangehensweise, aber auch von dem unbedingt notwendigen eigenen Selbstbewusstsein. Eine geglückte Verbindung: "Der große Beethoven, der immer oben drüber steht, lebt auf irgendeine Art natürlich auch ohne uns. Auf der anderen Seite sind wir trotzdem sein Medium. Letztlich ist es eine Partnerschaft. Wir versuchen, dem gerecht zu werden, und sehen das als Lebensaufgabe."
Ludwig van Beethoven - Klaviertrios Vol. 3
- Zusatzinfo:
- Sitkovetsky Trio
- Label:
- BIS