Album der Woche: Renaud Capuçon und Kit Armstrong spielen Mozart
2016 standen der Geiger Renaud Capuçon und der Pianist Kit Armstrong zum ersten Mal mit den reifen Mozart-Sonaten zusammen auf der Bühne. Da entstand die Idee, sie gemeinsam aufzunehmen.
Was für ein Mozart kommt uns hier entgegen? Ein sehr freundlicher, zugewandter Mozart, man könnte auch sagen: ein netter Mozart. Wohlklang und gutes Zusammenspiel - das kennzeichnet diese Vier-CD-Box, und es ist bemerkenswert, wie ebenmäßig die Interpretation von Renaud Capuçon und Kit Armstrong ist. Perlendes Klavierspiel, warmtönender Geigenklang - aber immer wieder der Eindruck: Vorsicht bitte, nicht zu fest zupacken, bloß nicht kratzen oder laut spielen.
Capuçon und Armstrong wollen nicht experimentieren
Für keine andere Gattung hat Mozart so viel geschrieben, wie für Klavier und Violine. Sie war wie ein Experimentierfeld. Dabei ist die Reihenfolge Klavier und Violine bewusst gesetzt. Anfangs nennt er sie begleitete Klaviersonaten, und er bleibt dabei, für Klavier und Violine zu schreiben, auch bei den späteren, obwohl sie sich immer mehr zu gleichberechtigten Duos entwickeln. Capuçon und Armstrong wollen nicht experimentieren. Das fällt zum Beispiel bei der berühmten e-Moll-Sonate auf - e-Moll, die Tonart von Liebe und Zärtlichkeit, aber auch Verwegenheit, Raserei und Verzweiflung.
Kit Armstrong erklärt es im Beiheft so: "Wir vereinfachen den Ausdruck der Musik nicht absichtlich. Wir lösen Mehrdeutigkeiten nicht auf und suchen keine Ausflüchte aus irgendeinem ihrer mannigfaltigen Charaktere. Wir haben, um eine Analogie aus der Kulinarik zu verwenden, gänzlich auf unsere angeeignete Fertigkeit verzichtet, gewöhnliche Zutaten zu verfeinern, haben wir doch gespürt, dass wir es hier mit außergewöhnlichen Zutaten zu tun haben."
Wo ist der Mozart, der uns in die Seele schaut?
Diese Herangehensweise funktioniert stellenweise sehr gut, zum Beispiel am Ende der e-Moll-Sonate, wenn die Sonne hindurchschaut.
Außergewöhnliche Zutaten, allerdings! Und Kit Armstrong schreibt dazu noch von der "ganzen Schönheit von Mozarts Musik". Aber Schönheit allein? Mozart, Opernkomponist, der er war, mit einem einzigartigen Gespür für Gefühlslagen begabt, vermochte es, hintersinnig und humorvoll zugleich zu sein, heiter und melancholisch, abgründig und gewitzt. Wo ist der Mozart, der uns in die Seele schaut?
Mozart: Sonatas For Piano & Violin
- Genre:
- Klassik
- Zusatzinfo:
- Renaud Capuçon, Violine / Kit Armstrong, Klavier
- Label:
- Alpha