Album der Woche: Brahms Klavierkonzerte mit Michael Korstick
Der Pianist Michael Korstick hat sich in seiner bisherigen Karriere überwiegend um die Werke von Ludwig van Beethoven gekümmert. Der gebürtige Kölner hat nun erstmals die beiden Klavierkonzerte von Johannes Brahms aufgenommen.
Der langsame Satz aus dem zweiten Klavierkonzert von Johannes Brahms erinnert mehr an Kammermusik und nicht an die große Konzertbühne. Erst darf das Solo-Cello singen, nach rund zweieinhalb Minuten tritt dann, schattenhaft und wie aus einer Nebelwand, das Klavier hervor. Wenn sich kurz darauf ein neues Thema heraus schält, klingt das in dieser neuen Aufnahme verträumt und leicht melancholisch.
Michael Korstick zeigt, dass man dem Lied-Komponisten Brahms auch in seinen konzertant-sinfonischen Werken begegnen kann. Mit vielen kleinen dynamischen Abstufungen, mit klug dosierten rhythmischen Übergängen und Verzögerungen verleiht Korstick dieser Musik ein hohes Maß an Transparenz, an Beredsamkeit. Das wirkt rund und ausgewogen, gereift im besten Sinne, schließlich erfolgt diese Aufnahme genau 50 Jahre, nachdem Korstick dieses zweite Brahms-Konzert erstmals öffentlich gespielt hat.
Sinfonisches Miteinander zwischen Orchester und Pianist
Zur Qualität der neuen Einspielung tragen auch das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin und Constantin Trinks bei. Sie sind Partner des Pianisten, keine Untergebenen, aber auch keine Dominatoren. So ergibt sich ein sinfonisches Miteinander, genau wie Brahms es - vor allem in seinem zweiten Konzert - auch gewollt hat. Schon im ersten der beiden Klavierkonzerte dominiert das Orchester mit seinem warmen, erdigen Klang.
Wenn sich dann nach der ewig lang scheinenden Orchester-Einleitung endlich das Klavier einschaltet, klingt das bei Michael Korstick lyrisch und leicht, fast federnd. Immer wieder paart Korstick seine Beethoven-geschulte Klarheit, sein resolutes Klavierspiel mit einer romantischen Lesart, ganz im Brahmsschen Sinne: Tradition und Neues als Pas-de-deux.
Wacher Sinn für große Bögen und kleine Zwischentöne
Michael Korstick, das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin und Constantin Trinks haben eine anregend-aufregende Einspielung der beiden Klavierkonzerte von Johannes Brahms vorlegt: mit vielen Details, mit wachem Sinn für große Bögen und kleine Zwischentöne.
Brahms - The Piano Concertos
- Genre:
- Klassik
- Produktionsjahr:
- 2024
- Label:
- hänssler Classic