CD-Cover: Janine Jansen & Klaus Mäkelä - Sibelius / Prokofjew © Decca

Album der Woche: Janine Jansen spielt Sibelius und Prokofjew

Stand: 23.06.2024 15:00 Uhr

Die Geigerin Janine Jansen hat zusammen mit dem Oslo Philharmonic unter Klaus Mäkelä das erste Violinkonzert von Sergej Prokofjew und das hochromantische Konzert von Jean Sibelius aufgenommen.

von Raliza Nikolov

Auf einmal ist da ein Klang. Noch ist es nicht Musik, es ist unklar, wohin das gehen wird, aber dieser ungewisse Zustand hält nicht lang an. Janine Jansen dreht auf, in ihrer ureigenen, so sprechenden Weise, und das Oslo Philharmonic mit Klaus Mäkelä ist ihr inniger Begleiter.

"Perfect match" - so kann man das nennen, wenn eine fantastische Geigerin eines ihrer Lieblingsstücke mit einem hervorragenden Orchester und einer Ausnahmeerscheinung am Pult aufnimmt. Janine Jansen hat das Violinkonzert von Jean Sibelius schon ein paar Mal zusammen mit Sibelius’ Landsmann Klaus Mäkelä aufgeführt, auch zum Beispiel mit dem Orchestre de Paris. Jetzt also die Aufnahme zusammen mit dem Oslo Philharmonic. Und ja, sie zelebrieren diese dunkle, warmtönende finnische Erzählung auf eine Weise, der man sich kaum entziehen kann. In allen Facetten, die zur Verfügung stehen, von zartesten Andeutungen einer Linie bis hin zu einer Intensität, die das Fürchten lehrt - kurz vor dem Bersten.

Wie ein Tanz auf dem Vulkan

Sibelius hat mit dem Violinkonzert ein Werk geschaffen, das Solistin und Orchester alle Möglichkeiten gibt, sich zu verströmen - in kammermusikalischen Passagen, in denen die Soli im Orchester in den Dialog treten, in sinfonischen Abschnitten, wo die ganze Wucht des großen Orchesters über uns kommt.

Janine Jansen ist zu bewundern für dieses Spiel: Jeder Ton glüht, mal glimmend, mal lodernd, die Emotionalität ist bis an die Grenzen ausgereizt. Diese Grenzen werden aber nie überschritten - eher hat es etwas von einem Tanz auf dem Vulkan. Das ist nicht spektakulär im Großen, es ist viel besser, es ist ein Spektakel der Details, der Stimmigkeit der Tempi und des Pulses, der Musikalität, der Zugewandtheit zu diesen märchenhaften Kompositionen.

Eine wilde Geschichte voller Energie

Was mit Sibelius begonnen hat, führen Janine Jansen und das Oslo Philharmonic mit Klaus Mäkelä im ersten Violinkonzert von Sergej Prokofjew weiter. Die Kopplung ist interessant, weil deutlich wird, wie sehr Sibelius Prokofjew inspiriert haben muss. Hier kommt zum lyrischen, romantischen Moment, das Prokofjew sich gestattet, beißender Spott. Janine Jansen stehen alle Mittel zur Verfügung, diese wilde Geschichte voller Energie in eine Balance zu bringen. Eine Empfehlung für alle, die sich im Innersten berühren lassen mögen.

Sibelius / Prokofjew

Genre:
Klassik
Zusatzinfo:
Jean Sibelius, Violinkonzert d-moll op. 47 Sergej Prokofjew, Violinkonzert Nr. 1 D-Dur op. 19 Janine Jansen, Violine Oslo Philharmonic Ltg.: Klaus Mäkelä
Label:
Decca

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Sonntag | 23.06.2024 | 15:20 Uhr

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