100 Jahre Radio: Die größten Momente der NDR Orchester
Das Radio wird 100 Jahre alt. In dieser Zeit hat der Norddeutsche Rundfunk viele historische Momente miterlebt. Auch bei seinen Klangkörpern. Ein Rückblick auf die Radiogeschichte bei Orchestern und Chor des NDR.
Am 11. Januar 2017 ist Hamburg der Nabel der Klassik-Welt. Bei der Eröffnung der Elbphilharmonie, live übertragen von mehreren Rundfunkanstalten. Tausende Hörerinnen und Hörer, nicht nur in Deutschland, erleben das Konzert des NDR Elbphilharmonie Orchesters unter seinem damaligen Chef Thomas Hengelbrock. Beim Finale von Beethovens Neunter unterstützt von den Chören des Norddeutschen und des Bayerischen Rundfunks.
Die Elbphilharmonie-Eröffnung ist einer von vielen historischen Momenten für die Klangkörper des NDR. Sie haben die Radiogeschichte mitgeprägt.
Orchester wird im Sommer 1945 gegründet
Das Sinfonieorchester wird im Sommer 1945 gegründet, auf Initiative des britischen Majors Jack Bornoff. Eine der wichtigsten Aufgaben: Musik für das Radioprogramm des damals noch Nordwestdeutschen Rundfunks zu produzieren. Unter den ältesten Aufnahmen im Archiv ist eine Einspielung von Mozart Singspiel "Die Entführung aus dem Serail" unter Leitung des ersten Chefdirgenten Hans Schmidt-Isserstedt, entstanden im März 1946.
Kurze Zeit später wird auch der Chor des Nordwestdeutschen Rundfunks gegründet. Gemeinsam mit dem Orchester schreibt er Musikgeschichte. 1954, bei der Uraufführung von Arnold Schönbergs Oper "Moses und Aron" in der Hamburger Laeiszhalle, die damals noch Musikhalle hieß.
Zu den historischen Momenten gehört auch ein Skandal
Zu den historischen Radiomomenten der NDR Klangkörper gehört auch ein Skandal. Im Mittelpunkt: Das Oratorium "Das Floß der Medusa" von Hans Werner Henze. Ein politisches Werk, das das Schicksal von Schiffsbrüchigen auf einem Floß zu einer Parabel für den Klassenkampf macht. Henze hatte es dem marxistischen Revolutionär Che Guevara gewidmet. Am 9. Dezember 1968 sollte "Das Floß der Medusa" in der Halle B von Planten un Blomen in Hamburg uraufgeführt werden, mit Chor und Orchester des NDR unter Leitung des Komponisten. Der Abend wird live im Radio übertragen und läuft anders als gedacht.
Junge Menschen kapern die Bühne, verteilen Flugblätter, hängen eine rote Fahne ans Dirigentenpult. 30 Polizisten schreiten ein, zerren die Protestierenden weg. Die Übertragung wird abgebrochen. Stattdessen sendet der Norddeutsche Rundfunk die Aufnahme der Generalprobe von Henzes "Floß der Medusa".
NDR Radiophilharmonie wird 1950 gegründet
Auch die NDR Radiophilharmonie hat Geschichte geschrieben, allerdings ohne solche Skandale. Im Mai 1950 zunächst als "Orchester des Senders Hannover" gegründet, gehört die NDR Radiophilharmonie heute zu den Rundfunkklangkörpern von internationaler Strahlkraft.
Einer von vielen besonderen Momenten war die Interpretation des "War Requiem" von Benjamin Britten. 2018, als sich das Ende des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal gejährt hat, hat der damalige Chefdirigent Andrew Manze die Musikerinnen und Musiker der NDR Radiophilharmonie mit dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra und Vokalsolisten und Chören aus England und Deutschland zusammengebracht. Für Gedenkkonzerte im Kuppelsaal in Hannover und in der Liverpool Cathedral. Auch das ein historischer Radiomoment. Musik des Pazifisten Benjamin Britten als Mahnmal gegen den Krieg, zeitlos aktuell.