Ulita Knaus präsentiert ihr Album "Old love and new"
Was haben amerikanische Dichterinnen und Jazzsängerin Ulita Knaus miteinander zu tun? Auf den ersten Blick vielleicht nichts, aber wenn man genauer hinschaut eine ganze Menge.
Die Hamburger Sängerin und Komponistin Ulita Knaus hat bereits ihr achtes Album vorgelegt. Es trägt den Titel "Old love and new" und wurde quasi live mit einer hochkarätigen Band eingespielt. Wie der Titel schon vermuten lässt, geht es darauf vor allem um das Thema Liebe. Bei den Texten hat sich Ulita von amerikanischen Dichterinnen des 19. und 20. Jahrhunderts inspirieren lassen, die in Deutschland immer noch kaum bekannt sind. Herausgekommen ist ein vielfältiges Album, das sich stilistisch zwischen Swing und Soul bewegt. Zu ihrem Livekonzert bei NDR Kultur am 8. Juni 2022 hat die versierte Sängerin den herausragenden Pianisten und Komponisten Mischa Schumann mitgebracht.
Viele dieser Dichterinnen kennt man hier in Deutschland gar nicht. Was sind das für Persönlichkeiten, was für Geschichten stecken dahinter?
Ulita Knaus: Ich kannte diese Dichterinnen anfangs auch nicht und musste mich erstmal einlesen. Während der Coronapandemie hatte ich dazu viel Zeit und habe erst mal im Internet geschaut und mir Gedichtbände bestellt, die ich alle zu Hause durchgelesen habe. Es waren auch viele Gedichte von moderneren Poetinnen dabei, aber da war es schwer die Rechte zu bekommen. Deshalb habe ich mich auf die Älteren konzentriert. Es war herrlich, sich in die Sprache und das Versmaß reinzulesen. Am Ende habe ich mich für amerikanische Autorinnen entschieden, die einen unterschiedlichen Background hatten und die auf verschiedene Art und Weise ihre Gedichte geschrieben haben. Manche haben ganz klassisch im Reim und Versmaß geschrieben und andere von vorne bis hinten einen Fließtext verfasst. Für mich war das eine Herausforderung damit kompositorisch umzugehen.
Deine Stücke sind ja sehr straight und einigermaßen klassisch. Ich stelle mir das schwer vor, diese Dichtungen, die ja oft ein strenges Versmaß haben, in deine Musik einzubinden. Wie bist du vorgegangen?
Knaus: Die meisten Texte waren relativ kurz, deswegen konnte ich Passagen gut wiederholen. Die Herausforderung waren die langen Texte. Da musste ich schauen, dass ich etwas Anderes draus mache. Aber dafür ist Jazz eben auch gut, den kann man erweitern. Insofern bin ich da nicht ganz klassisch geworden, sondern habe in die nächsten Jahrzehnte geblickt, was hat zum Beispiel Miles Davis gemacht? Es war sehr schön auf die Suche zu gehen, welches Gedicht passt und welches nicht.
Hast du erst das Gedicht vorgetragen und dir dann überlegt, was rhythmisch am besten dazu passt? Oder wie kann man sich das vorstellen?
Knaus: Tatsächlich gehe ich da immer erst rhythmisch ran. Also, ich lese die Gedichte und dadurch ergibt sich eine Rhythmik. Anschließend probiere ich verschiedene Tempi aus, deshalb gab es auch verschiedene Versionen von manchen Stücken - mal schnell, mal langsam. Am Ende musste ich dann eine Entscheidung treffen. Aber die Rhythmik ist tatsächlich das Wichtigste an der ganzen Sache.
Amy Lowell, Carolyn Wells, Ella Wheeler Wilcox, Sara Teasdale - das sind alles Namen, die einem wirklich nicht so geläufig sind. Die haben hunderte Bücher und tausende Gedichte geschrieben, da gibt es bestimmt noch eine ganze Menge mehr Schätze zu heben, oder?
Knaus: Total! Also wenn ich mit der Musik dazu beitragen kann, dass sich der ein oder andere einen Gedichtband kauft, dann finde ich das toll. Ich war selbst ganz begeistert und habe so viele tolle Sachen entdeckt. Eigentlich hätte ich noch zwei, drei Alben schreiben können. 16 oder 17 Stücke lagen auf meinem Tisch und da musste ich ein bisschen kürzen. Aber auf die 14 Titel im Album wollte ich dann nicht verzichten. Für die heutige Zeit ist es auf jeden Fall ein sehr langes Album.