Der kanadische Komponist Darcy James Argue bei der NDR Bigband
Am Donnerstag im Kleinen Sendesaal in Hannover und am Freitag in der Hamburger Elbphilharmonie gibt's einen coolen Mix heißer Sounds aus Jazz, 60-Grooves, Minimal Music, Punkrock und Noise zu hören.
Im Bigband-Business ist man normalerweise etwas gechillter als sonst in der Pop- oder Jazzwelt. Aber im Fall von Darcy James Argue ging doch so was wie ein Hype durchs Geviert. Den Wunderkind-Nimbus trägt Darcy James Argue mit sich herum, wie seine Slim-Line-Suits und seinen Nerd-Habitus, seit er 2003 vom Bostoner New England Conservatory nach New York kam. In einer Stadt, in der es viele Jazzmusiker nicht mal allein etwas auf die Bühne bringen, da schafft es der Kanadier seit nunmehr 20 Jahren eine Bigband am Leben und am Laufen zu halten, die Secret Society. Und das, wo eine Bigband eigentlich was grundsätzlich Uncooles an sich habe, wie Argue findet: Ein Wald aus 18 Notenständern, der einzige, der sich bewege sei der Dirigent; und der schaue in die falsche Richtung und singe nicht.
Das Auge hört mit
Inspiriert vom Comic Die Liga der ungewöhnlichen Gentlemen promotet Argue seine Secret Society als coole "Steampunk-Band": Der erste Gig fand im legendären Punk-Rock-Club CBGB in der New Yorker Bowery statt, es gibt ein pop-mäßiges Merchandising und eine Fan-Base, die permanent mit Content versorgt wird - Darcy swingt, wo Taylor swift.
Weil der mit dem Jazz-Besen in 60s-Grooves aufgeschlagene, unkonventionelle Mix aus Minimal Music, Punkrock und Noise nicht nur cool wirkt, sondern auch fundiert-originell ist, waren selbst die Argus-Augen der Kritiker von Argues Augen auf die Präsentation erfreut - 2009 wurde ihm der Down Beat-Kritikerpreis sowohl für den besten Newcomer, wie für den besten Komponisten zugedacht, 2024 der zum Arrangeur des Jahres, jedes der bislang vier Secret Society-Alben war für einen Grammy nominiert. Ob Guggenheim Fellowship oder Aaron-Copland-Stiftung, es gibt Auftragsarbeiten en suite; seit 2024 ist Argue auch Composer-in-Residence der Bigband des Hessischen Rundfunks.
Zum Debüt bei der NDR Bigband bringt Darcy James Argue Musik aus dem Programm Dynamic Maximum Tension mit. Damit beschrieb der US-Architekt und Erfinder Buckminster Fuller einst seine Philosophie der maximalen Nutzung von Form und Materialien für höhere Effizienz.
Musikalisch tut Darcy James Argue das auch. Mit seinem immensen Wissen über die Jazzgeschichte und seinen unkonventionellen Konzepten für die Gegenwart weist er dem Bigband-Genre einen Weg in die Zukunft - Hot act, cool running.
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