"Daughter of a Temple": Spirituelles Album von Ganavya
Die Sängerin und Multiinstrumentalistin Ganavya verbindet spirituellen Jazz und klassische südasiatische Musik mit Ambient-Einflüssen auf ihrem neuen Album "Daughter of a Temple". Hier gibt sie Einblicke in die Entstehung des Albums.
"A Love Supreme" heißt ein Lied und diese "alles überragende Liebe" ist auch die Botschaft ihres neuen Albums - sanft gehaucht - und man kann gleich in den ersten Sekunden nachvollziehen, was der "Guardian" meinte, als er schrieb, dass Ganavyas Stimme selbst Stoiker in schluchzende Wracks verwandeln könne.
Verbeugung vor Alice Coltrane
Die vierteilige, etwa achtzehnminütige Suite "A Love Supreme" ist Kernstück ihres neuen Albums, sozusagen das schlagende Herz der Platte. Darauf verneigt sich Ganavya hörbar vor ihren musikalischen Helden und Heldinnen, unter anderem vor Alice Coltrane. Nach der Arbeit an "Daughter of a Temple" fühlt sie sich Coltrane noch näher, weil sie ihre Lieder erforscht hat, sagt Ganavya. "Um sich durch diese Lieder zu bewegen, haben wir untersucht, wie sie sich zuvor durch die Lieder bewegt hat. Aber dadurch, dass ich mich ihr näher fühle, fühle ich mich auch der Praxis und der Hingabe näher, die sie meiner Meinung nach verkörpert hat.".
Alice Coltrane - diese wegweisende Jazzmusikerin, die als Pianistin und Harfenistin in den 1970er-Jahren den spirituellen Jazz mit indischen Einflüssen revolutionierte, schwebt als musikalische Mentorin über diesem Album. Denn ähnlich wie sie schafft es auch Ganavya, auf den zehn Stücken diese scheinbar gegensätzlichen Musiktraditionen harmonisch zu vereinen.
CD-Aufnahme als Familien-Happening
"Daughter of a Temple" wurde 2022 eine Woche lang im Moore's Opera House in Houston, Texas, aufgenommen, nachdem Ganavya in den vorangegangenen Monaten Freunde und Bekannte gebeten hatte, sich ihr für eine "Versammlung in Hingabe und für die Hingabe" anzuschließen. Diese Woche muss für alle Beteiligten eine tiefgreifende, transzendente Erfahrung gewesen sein. "Wir haben uns gegenseitig die Füße gewaschen, haben uns umarmt, zusammen gegessen und zusammen gebetet", erzählt Ganavya. "Wir haben alle in Häusern geschlafen, die nebeneinander lagen."
Ein großes Freundes- und Familien-Happening inklusive ihrer Mutter - als Köchin und Ratgeberin. Und so entstand ein Sound voller Liebe und Lachen, wie Ganavya es in ihrer sanften und nachdenklichen Art beschreibt, mit vielen Mitwirkenden, wie zum Beispiel Esperanza Spalding, Shabaka Hutchings, Vijay Iyer und Immanuel Wilkins.
Das Göttliche in allem spürbar
Ein weiteres wichtiges Moment auf dem Album ist Stille. Die Pausen und das Hineinlauschen in die Töne. "Daughters of a Temple" ist nicht wirklich zum Nebenbeihören geeignet, oder anders formuliert: Man sollte sich unbedingt die Zeit und Muße nehmen, sich in diese erhabenen und sphärischen Klänge hineinfallen zu lassen, um ihre volle Schönheit auskosten zu können.
Nicht nur ihre Musik, auch Ganavya selbst als Person strahlt eine bemerkenswerte spirituelle Tiefe aus. "Ich denke, dass die Musik - wie alles andere auch: Gartenarbeit, Geschirrspülen, Lesen, Sprechen, Nicht-Sprechen - jede kleine Sache auf dieser Welt gleichermaßen göttlich ist". Diese Spiritualität ist auf "Daughter of a Temple" spürbar - es ist Musik zum Innehalten, die auf eine stille Weise berührt.
Daughter of a Temple
- Genre:
- Jazz, Ambient
- Label:
- LEITER Verlag
- Veröffentlichungsdatum:
- 15. November 2024