Nesrine Belmokh: "Kan Ya Makan"
Nesrine Belmokhs Musik ist eine Mischung aus Jazz, Chanson und ihrem virtuosen Cellospiel. Nun führt das neue Album "Kan Ya Makan" die Franko-Algerierin im November in den Nica Jazz Club nach Hamburg.
Können Geschichten so fesseln, dass man immer weiter hören möchte? Im Falle der franko-algerischen Musikerin Nesrine könnte das so sein. Sie sei eine moderne Sheherazade, heißt es in den Konzertankündigungen. Die klassisch ausgebildete Cellistin spielte unter Lorin Maazel in der Oper Valencia und im West-Eastern Diva Orchestra von Daniel Barenboim, bevor sie kompositorisch ihren eigenen Weg ging. Ihr neues Album "Kan Ya Makan" heißt passenderweise auf Arabisch "Es war einmal". Von ihrer märchenhaften Biografie und ihren zeitlosen Klangfantasien erzählte Nesrine Belmokh, so ihr voller Name, vor einigen Tagen im Interview aus ihrem Studio in Paris.
"I believe that a word is sound. I build my melodies around the sound of a word. Cause when you say a word it actually sounds something already…the link is very close between the word and a melody. I can hear notes when I hear a word."
Ein Wort ist bereits Klang, sagt Nesrine, wenn sie ein Wort höre, dann höre sie gleich Ton und Melodie mit. Umso wichtiger ist ihr Stille: die Künstlerin glaubt, dass alles bereits vorhanden sei, sie müsse nur lauschen, Komponisten seien Klang-Fänger, Wahrheitsfänger, Gefühls-Fänger.
Klanggeschichten wie aus "Tausendundeine Nacht"
Nesrine Belmokh ist 1982 in Frankreich geboren, als Kind sang sie die algerische Musik ihrer Familie und Gospel und studierte Cello. Sie erinnert sich an den Mut, den sie aufbringen musste, um die Orchester-Stelle in Valencia aufzugeben, aber genau durch dieses Risiko entfaltete sich ihre Kreativität.
Ihr sicherer Raum ist die Musik: Nesrine ist mit ihrem vielsprachigen Gesang und ihrem virtuosen Cellospiel quasi autark in ihren Kompositionen, die sie auf dem neuen Album durch eine kongeniale Band unterstützen lässt. Gerade durch die Entscheidung, sich nicht entscheiden zu müssen für eine Sprache, sondern einfach die Mehrsprachigkeit zuzulassen, auch mitten im Song, entstand eine reizvolle befreiende Mischung. Sie erkannte ihre vielen Identitäten, die in ihr gemischten Kulturen als etwas Wertvolles, das sich in ihrer Musik widerspiegelt. Und auch in unseren Ländern können wir nicht genug wertschätzen, dass wir so viel Mix haben, denn ohne Mix wäre es langweiliger, gefährlicher, genau wie in der Biologie.
"I took some opera - little parts inside of my music, very subtle - Yeah, I love Opera"
Genauso natürlich mischt Nesrine alle Einflüsse von arabischer Musik über Jazz bis zur Oper, schließlich hat sie sich jahrelang aus dem Orchestergraben heraus von Opernsängerinnen und Sängern inspirieren lassen. Einige Spuren davon sind ganz subtil in das neue Album eingeflossen.
"Kan Ya Makan" von Nesrine ist im November beim Münchner Label ACT erschienen. Und Nesrine kommt am 21. November nach Hamburg, in den neuen Jazzclub NICA am Rathausmarkt.