Von Heavy-Metal bis Kirchenmusik: Norddeutsche zu Kultur und Ehrenamt
Freiwilliges Engagement für die Gemeinschaft ist ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Ohne Ehrenamt geht in vielen Bereichen nichts. Neun von zehn Teilnehmenden der aktuellen #NDRfragt-Untersuchung finden, das könnten eigentlich noch viel mehr Menschen tun.
Gut die Hälfte der Befragten packt ehrenamtlich an. Manche nur ein paar Mal im Jahr als Wahlhelfer oder im Sommer beim Rasen mähen im Kirchgarten. Für andere ist das Ehrenamt fast ein Full-Time-Job. Was die Freiwilligen eint? Freude am Freude schenken und das Gefühl gebraucht zu werden, wie es die 73-Jährige Barbara aus Hohnstorf an der Elbe beschreibt: "Ich bin 73 Jahre alt, und man fühlt sich schon als altes Eisen und nicht mehr gebraucht. Wenn es eine Aufgabe gibt, die einen erfüllt, dann hilft mir das über schwere Tage hinweg. Man hat eine Freude, und man merkt, man kann etwas Gutes bewirken." Barbara hat Zeit für einen Geflüchteten gefunden, dem sie online Deutsch beibringen konnte. In einer nahe gelegenen Schule sind ebenfalls geflüchtete Kinder, die sich über Sprachförderung freuen. Zu Hause aus dem Fenster gucken, ist für sie keine Option. "Ins Theater gehen ist schön, aber selbst aktiv werden und sich beteiligen, da kenne ich kaum jemanden, der das macht."
Mit 17 Jahren schon Dirigent in einer Feuerwehrkapelle - ehrenamtlich
Markus ist 26 Jahre alt und kommt aus Kluse im Emsland. Er war schon mit acht Jahren im Trompetenunterricht, schreibt er uns bei NDR fragt, schließlich gibt es eine zünftige Feuerwehrkapelle im Ort. 2015 schmiss der Dirigent hin und dann wurde Markus gefragt, ob er das machen könnte. Für den damals 17-Jährigen hieß das: "Wie bewegt man die Hände überhaupt richtig, dass das Orchester einen versteht? Und wie liest man eine Partitur? Wie gibt man im Orchester Impulse, um gewisse Emotionen in Liedern unterzubringen?" Markus macht das neben der Schule für null Cent, aber mit einem prall gefüllten Terminkalender, denn jetzt im Frühling und Sommer rufen wieder die Schützenvereine und Feuerwehrfeste der Region nach ihm und seinen 30 Musikern. "Ich weiß, ich werde gebraucht. Wenn ich mich jetzt auch noch von abbringen lassen würde, dann würde die Feuerwehrkapelle wahrscheinlich irgendwann wegfallen, wie in den Nachbarorten. Auch da brechen die Musikvereine langsam weg. Ich sehe mich da als Zugpferd."
Organisation von Festivals mit der Lebenshilfe
Toby engagiert sich für kleine Heavy-Metal-Bands, organisiert Auftritte und Festivals, auch zusammen mit Inklusionsveranstaltungen der örtlichen Lebenshilfe. Bei der Anerkennung seines Engagements könnte mehr passieren, sagt er uns: "Das kulturelle Ehrenamt ist in meinen Augen ein bisschen unterrepräsentiert. Es wird nicht als dieses Ehrenamt wahrgenommen wie andere Sachen. Das ist ein ganz starker Punkt, der mir immer wieder auffällt. Für mich ist es trotzdem sehr wichtig, wir schaffen ein kulturelles Umfeld für Menschen, die in der Szene unterwegs sind."
Ohne Ehrenamt geht es in der Kultur nicht
Tatsächlich ist in der #NDRfragt-Untersuchung zum Ehrenamt nur jeder zehnte Teilnehmer in Sachen Kultur unterwegs, politisches Engagement, Bildung und Jugendförderung oder auch Kirchenarbeit rangieren weiter vorn. Dabei nutzen viele Musikveranstaltungen, Museen, Bibliotheken oder Ausstellung, die es ohne Ehrenamtliche gar nicht gäbe. Feuerwehr-Kapellmeister Markus weiß das, sieht aber neben manchem Moll vor allem das Dur in Sachen Unterstützung: "Da kann ich mich gar nicht beklagen. Gerade die Städte und Kommunen sind noch ordentlich hinterher und sagen: 'Wo können wir euch noch unter die Arme greifen?' Das läuft bei uns eigentlich ziemlich gut."
Zufriedenheit und Freude am Ehrenamt überwiegt
Werner ist 75 Jahre alt und unter vielen anderen auch zuständig für eine gemeinsame Ausstellung seiner Stadt Lohne mit einer französischen Partnerstadt. Er resümiert sein Tun trotz aller Widrigkeiten noch positiver. "Letztendlich überwiegt bei weitem die Zufriedenheit und auch die Freude am Ehrenamt und auch die persönliche Bestätigung."