"Play the Piano" in Harburg: Klaviere laden zum Spielen ein
Neun Klaviere stehen an verschiedenen Orten der Harburger City sowie im Binnenhafen. Jeder, der möchte, darf die Klaviere ausprobieren und darauf spielen. Das Projekt "Play the Piano" läuft noch bis zum 24. September.
Aus dem Piano auf dem Harburger Rathausplatz erklingt der weltberühmte Tango von Carlos Gardel "Por una Cabeza". Garri Setyan heißt der Mann, der es spielt. Er kommt aus der ukrainischen Stadt Charkiw. "Seit einem Jahr und zwei Monaten lebe ich in Hamburg, bin professioneller Pianist, Opernsänger, Komponist und Dichter", erzählt der Künstler. "Ich liebe meine Profession, meinen Beruf, ich spiele aus meinem Herzen." Das spüren auch die Menschen, die bei dem Klavier stehen bleiben und der Musik lauschen.
Die Idee: Öffentliche Klaviere an ungewöhnlichen Orten
Die Idee für das Projekt "Play the piano" hatte Antonia Marmon von Harburg Marketing zusammen mit Lukas Grellmann von der Freiraumgalerie "Walls can dance". Dabei haben sich die beiden von dem britischen Künstler Luke Jerram inspirieren lassen, der vor 15 Jahren damit angefangen hat, öffentliche Klaviere an ungewöhnlichen Orten auf der ganzen Welt aufzustellen. "Ich habe das zum ersten Mal in New York am Flughafen gesehen und war sofort begeistert von der Atmosphäre, die es geschaffen hat", erzählt Marmon. "Es ist das erste Mal, dass wir das in Hamburg haben, dieses tolle, internationale Projekt."
Die neun Klaviere stehen an unterschiedlichen Orten Harburgs. Neben dem Rathausplatz auch auf dem Museumsplatz, im Marktkauf-Center, im Gloriatunnel, aber auch im maritimen Binnenhafen. Bunt bemalt stechen sie sofort ins Auge - so wie die zahlreichen Wandgemälde in Harburg, sagt Lukas Grellmann: "Mittlerweile ist 'Walls Can Dance' Norddeutschlands größte Freiraumgalerie für Street Art, also für große Fassadenkunst. Und mit 'Play the Piano' bringen wir noch so ein zusätzliches interaktives, buntes Element mit hier in den Stadtteil."
Weißer Flügel erinnert "entfernt an Raumschiff Enterprise"
Neben Erwachsenen setzen sich auch immer wieder Kinder an eines der Klaviere, klimpern auf den Tasten oder schauen auch mal rein, wie das Instrument von innen aussieht. An der TU Hamburg steht sogar ein Flügel, der auch fleißig bespielt wird. Nils Derzbach studiert Schiffbau an der Uni und hat sich über den Flügel auf dem Campus sehr gefreut: "Ich habe den gesehen und war sehr gespannt, ob er denn bespielbar ist. Dann habe ich ein paar Mal drauf gespielt und ich bin schon besser geworden. Man muss sich dran gewöhnen, denn er ist doch ein bisschen eigen."
Denn der Flügel ist nicht bunt bemalt, sondern weiß und besticht eher durch seine geradlinigen Formen des Harburger Künstlers Bernd Muss, erklärt Grellmann: "Dieser Flügel, der noch vor ein paar Wochen in einem Gemeindehaus stand und uns gestiftet wurde, erinnert entfernt an Raumschiff Enterprise und lädt ein zu spacigen Klangexperimenten." Auch Ines Lynn aus Altona hat sich an den Flügel gewagt: "Das ist ein ganz anderer Resonanzkörper. Da ist noch mehr Holz, mehr Klang, was da mit einem kommuniziert, wenn man spielt."
Zehntes Piano auf dem Reeperbahn Festival
Am Mittwoch startet das Reeperbahn Festival. Dann wird sogar ein zehntes Piano auf dem Heiligengeistfeld stehen, gestaltet von der Künstlerin Bona_Berlin. "Harburg goes Reeperbahn - da darf auch jeder mal ran", verspricht Marmon. "Wir freuen uns darauf besonders, weil ja sehr viele musikaffine Menschen während des Festivals vor Ort sind", ergänzt Grellmann.