Māhbānoo: Iranisches Frauenensemble im Körberhaus Hamburg
Mutig, so könnte man den Auftritt des iranischen Frauenensembles Māhbānoo in Hamburg am ehesten beschreiben. Denn seit Gründung der islamischen Republik Iran 1979 ist es Frauen dort nicht erlaubt, öffentlich zu singen.
Die Regel gegen das öffentliche Singen gilt zwar nicht für Auslandsauftritte, aber ein gewisses Restrisiko vor willkürlichen Repressionen bleibt trotzdem. Dieses Risiko sind die Musikerinnen eingegangen. Auf Initiative der Berliner Festspiele in Zusammenarbeit mit der Körberstiftung und dem Bayerischen Rundfunk tourt das iranische Ensemble derzeit durch vier deutsche Städte. Gestern Abend machte es Halt im Hamburger Körberhaus.
Gesang von Frauen ist "unislamisch"
Man könnte meinen, traditionelle persische Musik müsste auch im Ursprungsland, dem Iran, erlaubt sein. Ist es aber nicht, zumindest nur eingeschränkt. Nach Auslegung des Mullah-Regimes ist nämlich der Gesang von Frauen "unislamisch". Dieser Regel zum Trotz veröffentlichte das iranische Māhbānoo-Ensemble 2014 ein Video, das über Nacht zum viralen Hit wurde. Nicht nur spielend, sondern singend. Seitdem stehen die Musikerinnen unter staatlicher Beobachtung. Verständlich, dass dem Ensemble jetzt eine gewisse Anspannung anzumerken ist, vor allem aber: Spielfreude!
Ensemble Māhbānoo spielt sich in die Herzen des Publikums
In farbenfrohen Gewändern spielt und singt sich das fünfköpfige Ensemble unter Leitung ihres Gründers Majid Derakhshani auf der mit Teppichen ausgelegten Bühne in die Herzen der iranisch- und nicht-iranischstämmigen Konzertbesucher. Die Zupf- Streich, und Schlaginstrumente Tar, Oud, Kamancheh, Ghanoon und Tombak sind dem auf wohltemperierter Stimmung trainierten Ohr genauso ungewohnt wie die für orientalische Musik typische Drei-Viertel-Tonalität. Das Publikum im bis auf den letzten Platz besetzten Körberhaus genießt diese Reise in die traditionell iranische Klangwelt trotzdem in vollen Zügen. Ein Gast sagt: "Musik reflektiert die Gefühle der Menschen, das haben wir gehört. Und es ist ein guter Anlass, diese Kultur hierherzubringen, und das ist natürlich sehr traurig das diese Kultur im Iran nicht stattfinden darf."
Positive Resonanz der Gäste freut Musikerinnen
Diese positive Resonanz spüren auch die Musikerinnen, so das Ensemblemitglied Shivā Ahmadisepehr: "Für mich ist es sehr beeindruckend, dass, obwohl Teile des Publikums die Sprache nicht versteht oder mit den Klängen nicht vertraut ist, dennoch mit uns und unserer Musik so eine Verbindung aufnehmen. Das sind für uns wirklich tolle Zuhörer." Das gebe ihnen ein unfassbar tolles Gefühl.
Musik und Dialog mit dem Frauenensemble Māhbānoo
In beeindruckend schnellem Tempo aus Deutsch-Persischer-Übersetzung tritt im zweiten Teil des Abends die Musikerin und Kulturmanagerin der Körberstifung Bahar Roshanai in einen charmant-gewitzten Dialog zwischen Ensemblemitgliedern und Publikum, um den Bau von Brücken zwischen den Kulturen zu erleichtern. Den krönenden Abschluss gab es mit dem persischen Klassiker "Morghe sahar", eine Art Volkslied, unter reger Beteiligung des Publikums. Damit geht ein Abend zu Ende, der dem Motto der Veranstaltungsreihe "Ohr zur Welt" voll und ganz gerecht wurde. Das nächste Konzert findet am Mittwoch im Prinzregententheater in München statt.