Fünf Frauen lächeln in die Kamera, vier von ihnen halten Instrumente in den Händen. © Farhad Bazazian Foto: Farhad Bazazian
Fünf Frauen lächeln in die Kamera, vier von ihnen halten Instrumente in den Händen. © Farhad Bazazian Foto: Farhad Bazazian
Fünf Frauen lächeln in die Kamera, vier von ihnen halten Instrumente in den Händen. © Farhad Bazazian Foto: Farhad Bazazian
AUDIO: Māhbānoo: Iranisches Frauenensemble im Körberhaus Hamburg (3 Min)

Māhbānoo: Iranisches Frauenensemble im Körberhaus Hamburg

Stand: 25.09.2023 08:19 Uhr

Mutig, so könnte man den Auftritt des iranischen Frauenensembles Māhbānoo in Hamburg am ehesten beschreiben. Denn seit Gründung der islamischen Republik Iran 1979 ist es Frauen dort nicht erlaubt, öffentlich zu singen.

von Milad Kuhpai

Die Regel gegen das öffentliche Singen gilt zwar nicht für Auslandsauftritte, aber ein gewisses Restrisiko vor willkürlichen Repressionen bleibt trotzdem. Dieses Risiko sind die Musikerinnen eingegangen. Auf Initiative der Berliner Festspiele in Zusammenarbeit mit der Körberstiftung und dem Bayerischen Rundfunk tourt das iranische Ensemble derzeit durch vier deutsche Städte. Gestern Abend machte es Halt im Hamburger Körberhaus.

Gesang von Frauen ist "unislamisch"

Man könnte meinen, traditionelle persische Musik müsste auch im Ursprungsland, dem Iran, erlaubt sein. Ist es aber nicht, zumindest nur eingeschränkt. Nach Auslegung des Mullah-Regimes ist nämlich der Gesang von Frauen "unislamisch". Dieser Regel zum Trotz veröffentlichte das iranische Māhbānoo-Ensemble 2014 ein Video, das über Nacht zum viralen Hit wurde. Nicht nur spielend, sondern singend. Seitdem stehen die Musikerinnen unter staatlicher Beobachtung. Verständlich, dass dem Ensemble jetzt eine gewisse Anspannung anzumerken ist, vor allem aber: Spielfreude!

Ensemble Māhbānoo spielt sich in die Herzen des Publikums

In farbenfrohen Gewändern spielt und singt sich das fünfköpfige Ensemble unter Leitung ihres Gründers Majid Derakhshani auf der mit Teppichen ausgelegten Bühne in die Herzen der iranisch- und nicht-iranischstämmigen Konzertbesucher. Die Zupf- Streich, und Schlaginstrumente Tar, Oud, Kamancheh, Ghanoon und Tombak sind dem auf wohltemperierter Stimmung trainierten Ohr genauso ungewohnt wie die für orientalische Musik typische Drei-Viertel-Tonalität. Das Publikum im bis auf den letzten Platz besetzten Körberhaus genießt diese Reise in die traditionell iranische Klangwelt trotzdem in vollen Zügen. Ein Gast sagt: "Musik reflektiert die Gefühle der Menschen, das haben wir gehört. Und es ist ein guter Anlass, diese Kultur hierherzubringen, und das ist natürlich sehr traurig das diese Kultur im Iran nicht stattfinden darf."

Positive Resonanz der Gäste freut Musikerinnen

Diese positive Resonanz spüren auch die Musikerinnen, so das Ensemblemitglied Shivā Ahmadisepehr: "Für mich ist es sehr beeindruckend, dass, obwohl Teile des Publikums die Sprache nicht versteht oder mit den Klängen nicht vertraut ist, dennoch mit uns und unserer Musik so eine Verbindung aufnehmen. Das sind für uns wirklich tolle Zuhörer." Das gebe ihnen ein unfassbar tolles Gefühl.

Weitere Informationen
Kimiā Nikpourfarokh und Sara Khodayar vom iranischen Frauenensemble Māhbānoo © NDR
8 Min

Māhbānoo: "Die größte Motivation ist die Liebe zur Musik"

Ein Interview mit den Musikerinnen Kimiā Nikpourfarokh und Sara Khodayar vom iranischen Frauenensemble Māhbānoo. 8 Min

Musik und Dialog mit dem Frauenensemble Māhbānoo

In beeindruckend schnellem Tempo aus Deutsch-Persischer-Übersetzung tritt im zweiten Teil des Abends die Musikerin und Kulturmanagerin der Körberstifung Bahar Roshanai in einen charmant-gewitzten Dialog zwischen Ensemblemitgliedern und Publikum, um den Bau von Brücken zwischen den Kulturen zu erleichtern. Den krönenden Abschluss gab es mit dem persischen Klassiker "Morghe sahar", eine Art Volkslied, unter reger Beteiligung des Publikums. Damit geht ein Abend zu Ende, der dem Motto der Veranstaltungsreihe "Ohr zur Welt" voll und ganz gerecht wurde. Das nächste Konzert findet am Mittwoch im Prinzregententheater in München statt.

Weitere Informationen
Danial Ilkhanipour © NDR
13 Min

Ilkhanipour: Brauchen ein Signal des Westens an den Iran

Ein Jahr nach dem Tod von Mahsa Amini und dem Beginn der Massenproteste brodele es im Iran, sagt der Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete Ilkhanipour. Das Mullah-Regime sei in "panischer Angst". 13 Min

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 25.09.2023 | 07:20 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Klassik

Frauenpolitik

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung © NDR Kultur

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Porträt von Philipp Schmid © NDR Foto: Sinje Hasheider

Philipps Playlist

Philipp Schmid kennt für jede Lebenslage die richtige Musik. Egal ob Pop, Klassik oder Jazz. Träumt Euch zusammen mit ihm aus dem Alltag! mehr

Peter Urban © NDR Foto: Andreas Rehmann

Urban Pop - Musiktalk mit Peter Urban

Spannende Stories, legendäre Konzerte, bewegende Begegnungen: Peter Urban hat viel erlebt und noch mehr zu erzählen. mehr

Mehr Kultur

Christian Kind steht in seinem Plattenladen hinter der Kasse und lächelt in die Kamera. © NDR Foto: Antonia Reiff

Gerettet durch Crowdfunding: Hamburger Plattenkiste macht weiter

Das Geschäft im Stadtteil Hoheluft versorgt Musikfans mit Vinyl und CDs - doch durch die Corona-Zeit und Schulden stand es kurz vor dem Aus. mehr