Maria Callas: Sensationsbesuch der Sopranistin in Hamburg
Ihre Tournee beginnt mit einem Skandal: Maria Callas hat ihr erstes Deutschland-Konzert in Wiesbaden einfach verschoben. Am 14. Mai 1959 setzt sie in Hamburg erstmals Fuß auf deutschen Boden.
Hunderte Schaulustige sind damals dabei. "Die Callas kommt mit 18 Koffern und zwei Pudeln", hieß es in einem Fernsehbeitrag. Wie viele Koffer es wirklich waren, ist unbekannt. Fakt ist: Die Callas hatte nur einen Pudel namens "Toy" mit dabei. Und gleich der nächste Skandal: Ein junger Autogrammjäger setzt sich einfach in ihren Mercedes. "Der Autogrammjäger hatte sich unbemerkt in den Wagen eingeschmuggelt. Das kühne Unternehmen endete freilich mit einem Fehlschlag. Der junge Mann setzte durch die geöffnete Tür und war nicht mehr gesehen", hieß es im TV-Beitrag.
Sechs Zimmer im "Atlantic" und ein eigener Koch
Nach diesem Schreckmoment geht es für die Operndiva ins Hotel "Atlantic", sechs Zimmer sind gemietet. Sie wohnt in Nummer 237. Das Hotel reserviert für sie einen Experten für ihre geliebte italienische Küche. Spargel Milanese - Spargel mit Brösel-Butter und Spiegelei - ist ihr Abendessen.
Gefeiertes Konzert in der Musikhalle
Am Konzerttag ist der Karl-Muck-Platz, der heutige Johannes-Brahms-Platz, im Ausnahmezustand. Tausende sind gekommen. Maria Callas schleicht sich aber über einen Seiteneingang in die Musikhalle (die heutige Laeiszhalle). Karten gibt es ab umgerechnet 23 Euro, auf dem Schwarzmarkt werden sie aber für das Hundertfache gehandelt.
Im Publikum sitzen Bürgermeister Max Brauer und Filmstar Zarah Leander. Dann kommt Maria Callas auf die Bühne. "In ihren großen dunklen, seelenvollen Augen, die das herbe, von innerer Spannung vibrierende Gesicht beherrschen, glüht das Feuer reiner Hingabe", heißt es in der Berichterstattung. Das Konzert wird gefeiert.
Vier große Blumensträuße für die Callas
Maria Callas ist noch leicht erkältet, wird aber mit 30 Minuten Applaus am Ende von der Bühne verabschiedet. Hinter den vier Blumensträußen, die man ihr schenkt, ist sie kaum noch zu sehen. Davor hatte sie Arien von Rossini und Verdi gesungen.
Auftritt ist bis heute unvergessen
Drei Jahre später kommt sie wieder nach Hamburg. "Da sind wir hin und haben sie gefragt. Sie hat wohl genickt. Und so haben wir unsere Autogramme bekommen", erzählt eine Rostockerin, die die Callas 1962 bei deren zweiten Hamburger Besuch getroffen hat. 1973 kam Maria Callas nochmal nach Hamburg, dann ins CCH. Die Kritiken damals waren enttäuschend. Ihr Auftritt am 15. Mai 1959 ist es, der bis heute unvergessen bleibt.
Der Konzertmitschnitt steht auf der Website des NDR Elbphilharmonie Orchesters als Video-on-Demand und auf YouTube bereit.