Kreativ-Orchester: Ausprobieren, spielen, Konzert geben
In der Elbphilharmonie sind die ganz großen Orchester zu Gast. Aber: Es hieß ja immer, dass sie ein Haus für alle sein soll - auch auf der Bühne. Und so gibt es eine ganze Reihe an Mitmach-Formaten. Zum Beispiel das Kreativ-Orchester.
Einmal die Woche macht sich Heike Tiedemann aus Eimsbüttel auf den Weg in die Elbphilharmonie. Schon der Weg rein in die Elbphilharmonie fühlt sich jedes Mal besonders an: "Ich hab mein Altsaxophon dabei uns ich gehe jetzt ins Kreativ-Orchester und wir proben im Kaispeicher 1." Seit fünf Jahren spielt die 60-Jährige Saxophon. In einem Orchester hat sie vorher aber noch nie mitgespielt.
Viele weitere Instrumente stehen schon aufgebaut da. Mehrere Kontrabässe und Celli, Geigen, Bratschen. Ein ganzer Kreis Xylohone. An die 20 Leute machen mit. Die meisten sind Frauen. Los geht's mit Aufwärmübungen. Alle laufen im Raum umher, manche haben die Schuhe ausgezogen und laufen auf Socken. Dann machen sie sich ans erste Stück für heute Abend.
Anfänger und Erfahrene gemeinsam in einem Orchester
"Das wunderbare ist, dass wir hier Leute haben, die noch gar kein Instrument gespielt haben und Leute, die schon Erfahrungen haben. Und wir haben die wunderbare Aufgabe, Menschen zu animieren, Musik zu machen und zusammen als Orchester zu agieren", erklärt Susanne Paul, eine der Leiterinnen des Kreativ-Orchesters
Die meisten sind aus Hamburg. Manche aber kommen sogar von außerhalb, um hier jede Woche dabei zu sein. "Ich finde das toll, dass man so viele Instrumente ausprobieren darf, zu experimentieren, was sich dabei ergibt und wie alles sich so zusammenfügt. Ich habe früher Flöte gespielt", sagt eine Teilnehmerin.
Freie Instrumentenwahl
In der nächsten Übung kommen Rhythmus und Sprache zusammen. Die Teilnehmerinnen gehen im Kreis und sprechen dazu. Danach dürfen alle ein Streichinstrument wählen, das sie heute spielen wollen. "Ich hab mir jetzt mal den Bass ausgesucht. Ich hab hier im Orchester schon drauf rum probiert, aber sonst nicht", verrät eine Frau.
Die Teilnehmerinnen bekommen gezeigt, wie man den Bogen richtig hält, oder wo auf dem Instrument sich welche Klänge erzeugen lassen. Das Ergebnis klingt schräg, ist aber gewollt. Es geht darum, verschiedene Techniken auszuprobieren. Mit dem Bogen über die Saiten streichen oder Zupfen - als würden die Töne wie Regentropfen von der Decke fallen.
Höhepunkt: Das Abschlusskonzert im Kaistudio
Heike Tiedemann hat ihr Saxophon gegen eine Bratsche getauscht und ist hoch konzentriert dabei. Bis zur Abschlusspräsentation im Kaistudio vor Publikum ist es nicht mehr lange hin: "Schon vor Weihnachten hieß es, dass wir ein Konzert geben wollen - und wir haben hier ja einige, die schonmal dabei waren. Es ist einfach toll, das am Ende einem Publikum zu zeigen."
Zum Schluss noch eine Überraschung: Während alle auf den Streichinstrumenten spielen, soll sich immer eine aus der Gruppe spontan eine Art Solo überlegen. Susanne Paul dirgiert: "Ich geb ich ein Zeichen und dann winke ich wieder ab ." Sich von jetzt auf gleich spontan was einfallen zu lassen - eine Herausforderung. Aber es klappt.
Etwas erschöpft, vor allem aber erfüllt und glücklich gehen Heike Tiedemann und die anderen nach der Probe nach Hause: "Es klingt immer noch ein bisschen nach, man rennt auch oft noch mit dem Takt zur U-Bahn und ich freue mich schon auf die nächste Probe und natürlich auch auf die Zielgerade, auf unser Konzert."
Am kommenden Sonntag gibt das Kreativ-Orchester sein Abschlusskonzert im Kaistudio der Elbphilharmonie. Und wenn Sie auch Lust haben, mal ein halbes Jahr mitzumachen. Jede und jeder kann sich bewerben und mitmachen - auch, wer kein Instrument beherrscht. Bis zum 23. Januar kann man sich noch für die nächste Runde bewerben. Oder - wenn ihnen das zu knapp wird - im Mai dann wieder für fürs Kreativ-Orchester im Herbst.