Konzert mit dem ausgezeichneten Bariton Äneas Humm
Äneas Humm gehört zu den Shooting-Stars der europäischen Klassikszene. Bereits mit 18 Jahren debütierte er als Opernsänger. Das Ausnahmetalent präsentierte sich gemeinsam mit der hawaiianischen Pianistin Renate Rohlfing bei NDR Kultur EXTRA.
Äneas Humm, ein Spross einer schweizerisch-ungarischen Künstlerfamilie. Damals hatte er gerade ein Musikstudium an der Musikhochschule Bremen begonnen. Sein Examen machte er an der berühmten Juilliard School in New York. Es folgten Engagements an den Bühnen von Weimar, Karlsruhe und St. Gallen. Neben der Oper gilt Äneas Humms große Liebe dem Kunstlied. Für sein zweites Album "Embrace" erhielt er am 8. Oktober 2022 den Opus Klassik als Nachwuchskünstler des Jahres. Kurz vor der Verleihung zeigte er im Konzert bei NDR Kultur sein Können. Auf dem Programm standen Lieder von Fanny Hensel, Alma Mahler, Edvard Grieg und Robert Stolz. Am Klavier begleitete ihn die hawaiianische Pianistin Renate Rohlfing, auch sie ein Ausnahmetalent.
Äneas, bist du mit Operettenstücken häufiger mal irgendwo im Konzert unterwegs?
Äneas Humm: Es ist tatsächlich schwierig unterzubringen. Die meisten Veranstalterinnen und Veranstalter wollen eher Schumann und Schubert hören, was auch verständlich ist. Als ich in Karlsruhe gewohnt habe, habe ich angefangen, mit Hartmut Höll ein paar Konzerte zu spielen. Ich dachte erst, dass zu den Konzerten niemand kommt, aber die waren rappelvoll. Da habe ich angekündigt, dass ich als letztes Robert Stolz singe, und es wurde so sehr erwartet. Deshalb will ich diese Musik jetzt öfter singen und hoffe, dass mir der Rahmen gegeben wird.
Machst du da was ganz anderes, als wenn du große Opernarien oder Kunstlieder singst?
Humm: Man ist vielleicht ein bisschen lockerer, aber klassische Musik ist anspruchsvoll, für das Klavier, für die Stimme und für die Geige. Die Operette ist oft in der Oper und am Theater noch schwerer als Opern, weil man so präzise sein muss, um den Witz richtig zu verkaufen, weil es unterhalten soll. Eine Mozart-Oper soll zwar auch unterhalten, aber die hat vielleicht einen tieferen Sinn. In der Operette muss man lustig sein. Und das ist besonders schwierig.
Du hast Renate Rohlfing an der Juilliard School in New York kennengelernt. Du hast da studiert und warst vorher in Bremen. In New York seid ihr euch begegnet und habt offenbar sehr schnell zusammengefunden.
Humm: Ich weiß noch: Renate hat ein Coaching gespielt, wo ich Schumanns Liederkreis Opus 39 gesungen habe. Ich kannte Renate, weil sie als Lied-Pianistin schon sehr bekannt war. Sie hat auch Wettbewerbe gewonnen. Ich dachte, vielleicht hat sie auch mal Zeit, mit mir aufzutreten, aber sie war sehr beschäftigt. Das erste gemeinsame Konzert in Europa war 2019 beim Musikfest Bremen, das war noch vor Corona und es war ein wunderbares Konzert. Seitdem sind wir sozusagen musikalisch liiert.
Ihr habt gemeinsam ein Album aufgenommen, das den Titel "Embrace" trägt, also "Umarmung". Was steckt dahinter? Was habt ihr für dieses Album ausgesucht?
Wir haben sozusagen in dieser Musik Zuflucht gefunden, denn als Musiker durfte man ja in diesen langen Lockdowns nicht auftreten und man durfte auch nicht umarmen. Und ich dachte, wenn die Musik uns was gibt, dann ist sie vielleicht ein Trostpflaster. Wir haben diese Lieder im harten Lockdown in meiner Wohnung einstudiert. Da hatte ich ein Klavier, wir haben musiziert und gekocht und es war eine ganz spezielle Zeit - wir haben diese Lieder wirklich geliebt. Wir haben uns glücklich geschätzt, dass wir immerhin die Musik hatten. Es gab ja so viele Menschen, die noch viel mehr verloren haben und wir haben diese Musik dann "embraced", also umarmt.
Das Gespräch führte Friederike Westerhaus.