Kiez trifft Kirche: St. Joseph by Night
Einmal im Monat öffnet die katholische Kirche St. Joseph für drei Stunden ihre Türen. Bis Mitternacht können Kiezgänger die Kirche auf der Großen Freiheit besuchen und Live-Musik erleben.
Die Idee zu "St. Joseph by Night" hatte Kiezpastor Karl Schultz: "Wir sind hier in der Straße der älteste Club. 1723 wurde diese Kirche gebaut." Es ist kurz nach Ende des Gottesdienstes: Einmal im Monat öffnet Pastor Karl Schultz seine Kirche St. Joseph für die Nachtschwärmer auf St. Pauli. Auch Theatermacher Corny Littmann schaut kurz vor Beginn von "St. Joseph by Night" mit seinem Hund vorbei.
Ein kleiner Ruhepol inmitten des Party-Trubels
"Es ist jedes Mal ein kleines Abenteuer", erzählt Pastor Schultz. "Wir öffnen die Tür und dann gucken wir." Auf der Großen Freiheit tobt schon das Leben - und langsam kommen die ersten Neugierigen in die Kirche, die der Kiezpastor persönlich begrüßt. Um Punkt 21:00 Uhr beginnt "St. Joseph by Night". Drei Stunden Besinnlichkeit bei Live-Musik. Pastor Karl Schultz begrüßt das Publikum: "Herzlich willkommen und eine gute Zeit. Heute ist der großartige Pianist und Kirchenmusiker Karl Scharnweber aus Rostock hier." Karl Scharnweber spielt die Beatles - das passt perfekt. Und plötzlich wird der sonst so laute Kiez ganz still.
Bewegtes Publikum
Die Kirche füllt sich langsam. Auch Türsteher Mike schaut mit seiner Kiezführung kurz in St. Joseph vorbei. "Wenn du hierher kommst," schwärmt Mike, "sind alle überrascht. So ein Tempel genau in der Mitte, das ist eine der schönsten Kirchen von Hamburg, meiner Meinug nach. Ich liebe das. Ich komme hier zur Ruhe. Es geht um Menschlichkeit, die kleinen Dinge im Leben." Auch das restliche Publikum, das teilweise zum ersten Mal die Kirche überhaupt bemerkt, ist überwältigt.
Eine junge Frau erzählt: "Es war irgendwie besonders, weil wir gerade in einem Konzert waren. Dann haben wir gerade die Kirche einfach entdeckt und sind reingelaufen. Es war echt magisch, weil es so ein schöner Moment war, weil es auf einmal so ruhig wurde." Ein Mann berichtet, er sei gerade aus der Großen Freiheit gekommen und habe die schön beleuchtete Kirche gesehen: "Wir sind näher gekommen und haben die Musik gehört." Eine andere Besucherin ist ganz beseelt: "Ich glaube, so ein bisschen Fröhlichkeit und Heiligkeit kann man doch überall haben", sagt sie. Der älteste Club auf dem Kiez: Party und Heiliger Geist sind hier kein Gegensatz.