Filmkomponist Johann Pätzold: Soundtrack für Notre-Dame-Doku
Im April 2019 verschlingen Flammen das französische Nationalheiligtum Notre-Dame und zerstören die Kathedrale teilweise. Am 25. Februar veröffentlicht Arte eine dreiteilige Dokumentation über den Wiederaufbau. Der Soundtrack stammt von Johann Pätzold aus Rostock.
Streicher, Bläser, Hörner - ganze Klangwelten erschafft der 35-Jährige. Dafür braucht er nicht etwa ein großes Orchester mit zig Musikerinnen und Musikern. Johann Pätzold setzt sich dafür einfach in sein kleines Studio - keine zwei Meter von seinem Wohnzimmertisch entfernt. Mit Hilfe von Synthesizern komponiert er Schritt für Schritt seine Soundtracks: "Dann habe ich über Presets mittlerweile mehrere Instrumente zusammen. Dadurch kann ich ganze Orchester abrufen."
Rostocker Komponist Johann Pätzold: "Glücklicher Quereinsteiger"
Auf diese Weise arbeitet Johann Pätzold inzwischen für verschiedene Auftraggeber, macht Werbesongs für internationale Firmen, Soundtracks für Netflix oder auch Musik fürs Rostocker Volkstheater. Dass er inzwischen hauptberuflich komponiert, ist mehr oder weniger Zufall: "Ich bin ein glücklicher Quereinsteiger. Das Glück, was ich habe, ist, dass ich von Natur aus mit einem musikalischen Talent gesegnet bin. Ich hatte Spaß daran, verschiedene Instrumente auszuprobieren. Ich kann keins perfekt spielen, aber so, dass es ausreicht, um ein bisschen zu musizieren." Es hat ausgereicht, so dass vor einigen Jahren ein Verlag aus Frankreich seine Songs im Internet entdeckt hat.
Drei Stunden Musik für Arte-Dokumentation über Notre-Dame
Sein neuester und vielleicht auch bisher größter Auftrag ist der von Arte: drei Stunden Musik zum Wiederaufbau von Notre-Dame. "Ich habe natürlich sofort 'Ja' gesagt, habe aber auch gleichzeitig eine große Verantwortung gespürt", erzählt Pätzold. "Es ist ja nicht irgendeine Kathedrale. Es ist französisches Nationalgut und ich als kleiner deutscher Komponist habe diesen Auftrag gekriegt, diese Musik zu schreiben. Aber ich habe mich der Sache angenommen und dementsprechend lief es dann auch super gut."
Zwei Jahre - so lang hat die Dokumentation gebraucht, um fertig zu werden. Dazwischen gab's immer wieder Absprachen mit dem Regisseur, ein Treffen in Frankreich und klangliche Nachbearbeitungen. Seine Musik untermalt Drohnen-Fahrten durch die Ruine Notre-Dames, Arbeiten auf riesigen Baugerüsten oder auch Bilder von um sich greifenden Flammen.
Neues Album mit neuen Konzepten und Techniken
Nach diesem Mammut-Projekt macht Johann Pätzold jetzt erstmal kurz Pause. Die nächsten Aufträge warten allerdings schon: Eine Theaterproduktion in Oldenburg steht an und außerdem ein neues Album. "Für Alben ist es immer so, dass ich versuche, neue Ideen und Konzepte zu entwickeln, die bestenfalls noch niemand vorher gemacht hat und neue Techniken ausprobiere, die ich später wieder in meine Soundtracks rein nehmen und benutzen kann." Veröffentlichen will er das Album im September kommenden Jahres.