Fettes Brot startet Abschied in Rostock: Euphorie und Nostalgie
Fettes Brot lösen sich dieses Jahr auf. Am Mittwoch hat die Hamburger Hip-Hop-Band ihre Abschiedstour in Rostock gestartet und dabei mehr als drei Jahrzehnte Musikgeschichte gefeiert.
Auf der riesigen Leinwand sind Fotos der Band aus all den Jahren zu sehen. Dann fällt der Vorhang: die drei Hamburger stehen auf einem Schiff, das extra auf die Bühne der ausverkauften Stadthalle montiert wurde. Hinter ihnen ragen die Kräne ihres Hamburger Heimathafens in die Höhe - über ihnen kreist eine riesige Möwe. Ihr Klassiker "Jein" aus dem Jahr 1996 schallt durch die Stadthalle. Den Text können die meisten mitsingen. Die Arme der nahezu 5.800 Fans wippen im Takt - die Band muss das Publikum nicht ein einziges Mal dazu auffordern. Unterstützt wird Fettes Brot nicht nur von einem DJ, sondern von einer ganzen Band inklusive Bläserset. An der Küste verwundert es nicht, dass der Song, der Fettes Brot 1995 zum Durchbruch verhalf, ein Selbstläufer ist, denn hier fühlen sich alle "Nordisch by Nature"!
Die ersten Schritte ins Musikgeschäft waren holprig
Doch auch davor machten die drei schon zusammen Musik. Gegründet haben sie Fettes Brot bereits 1992. Die Hip-Hop-Welle aus den USA erreichte auch den Hamburger Hafen. "Wir wollten den authentischen Hip-Hop präsentieren, der mehr war als Musik. Es gab die DJs, Graffiti und Breakdance. Es war uns wichtig, dem negativen Bild von Hip-Hop in den Medien entgegenzuwirken", sagt Doktor Renz über die Anfänge. Die waren geprägt von Kassettenmitschnitten vom NDR-Radio. Später nutzen sie Schallplatten, um kleine Musiksequenzen - sogenannte Loops - aneinanderzureihen, um daraus Instrumentale für ihre Texte zu basteln. "Manchmal war ich stundenlang auf Flohmärkten unterwegs, um eine bestimmte Platte zu finden", sagt Björn Beton. Doch aufgrund ihrer spaßigen Texte erfahren sie innerhalb der Hip-Hop-Szene auch oft Ablehnung. "Die hat uns aber dazu gebracht, dass wir einfach viel mehr ausprobieren wollten", so König Boris. Es gab Ausflüge in Rock und Pop, aber auch Jazzeinflüsse spielten eine Rolle. Dennoch ging es darum, tanzbare Musik zu machen. Die nutzen die Fans in Rostock - egal, ob vor der Bühne oder auf den Seitenrängen.
Die Geschichte ist auserzählt
Vorher hatte Doktor Renz schon befürchtet, dass das Publikum vielleicht nicht wie sonst tanzt und springt, weil alle an den Abschied denken. Doch dazu kamen die Zuschauerinnen und Zuschauer erst nach dem Konzert. Alle finden es schade, dass es das letzte Mal war, dass sie ihre Idole live sehen. Für die Band war die Entscheidung sich aufzulösen ein langer Prozess. Mehrere Gründe führten dazu. "Einerseits wollen wir selbst bestimmen, wie wir das Ende gestalten, andererseits haben wir das Gefühl, alles erzählt zu haben", merkt König Boris an.
Laut Doktor Renz soll ihr Abschied an ein Begräbnis in New Orleans erinnern: "Ein Trauerzug, der mit Musik durch die Straßen zieht. Traurig und euphorisiert zugleich. Das geht beides zusammen. So wollen wir das Leben feiern". Genau dies machen auch ihre Fans in der Rostocker Stadthalle. Vielleicht gibt es etwas Hoffnung, dass sie die drei Hamburger doch nochmal wieder sehen. Denn laut König Boris haben alle noch kreative Energie: "Ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir als Einzelpersonen noch mal an der Oberfläche auftauchen werden". Mehr wollten die drei Rapper aber nicht verraten. Denn jetzt konzentrieren sie sich auf ihre Abschiedstour, die sie auch nach Bremen, Hannover und zum Abschluss nach Hamburg führt.