Festivals im Norden: Veranstalter und Fans kämpfen mit hohen Kosten
Mit dem Immergut und dem Futur 2 ist die Festivalsaison im Norden bereits gestartet. Doch neben der Vorfreude warten auf die Veranstalter von Hurricane, Wacken & Co. auch große Herausforderungen.
Frei sein. Eine Pause vom Alltag machen. Auf die Mischung aus Konzerten, kollektiver Euphorie, Sonnen- oder Schlammbad freuen sich auch diesen Sommer wieder Tausende Pop-, Rock- und Electro-Fans. Organisator Stephan Thanscheidt, Geschäftsführer des Veranstaltungsunternehmens FKP Scorpio, verweist auf die soziale Energie von Festivals: "Wir wollen Menschen durch Kultur, Musik, Konzerte miteinander verbinden und daraus wundervolle Erinnerungen und Erlebnisse kreieren, die vielleicht hier und da auch eine Flucht aus dem Alltag sind, aber den Alltag nicht vergessen und in diversen Formen widerspiegeln und aufnehmen."
Steigende Kosten und fehlende Finanzierbarkeit
Doch der Kulturort Festival steht inmitten von Krisen und Inflation auch vor immensen Problemen. Die gesamte Produktion von Reisekosten bis zum Personal wird zunehmend teurer. "Die Kosten sind jedes Jahr gestiegen, seit Corona umso mehr - gerade wenn man halt inhaltlich starke Programmatik haben möchte. Darum ist das immer eine große Herausforderung."
Rund 280 Euro inklusive Camping kostet - in der letzten Preisstufe - zum Beispiel ein Ticket für das diesjährige Hurricane. Organisator Thanscheidt hat als Vorstand des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft die gesamte Festival-Branche im Blick und sieht eine hohe Diskrepanz zwischen Belastung der Musikfans und Finanzierbarkeit: "Diese Preissteigerungen, gerade auch beim Personal, konnten wir nicht eins zu eins weitergeben. Und das ist die größte Herausforderung: Diese Festivals trotz der Preise, die gefühlt für die Menschen da draußen hoch, für uns aber nicht ausreichend sind, zu einem Modell zu machen, wo man trotz ausverkaufter Festivals nicht draufzahlt."
Da die Ticketverkäufe also längst nicht alle Kosten abdecken, benötigen Festivals verstärkt Einnahmen aus Gastronomie, von Sponsoren und aus Merchandise-Verkäufen. Damit Musikfans weiterhin unter freiem Himmel feiern können.
Immer wichtigere Themen: Awareness und Nachhaltigkeit
Festivals sind für viele Utopien im Kleinen, wo sich nicht nur hervorragend feiern lässt, sondern wo auch gesellschaftliche Entwicklungen aufgegriffen und neue Ideen umgesetzt werden. Das betont auch Till Krägeloh vom Watt En Schlick, einem stets ausverkauften Liebhaberfestival in Varel direkt an der Nordsee: "Unser Anspruch ist, dass das Watt En Schlick sich immer jedes Jahr weiterentwickelt. Und wir leben den Prozess und überlegen: Was können wir besser machen? Und natürlich ist da auch immer das Thema Nachhaltigkeit, das Thema Awareness. Aber wir wollen zum Beispiel auch eine neue Bühne bauen - da können sich die Menschen schon drauf freuen."
Ein ausführliches Gespräch mit Stephan Thanscheidt zu aktuellen Herausforderungen und Trends in der Festival-Landschaft gibt’s in der Sendereihe Nachtclub Überpop, zu finden in der Nachtclub Mediathek.