"Struggle for Pleasure": Caroline Kryzecki bei der Overbeck-Gesellschaft
Caroline Kryzecki gilt als Meisterin der Linie. Die ehemalige Schülerin von Daniel Richter ist bekannt für ihre Kugelschreiberzeichnungen. Jetzt gibt es eine Ausstellung in der Lübecker Overbeck-Gesellschaft.
Er beginnt mit einem Raster, der "Kampf ums Vergnügen". "Struggle for Pleasure" heißt die neue Ausstellung bei Overbeck. Damit gehört ihr Titel sowohl zur Minimal Music des Belgiers Wim Mertens, als auch zu einem Filmklassiker von Peter Greeneway. Mehr noch aber ist wohl die beständige Suche einer Künstlerin nach neuen Ausdrucksformen gemeint.
Konzeptuelle Kugelschreiberzeichnungen von Caroline Kryzecki
Die Schau wird von Sonnenlicht nur so geflutet, was bei der zwölfteiligen Serie "B2 - Kugelschreiberzeichnungen im Format 100 auf 70" nicht schaden kann - so eng liegen da schwarze Linien auf weißem Papier. "Im ersten Arbeitsgang werden einfach nur parallele Linien gezogen, mit leicht verschiedenen Abständen", erklärt Caroline Kryzecki. "Im zweiten Schritt wird ein zweites Linienraster mit einem gewissen Versatz darüber gelegt. Durch diesen Versatz ergibt sich ein kleineres oder ein größeres Moiré" - ein optischer Eindruck mit sich überlagernden Linien und Wellenbewegung im Bild.
Vordergründig zeigt sich ein gleichmäßiges Raster - scheinbar! Denn die Linien verändern ihre Abstände nach einem Code, der Tintenfarbe der Kugelschreiber berücksichtigt und Schichtung, Abstand, Ausrichtung der Linien. Das klingt sehr konzeptuell und theoretisch und ergibt in der Mitte eine Art blinden Fleck, in dem sich das Flirren im Nichts auflöst.
Kunst nach Spielregeln und System
"Für die großen Kugelschreiberzeichnungen von 2,70 Meter bis 1,90 Meter habe ich ein Drei-Meter-Lineal", sagt Kryzeck. "Ich habe auch einen drei mal drei Meter großen Zeichentisch. Aber bei so einer kleinen Arbeit merke ich gerade, dass man sich das nicht lange angucken kann. Es kommt ein bisschen nach vorne. Vielleicht ist es ja doch Op-Art", wobei die für sie nie wichtig gewesen sei, sagt Caroline Kryzecki hinterher.
"Ich glaube, der Geist kommt von Sol LeWitt: Irrationale Gedanken sollten streng und logisch verfolgt werden. Das ist eher das, wo ich mich wiederfinde und was für mich begleitend war: Spielregeln und Systeme. Das ist, was mich interessiert."
Malerei auf historischem Patronenpapier
Was wie Netze aussieht, wie Gaze oder grober Leinenstoff, erinnert an Weberei, bei der aus senkrechtem Kett- und waagerechtem Schussfaden systematisch ein Raster entsteht. Caroline Kryzecki nickt und erzählt vom bemalten Aquarell-Karton. Ihr Kugelschreiber drücke sich beim Ziehen der Linien tief rein und schaffe so etwas wie ein Relief: "Das Thema verfolgt mich schon lange und ist dann bei der Josef and Anni Albers Foundation etwas konkreter geworden, weil ich auf dem Papier, das einen direkten historischen Bezug zur Weberei hat, zu arbeiten begonnen habe."
Damit ist die Künstlerin bei ihren aktuellen Gouache und Aquarellen. Die Serie "Bethany/Berlin" entstand während des Stipendien-Aufenthaltes bei der Josef and Anni Albers Foundation in Connecticut: 18 Malereien auf historischem Patronenpapier, das früher für Textilentwürfe verwendet wurde. "Die habe ich geschenkt bekommen von einer Weberei aus der Nähe von Kassel", erzählt Kryzecki. "Man sieht ein Raster, das aussieht wie s - ist es aber nicht. Wir sehen verschiedene Farbflächen, eigentlich angeordnet wie Pixel auf einem digitalen Bild, die ausgemalt sind mit Farbstiften."
Da bilden sich Reihen aus Quer- und Längsrechtecken. Manche erinnern an gekreuzte Reifenspuren. Andere drängen übers Bild hinaus. Hier ist jemand süchtig nach Struktur, sucht und baut sie, spielt damit. "Ich habe auch ein Fotoarchiv, in dem ich viele Strukturen fotografiere, die ich im Alltag sehe: Architektur, Häuser, Stapel, Raster."
"Struggle for Pleasure": Caroline Kryzecki bei der Overbeck-Gesellschaft
Die ehemalige Schülerin von Daniel Richter ist bekannt für ihre Kugelschreiberzeichnungen. Jetzt gibt es eine Ausstellung in Lübeck.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ende:
- Ort:
-
Kunstverein Lübeck
Königstraße 11
23552 Lübeck - Preis:
- 3 Euro, ermäßigt 2 Euro
- Öffnungszeiten:
- Dienstag bis Sonntag: 11 Uhr bis 17 Uhr