von Frank Hajasch

Hier gibt es internationale zeitgenössische Kunst zu erleben. Und das auf dem Gelände einer ehemaligen und historischen Eisengießerei, der Carlshütte. Der Stress der Vorbereitungen dieser NordArt ist Ronald Horn vom Aufbau-Team anzusehen. "Ich bin jetzt im achten Jahr bei der Kunst in der Carlshütte und muss immer wieder feststellen: So kurz vor Eröffnung ist alles am Abdrehen, weil irgendwo immer noch Kleinigkeiten sind. Ein Künstler kommt und möchte noch was anderes haben. Es endet erst am Eröffnungstag."

Herausforderungen am türkischen Länderpavillion

Weitere Informationen

Mit Julia Westlake und Philipp Schmid auf die Nordart

Eine exklusive Führung: Mit "Wünsch Dir Deinen NDR", Julia Westlake und Philipp Schmid ging es auf die Nordart in Büdelsdorf. mehr

Die letzte echte Hürde sei der diesjährige türkische Länderpavillon gewesen. Das hätten sie alles hingekriegt, sagt Ronald Horn. Dass aber genau diese Kunst so spät eingetroffen sei, habe für Stress gesorgt. "Der Kurator und die Künstlerin, die stellen ihre Objekte dementsprechend auf, vertauschen und drehen das dann nochmal. Irgendwelche Wände mussten noch gestrichen werden, weil die Töne zu den Kunstwerken noch nicht ganz passten."

Jetzt ist es angerichtet! Und so steht auch Levke Gramm im türkischen Pavillon. Sie gehört zu den Ausstellungsmachern der diesjährigen NordArt. "Aus der Türkei waren Kemal Tufan und Ayla Turan da und haben den Pavillon aufgebaut. Wir sind gerade herumgelaufen und haben die Elektronik angemacht. Das ist einer der letzten Schritte, damit jedes Kunstwerk in Szene gesetzt werden kann." Ayla und Kemal wohnen in Istanbul und seien dort sehr bekannte Künstler und Kuratoren, erklärt Gramm.

Ein Kunstwerk zeigt die Verletzlichkeit des Menschen

"Correlate", eine Installation aus weißen nackten männlichen Körpern, um sie herum hängen an dünnen Fäden schwarz-verkohlte Hölzer.

In der Mitte zwischen dicken Betonwänden und im Halbdunklen ist die Arbeit "Correlate" zu sehen, eine Installation aus weißen nackten männlichen Körpern. Um sie herum hängen an dünnen Fäden schwarz-verkohlte Hölzer. Sie verhüllen die Figuren und ihren Genitalbereich. Ein gelungenes Bild für die Verletzlichkeit des Menschen. Eine Arbeit des Instanbuler Künstlers Mahmut Aydin. "Das heißt nicht, dass die komplette Szene repräsentiert wird, aber es ist ein Einblick in die Istanbuler Künstlerszene."

NordArt: Industriearchitektur und Charme

Die NordArt lebt vom Charme ihrer alten Industriearchitektur. Die Stahl-Glas-Halle der Carlshütte hat ein Zwölf-Meter-Dach. In die Halle vier wurde ein chinesischer Garten gebaut. In seiner Mitte wächst meterhoch Bambus und der sei eben mehr als nur Dekoration, erklärt NordArt-Mitarbeiterin Juan Zapf. "Das ist ein Symbol für asiatische Scham-Kultur. Ganz wichtig sind die ganzen Riffel. Denn das bedeutet für uns: Maße. Das ist eigentlich das Gegenteil zur Konsumkultur."

Asiatische Scham-Kultur

Ausstellungsfläche der NordArt.

Auch zur asiatischen Scham-Kultur gehören die beiden vier Meter großen Stahlfiguren von YUE Minjun, Blick in den Himmel. Es sind kräftige Wesen mit weitaufgerissenem Mund, breitem Lachen und mehr Zähnen als anatomisch vorgesehen. So, wie sie dastehen, so verkrampft und demonstrativ, wirken sie lächerlich in ihrer Stärke und sind eine Metapher, sagt Juan Zapf. "Die sind nackig. Er lacht aus Verlegenheit, das heißt er versucht durch das Lachen etwas zu verstecken."

NordArt: Skulpturenpark

Im Skulpturenpark dreht bis zuletzt ein Rasenmäher seine Runden. Und dort steht inzwischen Levke Gramm vom NordArt-Team. Es sei definitiv einer ihrer Lieblingsorte der aktuellen Schau. "Wenn man als Erstes in den Skulpturenpark reinkommt, dann fällt der Pinocchio auf, von LIU Ruowang, der ist nicht nur Publikumspreisträger, sondern hat auch den NordArt-Preis letztes Jahr erhalten. Das ist immer so, dass der dann im darauffolgenden Jahr übergeben wird. Und der Künstler kommt auch."

Dieser Artikel wurde ausgedruckt unter der Adresse: https://www.ndr.de/kultur/kunst/schleswig-holstein/NordArt-in-Buedelsdorf-Kunst-soweit-das-Auge-reicht,nordart610.html