Metallsondengänger-Azubi findet Goldschatz bei Haithabu
Nicki Steinmann macht gerade eine Detektor-Ausbildung in Schleswig-Holstein beim Archäologischen Landesamt. Als er das dritte Mal mit seiner Sonde unterwegs ist, führt ihn das Gerät zu einem Volltreffer: Er findet historischen Schmuck und Münzen.
Völlig abwegig war das nicht, dass die Kursteilnehmer etwas finden, denn die Goldwiese befindet sich ganz in der Nähe von Haithabu. Wo genau, das wollen die Experten nicht sagen - könnten ja auch andere kommen.
Zufallsfund eines Metallsondengänger-Azubis
Der 44-jährige Bundeswehrangestellte Nicki Steinmann hatte jedenfalls keinen Schimmer, was ihm beim erst dritten Feldgang mit seinem 1400 Euro-Detektor erwarten würde: "Ich bin neun Meter ungefähr gelaufen. Und dann kam das Signal rein von 99. Es macht ja einen Ton, aber er zeigt mir auch eine Leitwertanzeige an. 99 war das Signal für Gold."
Kann aber auch mal falsch angezeigt sein. Nickis ehrenamtlicher Ausbilder Ralph Paustian - auch er macht das als Hobby - erinnert sich: "Ich habe gesagt: Graben darfst du, aber vorsichtig. Man weiß eigentlich als Sondler: Wenn es braun ist, dann ist das Eisen, bei Grün ist es entweder Bronze oder es können auch Münzen sein, mehrere zusammen, und wenn Silber ist, muss er sofort aufhören."
Gold, das sprachlos macht
Und dann kam tatsächlich etwas Goldenes zum Vorschein. Stopp! Die Experten mussten ran. Die kamen sofort, obwohl es Sonntag war - auch Astrid Tummuscheit vom Archäologischen Landesamt: "Sie haben mir dann die beiden Goldfunde gezeigt. Und da muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich einen Augenblick sprachlos war. Das sind so hochkarätige Stücke."
Die goldenen Ohrringe haben es ihr besonders angetan: fünf Zentimeter Durchmesser, mit bunten Steinen bestückt - kein leichtes Gewicht für die Dame von damals. Restauratorin Corinna Meyer von der Archäologie der Landesmuseen hat den analytischen Blick: "Was mich natürlich immer sehr interessiert, sind zum Beispiel herstellungstechnische Aspekte. Wenn ich mir die Rückseiten dieser Ohrringe ansehe - ich kenne so etwas eigentlich nur mit einer durchgängigen Platte auf der Rückseite. Aber wenn man hier mal guckt: Das sind winzige kleine Goldplättchen, die einzeln von hinten draufgelötet wurden."
800 Jahre alte Gold- und Silbermünzen
Und dann ist da noch diese Münze mit arabischer Schrift. "Es ist eine Nachahmung oder Fälschung", erzählt Astrid Tummuscheit. "Das kann man daran erkennen, dass die arabische Schrift, die auf beiden Seiten zu erkennen ist, gleich ist. Und bei den Originalen stehen jeweils auf der Vorder- und der Rückseite unterschiedliche Sachen."
Trotzdem - auch sie ist mindestens 800 Jahre alt und echtes Gold. Entweder war sie ohnehin als Schmuck gedacht oder sie wurde später umgearbeitet, denn sie hat eine Anstecknadel skandinavischer Art. Nicht zu vergessen die 30 Silbermünzen aus der Zeit, als der dänische König Waldemar II. regierte. Eine von denen alleine wäre schon der lebenslange Höhepunkt einer Detektorgängerkarriere. Den meisten ist das nicht vergönnt, denn 99 Prozent der Funde sind neuzeitlicher Metallschrott, sagen die Experten - und die verrosteten Schrauben und Ähnliches entsorgen sie dann auch zu Hause pflichtgemäß.
Unbekannte nordfriesische Wikingersiedlung
Auf die Frage, was sein größter Fund bisher war, antwortet Ausbilder Arjen Spießwinkel, der ansonsten in der Windbranche arbeitet, dann aber doch etwas überraschend: "Das Größte, was ich gefunden habe, ist eigentlich eine Wikingersiedlung - also eine ganze Siedlung, die noch nicht bekannt war. Eigentlich geht die Siedlung vom fünften Jahrhundert bis zum zwölften Jahrhundert. Warum die untergegangen ist, das wissen wir noch nicht."
Und dann beißt er sich auf die Zunge. Wo diese Siedlung liegt, das sollen wir noch nicht verraten. Nur so viel: in Nordfriesland. Näheres dann vielleicht beim nächsten Termin mit den Sondengängern und dem Archäologischen Landesamt.