von Linda Ebener

Dass der teilnahm, war ganz selbstverständlich für Museumsleiter Jörg-Philipp Thomsa: "Es wusste wahrscheinlich niemand, dass Günter Grass auch über die Loveparade in Berlin 1995 geschrieben hat. Das ist eine Geschichte aus dem Band "Mein Jahrhundert" und Grass hat dazu auch ein Aquarell gemalt, das man in der Ausstellung sieht. So schließt sich doch der Kreis, wenn der Gründer der Loveparade dann auch zur Eröffnung kommt und dann auch noch auflegt. Das hätte Günter Grass sicherlich gefallen."

Dr. Motte: Kindheits-Beziehung zu Grass

Ute und Günter Grass tanzen Tango.

Selbst für Dr. Motte war dies neu: "Das ist eine schöne Überraschung, das wusste ich nicht. Darüber habe ich dann jetzt vielleicht auch noch mal eine Beziehung zu Grass." Denn eigentlich verbindet er mit dem Schriftsteller die "Blechtrommel".

"Als der Film 'rauskam, da habe ich mich erinnert, dass meine Mutter das Buch zu Hause hatte, von daher ist es mir auch ein Begriff gewesen. Da hab ich mir gesagt, ich geh erstmal nicht in den Film, sondern ich lese erstmal das Buch. Deshalb habe ich einen Bezug zu Grass aus der Kindheit, weil mich das umgeben hat. Meine Mutter hat das gelesen und ich bin damit aufgewachsen."

Günter Grass als leidenschaftlicher Tänzer

Das Künstlerkollektiv "Spielkinder" las bei der Ausstellungseröffnung aus verschiedenen Texten vor, auch aus der "Blechtrommel" und "Mein Jahrhundert".

Auf heißen Sohlen wie wir schon immer, Anna und ich uns tanzend gesucht und gefunden hatten zu einer Musik, die den Rhythmus unserer jungen Jahre hielt: Dixiland. Zitat aus "Mein Jahrhundert"

"Günter Grass war nicht nur ein großartiger Wort- und Bildkünstler, sondern seit seiner Jugend auch ein leidenschaftlicher Tänzer", erzählt Museumsleiter Thomsa. "Er hat das Tanzen wirklich exzessiv betrieben, schon in den frühen 1950er-Jahren und wir zeigen in der Ausstellung auch die enorme Bedeutung seiner Frau Anna, die Balletttänzerin war."

Dreh-Bar eröffnet neue Perspektiven

Ein Aquarell von Günter Grass zeigt tanzende Menschen.

In der Ausstellung läuft zum Beispiel auf Monitoren ein Interview mit Anna Grass, über die der Schriftsteller Zugang zum Ballett bekam. Außerdem gibt es eine Bar, die sich dreht. Bei einem Getränk können die Gäste die Ausstellung immer wieder aus anderen Perspektiven wahrnehmen.

Zu sehen sind Videos von Grass, wie er voller Euphorie tanzt. Das hat Jörg-Philipp Thomsa selbst noch bei einer Veranstaltung erlebt: "Da ihm etwas langweilig war, hat er dann im musikalischen Teil auf einmal mitgetanzt. Er ist aus dem Publikum aufgesprungen und tanzte während der Musik. Das werde ich nie vergessen, wie toll das war."

Ausgelassene Stimmung bei der Eröffnung

Das Grass so viel mit Tanzen zu tun hatte, war auch vielen Gästen gar nicht bewusst. Sie waren total begeistert und tanzten am Ende in der Kulturwerft Gollan ausgelassen zu den Beats von Dr. Motte. Die Ausstellung "Grass Tanzbar" ist bis zum 5. Januar 2025 im Günter-Grass-Haus in Lübeck zu sehen.

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