Europäisches Hansemuseum wird "Museum for future"
Als erstes deutsches Museum hat sich das Europäische Hansemuseum dem Netzwerk "Museums for future" angeschlossen. Es will das Thema Nachhaltigkeit stärker in Museen verankern. Ein Gespräch mit Direktorin Felicia Sternfeld.
NDR Kultur: Frau Sternfeld, was genau verbirgt sich hinter "Museums for Future"?
Felica Sternfeld: "Museums for Future" ist ein loser Zusammenschluss von jungen oder jüngeren Menschen, die sich für Museen interessieren. Die Idee war, die Werte von "Fridays for future", die Themen Nachhaltigkeit und Ökologie auf die Museen zu übertragen. Die Initiator:innen sind vor allem in den Sozialen Medien aktiv. Ich glaube, das ist noch nicht mal ein Verein, sondern das ist wirklich ein Netzwerk. Ich habe das auf Twitter gesehen und gleich interessant gefunden. Wir hatten hier im Museum gerade angefangen, uns mit dem Thema stärker zu beschäftigen. Ich habe die einfach angeschrieben, wer sie so sind, was sie machen. Sie wollen vor allem als Vernetzungsplattform gelten und die Museen dazu animieren, sich selber weiter zu engagieren. Als Bildungseinrichtungen haben wir da ja auch einen Auftrag.
NDR Kultur: Sie sind als erstes deutsches Museum zu einem "Museum for future" geworden - was bedeutet das?
Sternfeld: Wir haben das Thema Nachhaltigkeit jetzt mit Priorität auf unsere Agenda genommen. Man muss sich dazu verpflichten, das Thema wirklich anzugehen und es auch zu verbreiten. So wie Jugendliche, Schüler und Menschen auf die Straße gehen, versuchen wir auch, das Thema voranzubringen.
NDR Kultur: Was planen Sie jetzt konkret für ihr Haus?
Sternfeld: Wir fahren mehrgleisig. Unser Energieverbrauch ist im Moment ein Riesenthema. Da sind wir relativ gut davor, weil wir ein recht neues Haus sind. Das Museum wurde 2015 eingeweiht und es wurde mit Erdsonden gebaut, sodass wir zumindest im Neubau mit eigener Energie heizen. Aber wir haben natürlich auch andere Themen. Konkret haben wir damit angefangen, uns unser Büro-Material anzuschauen. Wir haben ein Jobticket eingeführt, um die Mitarbeitenden zu animieren, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Wir waren in diesem Jahr beim Stadtradeln dabei, um da auch ein bisschen zu pushen. Wir haben ein Dienstfahrrad angeschafft, für kleinere Fahrten hier in der Umgebung.
Das wichtigste, damit wir jetzt einfach wissen, wo wir stehen: Wir erstellen jetzt eine Klimabilanz für das Haus, die haben wir noch nicht. Das machen wir mit einer zertifizierten Agentur. Wir sind bei einem Projekt mit dem Klimahaus Bremerhaven dabei, das heißt BILDUNGKLIMA-PLUS-56. Wir sind auch in einem Netzwerk für Bildungseinrichtungen, weil wir in unserer Bildung stärker auf das Thema eingehen möchten. Wenn wir ein Programm entwickeln, wollen wir auch Klimaschutz und Nachhaltigkeit mit vermitteln. Wir haben zum Beispiel im Moment eine Sonderausstellung, da nimmt das Thema Nachhaltigkeit einen großen Raum ein: in der Ausstellung "Guter Stoff". Da schauen wir nicht nur auf die Hansegeschichte, sondern transportieren das Thema in die heutige Zeit mit dem Stichwort nachhaltige Kleidung/ Fast-Fashion. Das gucken wir uns sehr kritisch an. Es gibt außerdem "TourCert", die machen Zertifizierungen für Freizeiteinrichtungen im Tourismusbereich und wollen besonders ökologische und soziale Unternehmensverantwortung fördern, da bemühen wir uns gerade darum, ein Häkchen zu bekommen.
NDR Kultur: Was können Museen und Kultureinrichtungen überhaupt leisten, wenn es um den Klimawandel geht?
Sternfeld: Ich glaube, wir können natürlich selber erstmal klimaneutral werden. Das müssen wir auch. Das müssen ja sowieso alle. Gerade in der aktuellen Situation sind wir dazu aufgefordert, Energie zu sparen. Wir können aber auch in die Gesellschaft hineinwirken. Wir sind außerschulische Lernorte, Bildungsorte. Wir haben einen Bildungsauftrag und über den können wir wirken. Wir können Fake-News entgegenwirken, wir können Veranstaltungen machen. Wir haben viele Schulklassen in unseren Museen, die wir an Themen auch noch mal anders heranführen können als eine reine Lernumgebung.
NDR Kultur: Sehen Sie denn jetzt über Lübeck hinaus Potenzial für die deutsche Museenlandschaft durch dieses Netzwerk?
Sternfeld: Das ist eine weltweite Geschichte. Museen gibt es überall und ich könnte mir denken, dass es in vielen Ländern diese Initiative gibt, um genau dieses Thema bei den Museen noch stärker zu verankern. Mit so einem Netzwerk kann das gut funktionieren. Es ist auch ein Brand: "Fridays for Future" kennt jeder. Wenn man "Museums for future" hört, weiß man ja sofort, was die wollen. Das ist natürlich hilfreich.
Das Gespräch führte Anina Pommerenke.