Wie bereiten sich Museen im Norden auf Stromausfälle vor?
Sind die Museen im Norden auf mögliche Stromausfälle vorbereitet? Wie können die wertvollen Sammlungen vor Schäden bewahrt werden? NDR Kultur hat in verschiedenen Museen im Norden nachgefragt.
Die Energieversorgung ist diesen Winter das große Thema. Doch auch wenn die Gasspeicher gut gefüllt sind und die Bevölkerung sich laut Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe keine Sorgen machen muss, sind regional und zeitlich begrenzte Stromausfälle nicht auszuschließen. Besonders sensible Bereiche, wie etwa Krankenhäuser, bereiten sich auf solche Szenarien vor. Doch wie sieht es in den Kultureinrichtungen aus? Schließlich lagern dort empfindliche und wichtige Exponate, die auch für zukünftige Generationen bewahrt werden sollen.
Hamburger Kunsthalle: eine der wichtigsten öffentlichen Kunstsammlungen
Die Hamburger Kunsthalle beispielsweise betreut eine Sammlung, die Kunst aus nahezu acht Jahrhunderten umfasst - sie zählt daher zu den wichtigsten öffentlichen Kunstsammlungen Deutschlands. Insgesamt sechs Restauratorinnen sind für die umfassende Sammlung verantwortlich, die Gemälde, Graphik, Fotografie, zahlreiche Skulpturen und Installationen beinhaltet. Ihre Hauptaufgabe ist der Erhalt der ihnen anvertrauten Bestände. Dazu gehört unter anderem auch eine fachgemäße Lagerung der Werke.
Notstromaggregate unterstützen Sicherheitstechnik
Für einen möglichen Engpass bei der Energieversorgung sieht sich das Haus gut aufgestellt: Im Falle eines Stromausfalls würde die Sicherheitstechnik über Batterien und Notstromaggregate weiter gewährleistet werden, teilt der Vorstand der Hamburger Kunsthalle mit. Sollte es zu einem Ausfall des Stroms über mehrere Tage kommen, würden sensible Werke innerhalb des Museums in klimatisch stabile Räume umgelagert werden.
Deichtorhallen: Dicke Mauern, kaum Klimaschwankungen
Auch Bert Antonius, der Kaufmännische Direktor der Deichtorhallen Hamburg, hat sein Haus auf einen möglichen Stromausfall vorbereitet und für alle möglichen Szenarien Notfallpläne ausgearbeitet. Demnach stellen kürzere Stromausfälle kein Problem für die Sammlung dar: "Die Sammlungen sind in Gebäuden untergebracht, die durch ihre dicken Mauern auf natürliche Weise keinen großen Klimaschwankungen ausgesetzt sind, auch nicht, wenn die Klimaanlage ausfällt", erläutert der Direktor.
Mehr Personal soll Ausfall der Sicherheitssysteme kompensieren
Anders sei die Lage allerdings für den Ausstellungs- und Verwaltungsbetrieb, der im Falle eines kurzen Stromausfalls gewisse Herausforderungen bewältigen müsse. Schließlich würde das Licht in den Ausstellungsräumen und Büros ebenso ausfallen wie die Computer oder Telefone auf den Schreibtischen. Antonius geht davon aus, dass der Arbeitsalltag dank erprobtem mobilem Arbeiten mit Handys und Laptops eine Weile gut überbrückt werden könne. Außerdem gebe es für die Beeinträchtigung der Sicherheitssysteme wie Videoüberwachung oder Brandmeldeanlage vorbereitete Abläufe, die Sicherheit durch den vermehrten Einsatz von anwesendem Personal zu kompensieren.
Europäisches Hansemuseum: Zuerst Besucher:innen evakuieren
Auch die Museumsdirektorin des Europäischen Hansemuseums in Lübeck, Felicia Sternfeld, hat sich mit ihrem Team seit einigen Wochen auf einen möglichen Stromausfall vorbereitet: "Als allererstes denken wir natürlich an unsere Besucher:innen, dass wir sie gut evakuieren und versorgen können." Die Exponate des Hauses seien bei kleineren Stromausfällen bis zu 72 Stunden klimatisch und sicherheitstechnisch über ein Notstromaggregat abgesichert und damit gut versorgt. Für den Fall, dass der Strom länger weg bleibe, diskutiere das Haus aktuell intern, wie es dann mit den Exponaten verfahren werde, teilt die Direktorin mit. "Natürlich hoffen wir, dass es dazu nicht kommt".
Kunstmuseum Wolfsburg: stabile klimatische Bedingungen
Das Kunstmuseum Wolfsburg sieht einem möglichen Aussetzen der Stromversorgung entlassen entgegen: Es sei aufgrund seiner allgemeinen Sicherheitsvorkehrungen schon immer auf den Fall von kurzfristigen Stromausfällen vorbereitet, sodass zunächst keine Gefährdung für die Kunst bestehte, teilt das Haus auf Nachfrage von NDR Kultur mit. Zudem seien die Lagerräume, wie auch die Ausstellungsbereiche geschlossene Bereiche, die auch ohne Klimatisierung längere Zeit stabile Werte vorweisen.
Kunsthalle zu Kiel: "Hundertprozentigen Schutz kann es nie geben"
Annette Hüsch, die Direktorin der Kunsthalle zu Kiel, betont in ihrem Statement, dass es Hauptaufgabe ihres Hauses sei, die Kunst zu bewahren - auch für künftige Generationen. Daher werde die Kunst durch permanente technische und personelle Maßnahmen überprüft. Dabei habe das Haus die aktuellen Ereignisse in die regelmäßigen sicherheitsrelevanten Betrachtungen und internen Abläufe einbezogen - auch was mögliche kurzzeitige Engpässe bei der Stromversorgung betreffe. Diese werden darüber hinaus ständig angepasst, so Hüsch. Trotzdem gebe es natürlich nie einen hundertprozentigen Schutz.