Zwei Geflüchtete zeigen bewegende Bilder in Lüchow
Die Künstler Joao Timane aus Mozambique und Shima Farhadieh aus dem Iran mussten ihre Heimat verlassen - und leben nun im Wendland. Jetzt stellen sie gemeinsam im Lüchower Kreishaus aus.
Shima Farhadieh ist vor drei Jahren ins Wendland gekommen. Sie hat im Iran Kunst studiert und unterrichtet, hatte eine eigene Galerie. Mit ihren Bildern macht sie auf die schwierige Lebenssituation der Frauen in ihrem Heimatland aufmerksam. Öffentlich zeigen dürfte sie ihre Arbeiten im Iran nicht. Hier in Lüchow hängen sie groß und unübersehbar: Frauen, die Augen, Mund oder Geschlecht verschließen. Deutliche Farben in Grau und Rot. Ihre Schwester Asal ist mitgekommen und übersetzt: "Frauen haben kaum Freiheiten in unserer Heimat. Die Bilder zeigen, dass sie nichts sehen, nicht sprechen und keinen Sex haben dürfen. Meine Schwester will den Frauen mit den Bildern eine Stimme geben."
"Es sind traurige Bilder, weil ich das jetzt so fühle"
Gegenüber von Shimas Bildern: Die Arbeiten von Joao Timane. Seine Bilder sind eher düster. Das war mal anders. "Wenn du meine Bilder heute siehst, sind das keine fröhlichen Bilder mehr", so der Künstler. "Es sind traurige Bilder, weil ich das jetzt so fühle. Nicht wegen Deutschland oder den Deutschen, sondern wegen Mosambik." Seine Heimat wird seit 50 Jahren von der Staatspartei Frelimo regiert. Sie lässt keine Opposition zu. Wer sich nicht anpasst, bekommt Probleme - so wie Joao. Deshalb ist er vor eineinhalb Jahren mit seiner Frau ins Wendland gekommen. Früher hat er in Mosambik von seiner Kunst gelebt und als Kunstlehrer gearbeitet.
Café Zuflucht: Anlaufstelle für Geflüchtete in der Region
Kennengelernt haben sich Shima und Joao im Café Zuflucht in Dannenberg - eine Anlaufstelle für Geflüchtete in der Region. "Ich war zum ersten Mal im Café Zuflucht, und da sah ich auch die Bilder von Shima zum ersten Mal", erinnert sich Joao. "Ich fragte dann, wer die Bilder gemalt hat. Sie sagten mir, eine Frau aus dem Iran. Ich dachte zuerst, eine weise, 80-jährige Frau hätte die gemalt."
Beide sehen in der Kunst des Anderen die schmerzhaften Erlebnisse, die hinter ihnen liegen. "Es sind wunderbare Bilder", sagt Shima über die Arbeit von Joao. Ihre Schwester ergänzt: "Sie sagt, seine Bilder seien so traurig. Als sie das erste Mal seine Bilder gesehen hatte, habe sie ihn verstanden."
Malverbot in der Flüchtlingsunterkunft?
Shima hat mit ihrer Familie eine Wohnung gefunden und damit wenigstens einen kleinen Raum zum Arbeiten. Joao lebt in einer Flüchtlingsunterkunft in Neu Tramm. Dort darf er nicht malen. Warum, weiß er nicht. "Ich male nicht, weil sie mir gesagt haben, dass ich das nicht darf", so der Künstler. "Es gibt dort keinen Ort für Malerei. Ich soll mir einen Ort in Dannenberg suchen, wo ich malen kann. Aber es ist sehr schwierig, etwas zu finden. Und es ist teuer."
Die Ausstellung der beiden wird im Kreishaus in Lüchow gezeigt. Hier hat Landrätin Dagmar Schulz ihr Büro. Sie kommt spontan vorbei, um die Künstler zu begrüßen. Darauf angesprochen, warum Joao in der Flüchtlingsunterkunft nicht malen darf, reagiert sie erstaunt. "Wir haben hier so tolle Bilder - und es kann ja nicht sein, dass man das nicht darf", so Schulz. Und verspricht: "Das kläre ich gleich morgen."
Viel Unterstützung im Landkreis für die beiden Künstler
Joao Timane und Shima Farhadie haben im Landkreis viel Unterstützung erfahren - vor allem von ehrenamtlichen Helfern. Joao hat eine Staffelei, Papier und Farben geschenkt bekommen. Hinter zugezogenem Vorhang hat er heimlich in der Unterkunft gemalt. Vielleicht ist das jetzt vorbei und er bekommt einen Raum. Und wenn nicht, wird Shima ihr winziges Zimmer mit ihm teilen.
Zwei Geflüchtete zeigen bewegende Bilder in Lüchow
Die Künstler Joao Timane aus Mozambique und Shima Farhadieh aus dem Iran mussten ihre Heimat verlassen - und leben jetzt im Wendland.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ende:
- Ort:
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Kreishaus Lüchow
Königsberger Str. 10
29439 Lüchow - Preis:
- Der Eintritt ist frei.
- Öffnungszeiten:
- Montag bis Donnerstag von 9 bis 16 Uhr, Freitag von 9 bis 12.30 Uhr (außer in der Weihnachtspause vom 24. Dezember 2024 bis 1. Januar 2025: in diesen Tagen ist das Kreishaus für den Publikumsverkehr geschlossen).