Wie ein Oldenburger Chef des Kunstmuseums in Lillehammer wurde
Seit 2018 ist Nils Ohlsen Direktor des Kunstmuseums in Lillehammer. Zuvor war er unter anderem Kurator an der Kunsthalle in Emden. Ohlsen schätzt die Nähe zum Publikum in der norwegischen 27.000-Einwohner-Stadt - und ist gerne in der Natur unterwegs.
Der 56-jährige Nils Ohlsen mit grau-schwarzen Haaren und schwarzer Brille ist in erster Linie aus beruflichen Gründen zuerst in Oslo und später in der Olympiastadt Lillehammer gelandet. "Ich bin letztendlich aufgefordert worden, mich 2010 auf eine Stelle zu bewerben”, erzählt Ohlsen. So kam es, dass er in dem Jahr Abteilungsdirektor für alte Meister und moderne Kunst im norwegischen Nationalmuseum wurde. “Die Stelle passte natürlich auch gut zu meinem Profil. Ich habe ja auch in Deutschland schon nordische Ausstellungen gemacht in der Kunsthalle Emden und habe meine Doktorarbeit über skandinavische Kunst geschrieben."
Nils Ohlsen: Leidenschaft für "Wandern, Paddeln, Skifahren"
Aber auch privat hat er schon immer ein Faible für die skandinavischen Länder gehabt. "Ich hatte schon immer eine Leidenschaft für alles, was mit Outdoor zu tun hat: Wandern, Paddeln, Skifahren. Das hängt mit meiner Familie zusammen, weil wir in der auch einige Schweden haben. Dadurch war ich schon seit frühester Kindheit immer in Schweden. Also ist das schon irgendwie in den Genen gewesen."
In Stockholm hat er seine Doktorarbeit unter dem Titel "Skandinavische Interieurmalerei zur Zeit Carl Larssons" (1999) geschrieben. Dabei hat er sich auch intensiv mit dem expressionistischen Werken des norwegischen Malers Edvard Munch befasst. Beruflich wurde es zwar nicht Schweden, aber zumindest Norwegen.
"Viel engere Beziehung zum Publikum" in Lillehammer
Bis 2018 war Ohlsen am Nationalmuseum in Oslo - dann kam ein neuer Vorstand, eine neue Direktorin und eine neue Organisationsstruktur. "Plötzlich gab es einfach meine Abteilung nicht mehr", so der Oldenburger. "Das hätte ich auch nicht gedacht, dass einem so etwas in Norwegen passiert, wo es doch hier ein sehr starkes Arbeitsrecht gibt. Aber ich musste mich einfach neu orientieren und letztendlich muss ich sagen, es sich auch als sehr gut erwiesen. Denn hier in Lillehammer haben wir halt ein mittelgroßes Kunstmuseum und eine viel engere Beziehung zum Publikum. Man hat viel mehr den Impuls, zu gucken: Was passiert in dieser kleinen Stadt? Man kann auch die Großen herausfordern und tolle Dinge auf die Beine stellen. In der Gesamtheit macht mir das einfach sehr viel Spaß."
Norwegisch spricht er nach so langer Zeit natürlich perfekt. Auch die Mitarbeitenden sind von Ohlsen begeistert, erzählt die Projektleiterin Hilde Fauskerud: "Ich finde es sehr spannend, mit einem deutschen Chef zu arbeiten. Auch müssen wir bedenken, dass die norwegischen Museen sehr international sind und deshalb ist es nicht unnatürlich, einen Chef aus Deutschland oder einem anderen Land zu haben. Er hat ein großes Netzwerk an Kontakten, weil er aus Deutschland kommt und uns tolle und interessante Ausstellungen verschafft."
Pendler zwischen Oslo und Lillehammer
Der Direktor des Kunstmuseums lebt unter der Woche in Lillehammer und am Wochenende im Haus mit seiner Frau in Oslo. Hierdurch hat er den Vorteil, auch am norwegischen Puls der Kunstszene in Oslo immer wieder wichtige Kontakte knüpfen zu können. In der eher kleinen norwegischen Kunstszene spielt eine Sache aus seiner Sicht eine große Rolle: "Die Natur, auch die Kräfte der Natur. Das ist schon ein Unterschied, dass hier die direkte Auseinandersetzung mit der Natur, die vielleicht auch sehr romantisch sein kann, hier einen großen Stellenwert hat."
Man merkt: Nils Ohlsen fühlt sich wohl als Direktor des Kunstmuseums in der 27.000-Einwohner-Stadt Lillehammer. Aber ihm bleibt auch immer ein kleines bisschen seine Heimatstadt Oldenburg in seinem Herzen, wo seine Eltern leben und er ganz in der Nähe zwölf Jahre der Kurator der Kunsthalle in Emden war.