Renoviertes Atelierhaus von Ernst Barlach in Güstrow eröffnet
Ernst Barlachs Atelierhaus am Heidberg, am Ufer des Inselsees bei Güstrow, präsentiert sich nach einer umfangreichen Sanierung und Erweiterung mit einer neugestalteten Dauerausstellung.
Ob "Der Wanderer", der "Fries der Lauschenden" oder eine Büste von Ludwig van Beethoven - im Großteil der ausgestellten Plastiken im Atelierhaus von Ernst Barlach ist die künstlerische Handschrift Barlachs sofort wiederzuerkennen. Doch für die Geschäftsführerin der Ernst-Barlach-Stiftung in Güstrow, Magdalena Schulz-Ohm, sind es auch die auf den ersten Blick weniger spektakulär erscheinenden Ausstellungsstücke, die sehenswert sind - wie Barlachs Reisepass von 1937.
"Es wird - wie heute auch - die Augenfarbe abgefragt", erzählt Magdalena Schulz-Ohm. "Zunächst stand dort blau, dann war blau durchgestrichen, braun wurde darüber geschrieben und daneben der handschriftliche Vermerk: geändert. Das fand ich einfach schmunzelnswert. Wenn man sich überlegt: Wenn jemand heute handschriftlich in seinem eigenen Reisepass korrigiert und daneben schreibt, hätte man, glaube ich, wenig Freude mit dem Dokument."
Ernst Barlachs Werkzeuge mit Bearbeitungsspuren
Erstmalig sind auch die Werkzeuge von Ernst Barlach ausgestellt. "Man kann die Arbeitsgeräte anschauen, mit denen er seine Kunst geschaffen hat", sagt Schulz-Ohm. "Man sieht eine Stützkonstruktion, Galgen genannt, an der die Modelle aus Gips und Ton fixiert waren. Man sieht dort auch noch Reste der Bearbeitungsspuren. Das ist, glaube ich, ganz toll, um die Person Ernst Barlach ein bisschen nahbarer entdecken zu können."
Digitalisierte Tonaufnahmen von Ernst Barlach
Den Künstler selbst können die Besucher der neuen Dauerausstellung nicht nur entdecken, sondern auch erstmalig hören, beispielsweise mit seinem Prosatext "Sonntagmorgen auf den Feldern": "Aus der Alltäglichkeit meines Lebens in Güstrow in den Jahren 1912 und 13. Sonntagmorgen auf den Feldern: Auf den frisch abgeernteten Rübenfeldern geht es sich im Nebeldunst leicht hin. Man lässt die Linien der nahen und fernen Erdwälle um sich schwingen und das Nahe und Ferne ist dicker oder dünner Bodensatz aus der Luft." Diesen Text hat Ernst Barlach in den 30er-Jahren im Rundfunk aufgenommen.
"Es sind Stücke, die er selbst geschrieben hat, die er vorliest. Dass diese Aufnahmen existieren, war uns bewusst", erklärt Schulz-Ohm. "Sie waren schon einmal irgendwann in der Vergangenheit in ein neueres Medium transportiert worden. Das heißt, wir hatten das auf Schallplatte hier bei uns. Diese Schallplatten haben wir am Ende digitalisieren können, dass wir die Tonspuren jetzt für Besucher zugänglich haben."
Dauerausstellung im Atelierhaus mit neuem Konzept
Letztmalig wurde das Atelierhaus am Heidberg vor rund drei Jahrzehnten, Anfang der 90er-Jahre, saniert. Nun kann Magdalena Schulz-Ohm eine komplett neu gestaltete Dauerausstellung in Güstrow präsentieren: "Es ist fast nichts an seiner Stelle geblieben. Es gibt eine Arbeit, die tatsächlich ihren Platz behalten hat - aus statischen Gründen. Ansonsten haben wir, bilde ich mir ein, alles einmal verändert. Grundsätzlich ist das ganze Konzept komplett überarbeitet worden. Wir haben verschiedene Themenräume und haben die Werke entsprechend neu zusammengefasst, sodass man ganz viel Neues entdecken kann, auch teilweise mit liebgewonnenen alten Bekannten."
Wer allerdings die "Lachende Alte" und die "Frierende Alte" im Atelierhaus vermisst, wird diese und andere Werke von Ernst Barlach künftig in der Gertrudenkapelle finden, denn auch dort soll bis zum Sommer die Ausstellung neu konzipiert werden.
Renoviertes Atelierhaus von Ernst Barlach in Güstrow eröffnet
Das Atelierhaus zeigt eine neugestaltete Dauerausstellung. Erstmals ist der Künstler darin auch selbst zu hören.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ort:
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Ernst Barlach Museen Güstrow, Atelierhaus
Heidberg 15
18273 Güstrow - Preis:
- 8 Euro, ermäßigt 6 Euro
- Öffnungszeiten:
- Bis 31. März: dienstags bis sonntags 11 Uhr bis 16 Uhr
Ab 1. April: dienstags bis sonntags 10 Uhr bis 17 Uhr - Besonderheit:
- Dauerausstellung