Was Richter und Celmins verbindet: "Double Vision" in Hamburg
Eine außergewöhnliche Doppelschau ist ab Freitag in der Galerie der Gegenwart der Hamburger Kunsthalle zu sehen: "Double Vision" zeigt Werke von Gerhard Richter und Vija Celmins - und was die beiden auf überraschende Weise verbindet.
Gerhard Richter ist einer der bekanntesten und renommiertesten zeitgenössischen Künstler Deutschlands. Die ursprünglich aus Riga stammende US-Amerikanerin Vija Celmins ist hierzulande weniger bekannt. Die beiden Künstler sind sich nie persönlich begegnet. Das ist kaum zu glauben, wenn man diese Schau in der Hamburger Kunsthalle betrachtet.
Frage nach Schein und Wirklichkeit
In einer Vitrine liegen zwei gewöhnliche Steine. Das Verrückte: Jeder davon ist zweimal vorhanden, absolut identisch! Einer ist echt, der andere eine Kopie. "Wir können nicht mehr erkennen, was real ist. Beide sind natürlich real. Aber diese Frage nach Schein und Wirklichkeit, nach Illusionen, taucht auf. Das sind die zentralen Fragen der Kunst, die die beiden so wunderbar auf den Punkt bringen", sagt Kuratorin Brigitte Kölle. Sie hatte die Idee zu dieser Ausstellung - und hat sie zusammengestellt.
Flugzeuge aus dem Zweiten Weltkrieg: Bei Vija Celmins ist das "German Plane", das deutsche Flugzeug, von 1966 völlig realistisch in Grautönen gemalt. Gerhard Richters "Schärzler"-Flugzeug von 1964 wirkt etwas verschwommen, ist aber genauso realistisch gemalt.
Celmins: "Ich dachte, er kopiert mich"
"Er muss die gleichen Fotos wie ich gesammelt haben. Als ich sein Werk 'Atlas' gesehen habe, war ich schockiert! Ich dachte, er kopiert mich", sagt Vija Celmins. Anders als der inzwischen 91-jährige Gerhard Richter, der aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Hamburg kommen konnte, ist die Künstlerin bei der Eröffnung der Ausstellung dabei. Sie sah Richters Werke 2002 zum ersten Mal. Getroffen haben sich die beiden wirklich nie, erzählt die 84-Jährige, aber: "Es hat vermutlich mit unserer Geschichte zu tun. Sozusagen: zurück in die Kindheit gehen, sie noch einmal zu erleben."
Verbindung: Kindheit mit Krieg und Flucht
Celmins ist 1938 in Riga geboren und damit nur sechs Jahre jünger als Richter. Beide erlebten als Kinder den Zweiten Weltkrieg und Flucht - und sammelten Fotos über diese Zeit, die sie künstlerisch verarbeitet haben.
Und noch etwas verbindet die beiden auf faszinierende Weise: die Farbe Grau, mit der sie sich äußerst intensiv auseinandergesetzt haben. Graue Bilder vom Meer, die von Celmins klein, nur die Wasseroberfläche zeigend, in faszinierenden Schattierungen, mit Bleistift so akkurat gestrichelt und gezeichnet, dass man meint, ein Foto vor sich zu haben. Daneben hängt das großformatige Werk "Seestück" von Gerhard Richter: ebenfalls grau, in unendlich vielen Schattierungen, in der Ferne der Horizont.
Das eigenen Sehen im Fokus der Ausstellung
"Diese Ausstellung ist eine Ausstellung, in der es um das Sehen geht", erklärt Brigitte Kölle. "Darum, etwas miteinander zu vergleichen, auch das Andere mit im Blick zu haben, genauer hinzuschauen. Weil nämlich beide Künstler damit beschäftigt sind, wie wir sehen, wenn wir sehen. Das eigene Sehen ist immer gleichzeitig mit in den Blick genommen."
"Double Vision": Eine außergewöhnliche Doppelschau
Ein täuschend echt aus Holz geformtes und dann super realistisch bemaltes Riesen-Radiergummi von Celmins, oder dreidimensional wirkende kleine Bilder umgeschlagener Seiten von Richter - auch die intensive Beschäftigung mit Augentäuschungen verbindet die Künstler.
Zu sehen sind rund 60 Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken und Objekte. "Double Vision" ist eine außergewöhnliche Doppelschau zweier so unterschiedlicher Künstler, die sich noch nie getroffen haben und die dennoch in ihrem künstlerischen Schaffen so viel verbindet.
Was Richter und Celmins verbindet: "Double Vision" in Hamburg
Eine außergewöhnliche Doppelschau stellt Werke von Gerhard Richter und Vija Celmins gegenüber. Ab Freitag in der Kunsthalle.
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Hamburger Kunsthalle
Glockengießerwall 5
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